Schritt für Schritt mehr Sicherheit: Auf zum gemeinsamen Schulwegtraining!
Shownotes
Aller Anfang ist schwer: Die Schule ist eine neue Herausforderung – auch der Weg dorthin. Eltern können ihren Kindern mit der Wahl des besten Schulwegs und gemeinsamem Schulwegtraining wertvolle Starthilfe geben. Gut für die Gesundheit, gut fürs Klima, gut für die Sicherheit: Aktive Mobilität ist gefragt, von Kindesbeinen an! Warum Schulstraßen und Elterntaxis nicht zusammenpassen, was der unsichtbare Schutzweg ist, wo es Schulbusse auf Füßen gibt und warum Sabine und Christian an jeder Kreuzung in die Knie gehen? Sicherheit macht Schule! Hören Sie rein!
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Christian Kräutler: Sabine, wann bist du am Gehsteig eigentlich das letzte Mal in die Knie gegangen?
Sabine Kaulich: In die Knie gegangen?
Christian Kräutler: Ja, so auf Augenhöhe von Vorschulkindern, damit man mal wirklich sehen, was für ein Niveau die haben und was für einen Blick die haben.
Sabine Kaulich: Na so, naja, das ist jetzt schon gute zehn Jahre her. Das letzte Mal, das war wohl, wo ich mit meiner jüngeren Tochter das Schulwegtraining absolviert habe und du, Christian?
Christian Kräutler: Ja, bei mir ist es genau das gleiche. Also beim Schulwegtraining meiner Kleinen, in Wirklichkeit sind sie natürlich nicht mehr klein, die sind jetzt groß geworden. Aber dieser Perspektivenwechsel, der war damals gut und ich würde ihn eigentlich allen auch empfehlen, dass sie mal irgendwie schauen, wenn man so ein bisschen kleiner ist, wie schaut denn eigentlich die Verkehrswelt so aus?
Sabine Kaulich: Ja, da hast du vollkommen recht, Christian. Das sollten wir alle wieder mal tun, die Welt mit Kinderaugen sehen. Ja, noch sind Sommerferien, aber schon bald ist September. Der Schulbeginn, der rückt näher und ganz mit Riesenschritten. Ja, und für all jene, deren Kinder jetzt in die Schule kommen, ist es Zeit, mit dem Schulwegtraining zu beginnen. Das richtige Rüstzeug für eine sichere und aktive Mobilitätsteilnahme, das sind Achtsamkeit, Orientierung und das Wissen um Regeln und Risiken im Straßenverkehr. Und dieses Rüstzeug, das müssen eben wir unseren Kindern mit auf den Weg geben. Liebe Eltern, holen Sie sich in unserem heutigen KFV-Podcast die wichtigsten Tipps und Infos zum Thema sicherer Schulweg. Mein Name ist Sabine Kaulich, willkommen beim Podcast Sicher ist sicher, der heute ganz im Zeichen der Kindersicherheit im Straßenverkehr steht.
Christian Kräutler: Ja und um möglichst sicher in eine selbstständige Mobilität hineinzuwachsen, brauchen Kinder vor allem drei Dinge. Erstens ein gemeinsames Schulwegtraining mit Mama oder Papa, wo sie einfach das sichere Verhalten im Straßenverkehr Schritt für Schritt erlernen. Zum Zweiten die Aufmerksamkeit und die Rücksichtnahme von uns allen, die wir im Verkehr unterwegs sind, vor allem wenn wir mit dem Auto unterwegs sind. Und drittens brauchen sie eine schulische Verkehrsmobilitätsbildung, damit aus unseren Kindern sichere Verkehrsteilnehmer werden. Schauen wir uns also die Sache mit dem sicheren Schulweg heute gemeinsam an. Mein Name ist Christian Kräutler. Herzlich willkommen, bleiben Sie dran!
Catharina Ballan: Sicher ist sicher, der Vordenker*innenpodcast des KFV. Episode 6: Schritt für Schritt mehr Sicherheit. Auf zum gemeinsamen Schulweg-Training.
Sabine Kaulich: Ja, wir alle wissen, Kinder leben in ihrer eigenen Welt, sie sind einfach anders. Kinder denken, sehen, hören und fühlen anders. Sie nehmen ihre Umgebung aus einer völlig anderen Perspektive wahr und erleben den Straßenverkehr aus einer anderen Sicht.
Christian Kräutler: Kinder können manche Dinge einfach noch nicht so, wie es für uns Erwachsene völlig selbstverständlich ist. Sie können zum Beispiel Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht richtig einschätzen, aber gerade das ist besonders wichtig, wenn ich sicher über eine Straße kommen will. Sie können zum Beispiel auch die Richtung, aus der ein Geräusch kommt, oft nur sehr, sehr schwer bestimmen.
Sabine Kaulich: Genau. Also Kinder sind sehr besonders. Sie sind aber auch sehr neugierig, spontan und impulsiv, leider aber auch leicht ablenkbar. Sie vermischen oft noch die Realität mit der Fantasie. Ja und ihre Aufmerksamkeit richtet sich ganz spontan oft auf sehr gefühlsbezogene Objekte wie etwa Hunde, bunte Plakate oder eben die Oma auf der anderen Straßenseite.
Christian Kräutler: Sabine ich glaube, man könnte sagen, Kinder sind ganz einfach anders. Sind einfach keine kleinen Erwachsenen, aber das müssen wir Erwachsene berücksichtigen, wenn wir auf der Straße unterwegs sind, wenn wir Kinder auf der Straße sehen. Wenn wir also am Steuer eines Kraftfahrzeugs sitzen und die Jüngsten sind im Straßenverkehr unterwegs, dann heißt es, besondere Rücksicht nehmen. Sabine, weißt du eigentlich, was der unsichtbare Schutzweg für Kinder ist?
Sabine Kaulich: Ja, Christian, ich schon, aber ehrlich gesagt, ich bin mir oft nicht sicher, ob das alle fahrzeuglenkenden Verkehrsteilnehmer in Österreich wissen. Eben, dass der unsichtbare Schutzweg für Kinder immer und überall gilt. Also, wo Kinder, egal ob sie jetzt allein unterwegs sind, in Gruppen oder an der Hand eines Erwachsenen die Fahrbahn überqueren, da müssen wir Fahrzeuglenkende ihnen das unbehinderte und ungefährdete Überqueren der Straße ermöglichen, also wir müssen auch anhalten bei Bedarf. Ja, und leider halten sich in der Praxis aber wenige Lenkende an diese Regeln und Kinder sollten also deshalb immer sehr achtsam die Fahrbahn queren, im Idealfall eben an einem Zebrastreifen oder einer anderen Querungshilfe.
Christian Kräutler: Ja, genauso ist es. Und als Lenker von einem Auto oder einem Motorrad muss ich mich natürlich immer an die gesetzliche Regelung, nämlich die des unsichtbaren Schutzweges, für Kinder halten. Vor allem dann, wenn ich im Umkreis von Schulen und Kindergärten unterwegs bin, dann heißt es für mich langsam fahren, damit wir dann im Falle des Falles, wenn nämlich ein Kind die Straße betritt, jederzeit stehen bleiben können. Da muss man immer mit den Kindern auf der Straße rechnen, nämlich dort, wo Schulen sind und entsprechend vorsichtig fahren. Das Motto lautet also in dem Fall, runter vom Gas überall, wo Kinder unterwegs sind und damit kommen wir gleich zur nächsten wichtigen Erinnerungsauffrischung für alle, die mit dem Auto unterwegs sind. Wir alle haben es zwar in der Fahrschule gelernt, nämlich dem Vertrauensgrundsatz, der ist nämlich auf die Kinder nicht anwendbar. Die Frage ist nur, wer weiß es noch, was der Vertrauensgrundsatz ist. Im Klartext heißt das, selbst wenn sich Kinder im Straßenumfeld völlig unvernünftig verhalten, also die springen ganz einfach einem Ball nach auf die Straße, auch dann muss der Fahrzeuglenkende jederzeit bremsbereit unterwegs sein. Er muss quasi dieses Verhalten von den Kindern einkalkulieren. Auch da, liebe Sabine, gilt, Lenkende müssen überall dort, wo eben mit Kindern gerechnet werden kann, langsamer fahren. Das ist natürlich auch wieder besonders wichtig bei Kindergärten, Schulen, aber auch zum Beispiel Sport,- oder Spielplätze, wo einfach vermehrt Kinder unterwegs sind. Wer dort so schnell unterwegs ist, der gefährdet nicht nur unsere Kinder, dem drohen neben der Geldstrafe auch ein Führerscheinentzug oder eben eine Nachschulung.
Sabine Kaulich: Ja Christian, nach diesem kurzen Ausflug ins Juristische kommen wir zu unserem heutigen Thema, dem richtigen Schulwegtraining. Ich habe jetzt bei der Vorbereitung auf diesen heutigen Podcast noch einmal mit unseren Verkehrspsychologen gesprochen. Und die haben mir bestätigt, dass der zu Fuß absolvierte Schulweg jedenfalls der beste Schulweg ist, denn durch dieses regelmäßige Zu Fuß Gehen können Kinder nicht nur ihren Bewegungsdrang ausleben, sondern auch ganz wertvolle Erfahrungen im Straßenverkehr sammeln, also es steigert etwa das Risikobewusstsein, die Koordination oder eben auch die Orientierung im Raum und das sind ganz wertvolle Kompetenzen fürs Leben. Ja, und gesund und ein Beitrag zum Klimaschutz, das ist es natürlich auch.
Christian Kräutler: Ja, und für uns Sicherheitsexperten ganz besonders wichtig, liebe Sabine, ist natürlich, dass es auch zur Sicherheit im direkten Schulumfeld beiträgt. Wenn nämlich der Schulweg zu Fuß zurückgelegt wird, dann reduziert sich der Zubringerverkehr. Diese Elterntaxis verursachen tagtäglich ein Verkehrschaos rund um die Schulen, vor allem in der Früh, wenn die Kinder gebracht werden. Genau dieses Bringen, dieses Abholen dann zum Mittag wieder, das Wegfahren, das Umdrehen im Schulbereich oder eben auch das Halten in zweiter Spur, das alles ist ein Risikofaktor für unsere Schülerinnen und unsere Schüler. Das heißt eigentlich, dass die Elterntaxis von der privaten Haustür bis zum Schultor eher die Ausnahme sein sollen. Die aktive Mobilität, also das Zu Fuß Gehen und das Radl fahren, bei dem unsere Kinder auch etwas über den Straßenverkehr lernen, sollte hingegen die täglich gelebte Praxis sein. Und Sabine, seit Oktober 2022 gibt es da eine ganz interessante Möglichkeit für Gemeinden, das tägliche Chaos vor unseren Schulen zu verhindern und zwar ist das die Schulstraße. Was kann jetzt also die Schulstraße? Sie verhindert, dass zum Schulbeginn und zum Schulschluss die Autos direkt an der Schule vorbeifahren dürfen. Es ist also eine sichere Variante für die letzten Meter, die unsere Kinder zu Fuß zurücklegen. Also dort, wo vorher dieses Chaos geherrscht hat. Und das Schöne daran ist, wenn die Kinder im Klassenzimmer sitzen, dann fließt der Verkehr draußen wieder völlig ungehindert, weil es eben nur eine zeitlich begrenzte Einschränkung des Autoverkehrs vor der Schule ist. Sabine, jetzt muss ich dich aber noch etwas Wichtiges fragen. Bei mir ist es nämlich schon etwas länger her, dass ich mich mit dem Thema beschäftigt habe. Kannst du dich eigentlich noch an die besten Tipps zur Auswahl des sicheren Schulwegs erinnern?
Catharina Ballan: Schulwegtipps für Eltern. Sabine Kaulich: [00:08;58] Du, ich habe da gerade vor ein paar Tagen mit einer Mutter darüber gesprochen, deren Bub im Herbst in die Volksschule kommt. Sie wollte auch wissen, auf was sie bei der Auswahl des Schulweges achten soll. Ich sage immer, für mich gibt es drei wichtige Punkte. Das Erste ist eben die Route auswählen. Das Zweite ist, auf welcher Straßenseite geht man. Und das Dritte ist, wo kreuzt man die Straße. Zur Auswahl der Route: Der kürzeste Schulweg ist leider nicht immer der Sicherste. Das heißt, der ideale Weg, der führt entlang verkehrsarmer Straßen mit möglichst geringem Geschwindigkeitsniveau und bietet möglichst sichere Stellen zur Querung der Fahrbahn. Dann geht es zum zweiten Schritt, auf welcher Straßenseite soll jetzt mein Kind gehen? Also je weniger Ausfahrten auf einer Straßenseite sind, eben zum Beispiel auf privaten Grundstücken oder auf Garagen, und je weniger einbündende Straßenzüge eben dazu bewältigen sind, desto besser. Wir kommen jetzt zum dritten Schritt, nämlich zur Auswahl der sicheren Querungsmöglichkeiten. Ganz klar, falls vorhanden, sollte die Straße im Bereich des Schulweglotsen, einer Ampel, an Zebrastreifen oder anderer Querungshilfen überquert werden. Sind jetzt keine solchen Querungshilfen vorhanden, wie es ja oft in Wohngebieten der Fall ist, so wählt man eine Querungsstelle mit sehr guten Sichtweiten in beide Richtungen, also ohne, dass die Gefahr besteht, dass das Kind durch parkende Autos oder überbreite Hecken verdeckt wird.
Christian Kräutler: Ja, das ist ganz schön viel, was man da berücksichtigen soll, um eben den sichersten Schulweg zu finden. Aber Sabine, manche Gemeinden haben da nämlich eine super Hilfe, um diesen sicheren Schulweg tatsächlich zu finden. Die Hilfe ist teilweise, glaube ich, noch viel zu wenig bekannt. Viele österreichische Volksschulen haben nämlich bereits die sogenannten Schulwegpläne. Man kann das selber nachschauen auf der Website www.schulwegplan.at. In diesen Schulwegplänen sind nämlich die sichersten Schulwege schon eingezeichnet und zwar inklusive der Querungsstellen, von denen du gerade gesprochen hast, nämlich den sicheren Querungsstellen. Und diese Schulwegpläne werden in Zusammenarbeit von der AUVA und dem Kuratorium für Verkehrssicherheit erstellt und werden so gut es geht laufend aktuell gehalten. Also ich glaube, das ist durchaus sinnvoll, dass man da mal einen Blick reinwirft, ob nicht die eigene Schule vielleicht eben so einen Schulwegplan schon besitzt.
Sabine Kaulich: Ja, jetzt haben wir das Thema Schulweg ganz ausführlich behandelt. Jetzt haben wir den gefunden sozusagen und dann geht es ja eigentlich für die Eltern erst richtig los, nämlich mit dem Schulwegtraining. Christian, wie starten wir denn da am besten?
Christian Kräutler: Am besten starten wir frühzeitig und das heißt jetzt nicht, dass ich ganz besonders früh aufstehen muss, sondern dass ich früh beginnen muss, mit dem Kind den Schulweg zu trainieren. Es macht ganz einfach Sinn, dass man über mehrere Wochen hinweg nämlich die ausgewählte Strecke dann mit dem Kind gemeinsam geht. Ich habe zum Beispiel meiner Tochter immer erklärt, worauf sie beim zu Fuß gehen achten muss und da sind natürlich ganz besonders wichtig eben diese gefährlichen Stellen, von denen wir vorher schon gesprochen haben. Und nach den ersten Trainingstagen macht es durchaus auch Sinn, dass nicht ich das Kind führe, sondern das Kind eben mich führt und ich eben das Ganze beobachte. Wenn meine Tochter dann auch noch so gesagt hat, was sie gerade macht, dann habe ich irgendwie gewusst, ja, sie hat das verstanden oder sie hat es eben nicht verstanden, hat es ein bisschen auswendig gelernt und simuliert da irgendwas. Das ist also für beide dann so ein bisschen eine Win-win-Situation, wenn sie das eben selbst kommentiert, was sie da gerade tut. Und bei Fehlern ist es natürlich wichtig, diese Fehler zu korrigieren. Wie immer im Leben macht eine konstruktive Kritik besonders Sinn. Ich selbst bin da relativ ruhig und sachlich geblieben und klarerweise habe ich meine Tochter dann, wenn sie irgendwas gut gemacht hat, beim richtigen Verhalten gelobt und gerade dieses motivierende Feedback, das hat uns beiden eigentlich relativ viel Freude beim Lernen gemacht, vor allem eben auch meiner Tochter. Und Sabine ganz ehrlich, ich war natürlich irrsinnig stolz, riesig stolz, als ich dann gesehen habe, wie mein Kind sich relativ sicher schon im Verkehr bewegen kann und quasi von Tag zu Tag besser wird. Und was wir dann bei unserem Training noch immer gemacht haben, wir haben während wir den Schulweg gegangen sind auch immer alle Verkehrszeichen dann geübt und das Ganze sogar, wenn wir mit dem Auto irgendwo hingefahren sind, haben wir so kleine Verkehrszeichenübung eingeschaltet, dass sie sich auch da wirklich auskennt.
Sabine Kaulich: Das ist eine gute Idee. Weißt du, Christian, was mir ganz wichtig ist und worauf leider viel zu oft vergessen wird, das ist, einen Plan B im Gepäck zu haben. Das heißt, was soll das Kind tun, wenn die Ampel ausgefallen ist, wenn der Gehsteig wegen einer Baustelle gesperrt ist oder eben der Bus nicht kommt. Also das richtige Verhalten in solchen Ausnahmefällen, das sollten wir unbedingt mit den Kindern vorab besprechen, damit nicht dann, wenn er eintritt, bei dem Kind Panik ausbricht.
Christian Kräutler: Dazu gehört ja glaube ich zumindest aus meiner Sicht eben auch, dass Grün nicht genug ist. Was meine ich jetzt damit? Ja auch bei grünen Fußgängerampeln sollte eigentlich jedes Kind immer nach beiden Seiten schauen und auf mögliche abbiegende Fahrzeuge achten. Immer wieder kommt es ja leider vor, dass Autos selbst bei roter Ampel nicht stehen bleiben. Und da muss ich natürlich als Kind eben auf der sicheren Seite sein, deshalb stehen bleiben um auf beide Seiten zu schauen. Und noch etwas Wichtiges gilt bei Ampeln. Es ist ganz normal, dass eine Ampel auf Rot schaltet und das auch während ich wirklich eine Straße überquere. Für Kinder ist das oft einmal sehr, sehr verwirrend. Die stehen mitten auf der Straße und sehen, es wird rot und wissen nicht, sollen sie jetzt umdrehen, sollen sie drüber gehen. Ich glaube, da ist es auch ganz, ganz wichtig, ich habe es meiner Tochter auch immer gesagt, dass sie einfach zügig weitergehen soll, aber achtsam bleiben soll bezüglich Autos. Nicht trödeln, sondern einfach schnell die Straße überqueren und das passt dann ganz gut.
Sabine Kaulich: Wobei, Christian, wenn du sagst, dass die Kinder immer nach beiden Seiten schauen sollen, wenn sie über die Straße gehen, da ist mir bei meinen Kindern aufgefallen, also zumindest hatte ich oft das Gefühl, dass sie beim links-rechts-links schauen, nur reflexartig den Kopf drehen. Deshalb mein Tipp, den ich dann den Eltern ganz gern gebe, dass man diese Blickbewegung der Kinder ganz genau beobachtet, ob sie eben tatsächlich bewusst nach Fahrzeugen Ausschau halten.
Christian Kräutler: Ja, das gleiche gilt natürlich auch auf dem beliebten Zebrastreifen. Ja, wir können uns auch nicht blind auf diesen Schutzweg verlassen, weil ganz einfach manchmal auch am Zebrastreifen der Schutz weg ist. Wir alle wissen, dass Fahrzeuglenker nicht immer stehen bleiben, auch wenn sie im Nachrang wären und das müssen wir teilweise halt einfach auch als Fußgänger kompensieren. Für mich gibt es da ganz klare Verhaltensregeln für die Kinder und die lauten: Vor dem Schutzweg immer stehen bleiben und nach beiden Seiten schauen. Und das natürlich berücksichtigen, Sabine, was du vorher gesagt hast, nicht einfach Kopf links-rechts-links drehen, sondern auch tatsächlich wahrnehmen, was da also wirklich passiert und erst wenn die Fahrbahn frei ist oder alle Fahrzeuge aus allen Richtungen wirklich angehalten haben, dann kann ich queren. Und am besten ist es, einen direkten Blickkontakt mit dem Fahrzeuglenker herzustellen. Warum? Weil ich damit sicher sein kann, dass auch der mich gesehen hat und nicht ich nur das Auto gesehen habe. Ein Punkt, auf den ich noch besonders hinweisen möchte, ist, ganz gefährlich sind natürlich am Schutzweg auch Fahrzeuglenker, die ein Auto, das bereits steht, überholen. Also auch da sollte ich immer ein bisschen schauen, kommt da nicht irgendwer hinter dem anderen Auto daher, der vielleicht eben nicht stehen bleibt und dann ist eigentlich einer sicheren Querungsstelle nichts mehr im Weg.
Sabine Kaulich: Ja, wir haben jetzt schon sehr viel gehört. Aller Anfang ist schwer und schwer sind leider oft auch die Schultaschen unserer Kinder. Und ja, das wissen wir ja selber, mit Schwergepäck macht das Zu Fuß Gehen einfach absolut keinen Spaß. Ich habe dann auch regelmäßig in die Schultaschen meiner Töchter geschaut und geschaut, was da Überflüssiges drinnen ist. Ja, und dann geht's wieder ein bisschen leichter.
Christian Kräutler: Ja, und leichter ist gut. Leichter macht es die Sache mit dem Schulweg auf jeden Fall, auch wenn man so ein morgendliches, ruhiges Ritual erfindet. Wobei die Betonung da tatsächlich auf ruhig liegt. Weil nämlich Hektik und Stress sehr häufig zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr führt. In der Früh bedeutet das also zeitgerecht aufstehen, dann in Ruhe frühstücken und aber auch rechtzeitig losgehen. So geht es am besten ohne Stress im Morgenverkehr.
Sabine Kaulich: Christian, was ich auch wirklich gut finde, ist, und das haben meine Kinder auch gemacht, meine Kinder sind immer gemeinsam mit Schulfreunden, die eben denselben Weg gehabt haben, zur Schule und retour gegangen. Und das hat ganz wunderbar funktioniert und für die Kinder ist es wesentlich lustiger. Ja, und für mich war es auch ein wenig entspannter, weil ich mich dann selbst fertig machen konnte und in die Arbeit fahren und ja. Wobei wir Eltern, besonders wir Mütter, wir sind ja oft ein wenig in Sorge und deswegen finde ich diese Gehgemeinschaften ganz gut. Eine super Idee ist auch die Idee des Babybusses. Kennst du die? Das ist nämlich so ein Schulbus auf Füßen und das ist eine geniale Idee, denn dieser Babybus ist einfach eine Gehgemeinschaft von Kindern und die Kinder werden immer begleitet von einer erwachsenen Person in der ersten Phase. Das sind eben zumeist die Eltern. Ein Elternteil spaziert mit den Kindern hin und ein Elternteil holt sie wieder ab. Und nach ein paar Wochen, wenn die Kinder das dann alleine meistern können, dann gehen sie eben ohne Begleitung der Eltern. Ja und wer, ich sag dann immer anderen Eltern, die diese Idee aufgreifen wollen, da gibt es eine super Webseite, nämlich die Seite www.babybus.at und dort findet man die notwendigen Infos, wenn man so eine Initiative ergreifen möchte.
Christian Kräutler: Apropos Bus Sabine, ich bin ja früher immer mit dem Schulbus zur Schule gefahren und selbst beim Bus, der ansich ein sehr, sehr, sehr sicheres Verkehrsmittel ist, gibt es ein paar Sicherheitstipps, die man beherzigen sollte. Der Eine ist, wenn nämlich der Bus in eine Haltestelle einfährt, dann geht so, da reicht so die vorderrechte Ecke des Busses teilweise weit in den Gehsteig hinein, der hat so quasi einen Überhang und wenn ich da zu nahe am Gehsteigrand stehe als Kind, ist es durchaus möglich, dass ich da erwischt werde und der Busfahrer muss halt stehen bleiben und warten, bis das wieder frei ist. Beides ist nicht gescheit, deshalb ist es ganz, ganz wichtig, dass ich beim Warten auf den Bus immer mit Abstand zur Gehsteigkante stehe. Kleinere Verletzungen gibt es immer wieder beim Ein- und Aussteigen, wo eben gerade das Drängeln oder das Rempeln in Wirklichkeit einfach nichts verloren hat, um da auch sicher in den Bus zu kommen. Und wenn die Kinder dann so am Ziel sind, dann wollen die natürlich möglichst schnell raus aus der Haltestelle, weg von der Haltestelle und Sabine, du wirst es eh schon ahnen, auch dafür gibt es Sicherheitstipps. Nämlich nach dem Aussteigen die Straße nicht direkt vor oder hinter dem Bus überqueren, sondern warten, bis der Bus die Haltestelle verlassen hat. Warum? Nur so hat das Kind eine freie Sicht und wird aber auch gleichzeitig von den Autolenkern und Autolenkerinnen besser gesehen, dass es dort die Straße queren will.
Sabine Kaulich: Du, Christian, da gibt es noch ein sehr wichtiges Thema, das wir heute noch nicht angesprochen haben und das ist das Thema Vorbildwirkung. Unsere Kinder, die schauen sicher alles von uns ab und deshalb finde ich es sehr wichtig, dass wir nicht nur beim Schulwegtraining uns an die Verkehrsregeln halten oder besonders achtsam sind, sondern eigentlich immer, wenn wir mit den Kindern im Alltag so unterwegs sind. Also, es bedarf besonders im Straßenverkehr einfach halt leuchtender Vorbilder.
Christian Kräutler: Ja, apropos leuchtend. Reflektoren auf Schultaschen, auf der Kleidung, auf den Schuhen, die machen aus so grauen kleinen Kindern strahlende Lichtgestalten. Und Sichtbarkeit, Sichtbarkeit bedeutet im Verkehr immer auch ein Mehr an Sicherheit. Das ist natürlich bei Dämmerung am Abend und bei Dunkelheit, aber auch untertags wird man ganz einfach besser gesehen, wenn man reflektierende Sachen hat. Ich kann mich noch ganz gut erinnern, wie schwer es manchmal war, meinen Kindern zu erklären oder sie zu überzeugen, dass sie sich hellkleiden sollen und reflektierende Materialien verwenden sollen, aber gerade bei Dämmerung und Dunkelheit ist es halt so, dass dort besonders viele Unfälle sind und dass es überlebenswichtig ist, dass Kinder gesehen werden. Das ist also ein wirklich großes Sicherheitsplus und Sabine, eines darf man nicht vergessen, diese Reflektoren, wenn man sie mal am Körper hat, die sind auch auf der Seite wichtig. Oft hat man sie mal einfach nur hinten auf der Schultasche oder vorne vielleicht. Aber auf der Seite sind sie deshalb auch so wichtig, weil ich dann natürlich, wenn ich eine Straße quere, werde ich seitlich angestrahlt vom Scheinwerfer und dort muss ich eben auch gesehen werden können. Ja, aber zum Thema Sichtbarkeit, Sabine, haben wir ja einen eigenen Podcast, den werden wir im Herbst dann ausstrahlen. Also dazu gibt es einfach dann noch mehr Informationen.
Sabine Kaulich: Genau, Christian. Ja, liebe Eltern, ein kurzer Tipp noch zum Schluss. Alle Informationen zum richtigen Schulwegtraining finden Sie auf unserer KFV-Webseite. So etwa auch ein Elternhandbuch mit dem Titel „Role Model“, das Sie dort eben kostenlos downloaden können. Und da gibt es auch noch viel, viel mehr, Wissenswertes rund um das Thema Kinder im Straßenverkehr. Und an alle Pädagogen und Pädagoginnen, die uns zuhören, ebenfalls auf unserer Webseite, finden Sie ein umfangreiches Angebot an Unterrichtsmaterialien, Aktionen, Workshops, die Sie eben kostenlos bei uns bestellen oder eben buchen können. Schauen Sie doch rein. Also dann Christian, ab in die Kniebeuge mit uns beiden. Die Welt mit Kinderaugen sehen, das ist jetzt das Motto, das angesagt ist.
Christian Kräutler: Ja absolut. Ab in die Karl-Schranz-Hocke an der nächsten Ampel, auch wenn wir dabei vielleicht ein bisschen komisch ausschauen. Probieren Sie es auch einmal wieder, liebe Hörerinnen und Hörer. Gehen Sie mal am Gehsteig in die Knie. Nicht aus Schwäche, sondern aus Einsicht.
Sabine Kaulich: Nehmen Sie Einblick in die Perspektive unserer Kinder und staunen Sie darüber, wie anders die Welt aus dieser Perspektive aussieht und wie riesig dann nicht nur der Bus erscheint.
Christian Kräutler: Ja, Leben ist Lernen, auch für uns Erwachsene gibt es immer wieder erhellende Aha-Erlebnisse und Wow-Effekte. In diesem Sinne bleiben Sie lernwillig, bleiben Sie aktiv, bleiben Sie informiert und motiviert und trainieren Sie mit Ihrem Vorschul,- und Volksschulkind gemeinsam den Schulweg.
Sabine Kaulich: Ja, und seien Sie Ihren Kindern ein leuchtendes Vorbild. Danke fürs Dabeisein, viel Freude beim gemeinsamen Schulwegtraining, guten Start in das neue Schuljahr. Ja, bis zum nächsten Mal bei unserem Podcast Sicher ist sicher!
Christian Kräutler: Also ab in die Knie mit uns.
Sabine Kaulich: Na du zuerst.
Catharina Ballan: Sie hörten Sabine Kaulich und Christian Kräutler, zwei erfahrene Präventionsfachleute des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Mehr Infos zum Thema dieser KFV-Podcast-Episode und zu vielen weiteren wichtigen Sicherheitsthemen finden Sie auf unserer Website kfv.at. Abonnieren Sie Sicher ist sicher auf Spotify, Apple und Google Podcasts sowie auf allen gängigen Podcatcherplattformen und empfehlen Sie unseren Podcast weiter. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei Sicher ist sicher, dem Vordenker*innenpodcast des KFV.
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