Wandern mit Kindern: Der wunderbare Weg ist das Ziel
Shownotes
Wer Familienwanderungen plant, muss wissen: Der abwechslungsreiche und sichere Weg ist das Ziel. Nicht der Gipfelsturm ist das höchste der Gefühle – eine gemütliche Hütte mit fluffigem Kaiserschmarrn reicht als Motivation für die Kids meist schon aus. Von kindgerechter Tourenplanung über perfekte Ausrüstung und richtiges Verhalten in den Bergen bis hin zu Risiken und wie man sie umgeht – all das und noch mehr haben Sabine und Christian in ihren informativen Podcast-Rucksack zum Thema Wandern mit Kindern gepackt.
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Christian Kräutler: Sabine, der Sommer steht vor der Tür. Gehst du heuer wieder wandern?
Sabine Kaulich: Aber natürlich. Was wäre denn der Kärntner Sommer ohne Almbesuche?
Christian Kräutler: Ich werde auf jeden Fall auch in Vorarlberg ein paar Wandertage einlegen und freue mich schon drauf.
Sabine Kaulich: Recht hast! Du, gehen deine Kinder eigentlich noch mit am Berg?
Christian Kräutler: Ja, das hängt ein bisschen davon ab, aber eigentlich schon. Bei gutem Wetter, wenn die Laune gut ist und vor allem ganz wichtig, wenn wir irgendwo einkehren, gehen wir in eine Hütte und essen, dann sind sie auf jeden Fall dabei.
Sabine Kaulich: Ja, bei uns ist es das Gleiche. Also ohne die drei Dinge geht gar nichts.
Christian Kräutler: Sabine, ich muss aber erst einmal wieder meinen Wanderrucksack hervorkramen und, was auch leider auch wieder ist, die Bergschuhe suchen. Ich weiß nicht, wo die sind.
Sabine Kaulich: Ja, Christian, ohne richtige Ausrüstung geht gar nichts, du, und schau mal her, ich habe heute sogar meine neuen Bergschuhe an. Ich habe mir gedacht, ich muss mich für das heutige Thema Wandern ein bisschen in Stimmung bringen.
Christian Kräutler: Woah, das nenne ich aber perfekte Vorbereitung.
Sabine Kaulich: Österreich, das ist das Land der Berge. Die Österreicher, die gehen sehr gerne wandern und gehen gern mit ihren Kindern wandern. Beim Blick in die Statistik da sehen wir leider auch, dass jährlich rund 300 Kinder sich in Österreich beim Wandern so schwer verletzen, dass sie ins Spital gebracht werden müssen. Und damit es nicht so weit kommt, spreche ich heute mit meinem KFV-Kollegen Christian Kräutler zum Thema Wandern mit Kindern. Herzlich willkommen, mein Name ist Sabine Kaulich.
Christian Kräutler: Ja, wer mit Kindern am Berg unterwegs ist, der braucht schon erstens einmal eine gute Laune, aber er braucht mehr. Er braucht vor allem eine gute Planung und eine gute Ausrüstung. Was braucht man also jetzt wirklich alles für Familienwanderung? Wie schaut eine kindgerechte Tourenplanung aus? Wie geht man wirklich mit Risiken um? Wie schwer darf ein Kinderrucksack sein? Was macht man, wenn das Wetter umschlägt? Oder wie setze ich einen Notruf im Gebirge ab? All das und noch mehr erfahren Sie in unserem heutigen KFV-Podcast. Mein Name ist Christian Kräutler. Herzlich willkommen!
Catharina Ballan: Sicher ist sicher. Der Vordenker*innenpodcast des KFV. Episode 5: Wandern mit Kindern. Der wunderbare Weg ist das Ziel.
Christian Kräutler: Jetzt ist so die Zeit, wo sehr, sehr viele Familien solche Hochglanzbroschüren sich anschauen und sehen, wie schön eigentlich das Wandern am Berg sein kann. Nur, so schön es ist, es ist nicht wirklich banal. Es ist nicht wie Spazieren auf einer Ebene in einer Gemeinde in einem Ort. So einfach ist es eben nicht. Und wenn man die Wandertour nicht gut plant, da kann es sehr, sehr schnell zu einer Gefahr werden, bei dem sich Kinder, aber auch die Eltern verletzen oder sogar in Lebensgefahr bringen. Die meisten dieser Bergtragödien wären mit besserer Planung der Wanderung zu verhindern gewesen. Gerade mit Kindern ist eine gute Vorbereitung das A und O.
Catharina Ballan: Gut geplant ist halb gewandert, die wichtigsten Punkte der Tourenplanung.
Sabine Kaulich: Für all jene, die mit dem Hobby Wandern erst jetzt beginnen, wie startet man jetzt eigentlich die Planung einer ersten Bergtour? Es ist egal, ob man ein Anfänger oder ein Profi ist. Die Wanderung startet ja eigentlich schon mit der Auswahl der optimalen Tour. Ich persönlich greife da ganz gerne auf digitale Helferchen zurück, etwa der App von Bergfex oder von Komoot, aber auch vom österreichischen Alpenverein. Und dort kann man sich mit ein paar ganz einfachen Klicks sich Touren anschauen, in der Region, wo man wandern gehen möchte und findet dann Touren, die in Frage kommen. Und dann kann man noch zusätzliche Filter setzen, also da kann man dann auswählen welchen Tourtyp, die Distanz, den Anstieg, die Dauer und immer die Schwierigkeit. Und der Vorteil dieser digitalen Helferchen, also man hat nicht nur dann die Tour mit einer Wegbeschreibung, sondern man hat die passende topografische Karte gleich dabei. Man hat Fotos und kann sich schon ein bisschen eine Vorstellung machen und, und das finde ich besonders spannend, es gibt auch wichtige Sicherheitstipps pro Tour, etwa, kann Steinschlaggefahr auftreten oder gibt es irgendwo eine Absturzgefahr.
Christian Kräutler: Ja, und ganz wichtig natürlich ist auch die Gehdauer. Teilweise, wenn man mit kleinen Kindern unterwegs ist, man weiß, die weichen dann da aus, kann diese Wegdauer schon bis zum Dreifachen gehen. Das heißt also bei der Planung von so einer Tour nicht zu weit, nicht zu lange planen, weil es dauert ja sowieso länger, als man glaubt dann. Ja, und auch der Streckenverlauf, der muss natürlich ordentlich geplant sein und da gibt es ein paar Fragen, die besonders wichtig sind. Die Eine ist sicher, gibt es schwierige Schlüsselstellen, die man mit den Kindern gemeinsam meistern muss? Oder ist das Gelände vielleicht sogar ausgesetzt, also gibt es irgendwo auch eine Absturzgefahr? Und letztendlich, welche Art der Wanderung wir mit unseren Kindern machen, welche wir den Kindern zumuten können, das hängt natürlich einerseits von den Kindern selbst ab, andererseits aber natürlich auch vom Alter. Und da gibt es zur Orientierung ein bisschen Informationen, also wenn ein Kind bis zur Volksschule, also im Alter von 9 bis 10 Jahren, unterwegs ist, dann ist sicherlich sinnvoll, wenn ich bloß so Halbtagestouren einmal plane, die nicht wirklich schwer sind, weil sie ganz einfach die Aufmerksamkeit dieser Kinder nicht so lange aufrechterhalten können und weil sie nicht mehr so sicher im Gelände unterwegs sind. Erst so mit 13 Jahren beginnt in Wirklichkeit das, dass ich die Konzentration und das Gefahrenbewusstsein schon ausgereift habe und da kann man durchaus auch Tagestouren und anspruchsvollere Touren machen.
Sabine Kaulich: Ja, also die Auswahl der richtigen Tour ist also entscheidend für das Gelingen eines schönen Familienerlebnisses. Und dann Christian etwas, was ich unbedingt einbringen möchte, ist, wenn man eine Tour plant und auf einer App diese gefunden hat, dann lassen Sie sich nicht permanent mit dieser App navigieren, so wie man das halt im Auto mit einem Navi macht, da eben der Handy-Akku schnell leer ist. Ja, meine persönliche Empfehlung ist: Sich das Kartenmaterial und die Wegbeschreibung vor der Tour genau studieren und diese auch herunterladen, weil natürlich in den Bergen es auch oft vorkommt, dass man einfach keinen Empfang hat. Also ich kaufe mir immer einfach eine gute Tourenkarte und zusätzlich drucke ich mir die Wegbeschreibung aus. Und wer oft in den Bergen unterwegs ist, der weiß ganz einfach, dass, obwohl allerbester Planung vor Ort, die Orientierung dann einfach oft doch schwierig ist. Da fehlt dann irgendeine Markierung am Baum oder eine Tafel und ja dann muss man halt wirklich gut Karten lesen können. Deswegen ganz wichtig, mit Kindern am Berg sollte man keine Experimente machen. Ja, also ich finde persönlich, dass Almhütten sich für Wanderungen mit Kindern besonders gut eignen, weil die Wege findet man recht gut, weil sie meistens gut beschildert sind. Ja und falls das Wetter mal wirklich umschlägt, dann hat man dann doch dort einen recht gemütlichen Platz, um sich die Zeit totzuschlagen.
Christian Kräutler: Ja und wer spaziert schon gerne im Regen? Nicht nur deshalb, weil es natürlich sehr, sehr rutschig ist, ist an sich eine sehr unangenehme Geschichte. Ja, deshalb gehört zur Planung einer Tour auf jeden Fall auch den Wetterbericht zu hören. Das Wanderwetter sollte also eigentlich stabil sein. Das heißt, wir wollen verhindern, dass vielleicht am Nachmittag ein Gewitter im Anzug ist und wir dann irgendwo mitten im Berg herumstehen. Die Wetterprognose macht durchaus Sinn, dass man das auch speziell bei Gewittern wirklich laufend im Radar hat, weil Gewitter relativ schnell herziehen in den Gebirgen auch. Und da empfehle ich durchaus die Bergfex-Wetterseite, weil die relativ gut regionales Wetter auch wirklich bietet. Wichtig ist es, dass wir grundsätzlich, vor allem dann, wenn es ein schöner Sommertag ist, in der Früh möglichst zeitig unterwegs sind, wenn wir auf eine alpine Wandertour aufbrechen und am Nachmittag sind wir dann auch wieder relativ früh im Tal. Und das ist gut, weil nämlich genau Wärmegewitter sich am späten Nachmittag häufig bilden.
Sabine Kaulich: Ja, genau Christian. So, jetzt haben Sie die optimale Tour gefunden, das Wetter passt. Ja, und dann gibt es noch eine wichtige Frage bei der Vorbereitung, die zu klären ist, nämlich wie steht es um die körperliche Verfassung und die Bergerfahrung aller Teilnehmenden, also besonders jetzt da im Hinblick auf die Kinder, denn die Länge und der Schwierigkeitsgrad der Tour, die richten sich immer, also wirklich immer nach dem Können und der Kondition des schwächsten Teilnehmers, denn Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind einfach ganz wichtige Skills für sicheres Wandern.
Christian Kräutler: Ja und das Motto beim Wandern mit Kindern lautet also wirklich, der Weg ist das Ziel. Es muss nicht immer der Gipfel sein. Ein See, eine Alm mit Tieren, eine versteckte Ruine oder irgendeine Berghütte mit einem herrlichen Kaiserschmarrn sind oft lohnende Ziele und für die Kleinen genauso Abenteuer, wie wenn ich jetzt irgendwo ganz oben dann letztlich bin. Und Sabine, die oberste Maxime ist da wirklich, wir Eltern begleiten unsere Kinder, wenn wir in die Berge gehen, und nicht umgekehrt.
Sabine Kaulich: So, jetzt haben wir eigentlich das Thema Tourenplanung abgeschlossen. Schauen wir uns jetzt einmal die Ausrüstung an. Also, kleine und große Bergwechsel müssen für die Wanderer einfach gut gerüstet sein. Du Christian, stell dir vor, ich habe mal eine Familie gesehen, also Mutter, Vater und zwei Kinder, die waren quasi barfuß, also nur mit Flipflops bekleidet, am Dachstein. Die sind zwar mit der Bergbahn raufgefahren, aber ich glaube, viel weiter sind sie nicht gekommen.
Christian Kräutler: Ja, Sabine, ich hoffe, den Herrschaften war gscheit kalt in den Zehen und sie haben gleich wieder umgedreht. Aber wie schaut denn eigentlich so das optimale Wander-Outfit aus? Dazu möchte ich dir noch gerne was sagen. Starten wir einmal mit den Wichtigsten, das sind die Schuhe, also ohne gutes, passendes Schuhwerk mit einer griffigen Sohle und einer hohen Stabilität im Knöchelbereich, da geht gar nichts im Gelände. Weil das ist schnell einmal umgeknickt, das tut nicht nur weh, sondern kann auch ordentliche Verletzungen nach sich ziehen. Gerade bei Kindern ist es aber so, dass man ja das Schuhwerk am Berg, die Bergschuhe, nicht täglich braucht. Jetzt holt man die dann irgendwann wieder einmal raus und wer kennt's nicht, die Schuhe sind zu klein. Deshalb sollte man das ein bisschen früher machen, weil was passiert, wenn ich es am Tag der Tour rausnehme, dann ist es nämlich so, dass ich entweder dann die Kinder habe, die mit ihren Sneakers neben mir hergehen, was natürlich überhaupt nicht empfehlenswert ist, oder ich muss dann ganz schnell in einem Geschäft neue Schuhe holen, was genauso nicht empfehlenswert ist, weil meistens endet das dann mit einer Blase und einer Lustlosigkeit beim Wandern. Was auf jeden Fall zu berücksichtigen ist, ist die Kleidung. Da gehört natürlich Wind, Regen und Kälteschutz dazu. Idealerweise bei Kindern sollte man so im Zwiebelprinzip, das sind also mehr Schichten übereinander, angezogen sein. Ganz einfach deshalb, weil Kinder einerseits weniger schwitzen, aber andererseits schneller auskühlen. Das heißt, wenn es kalt wird, kann ich einfach eine Schicht nochmal dazu anziehen und umgekehrt die natürlich ausziehen. Eine Kopfbedeckung macht durchaus Sinn, also ich empfehle da immer ein Multifunktionstuch, das man als Haube, Sturmhaube, Stirnband oder Schal verwenden kann. Das hilft sogar gegen Sonne, kann aber auch bei Kälte verwendet werden. Die Frage ist, ob es das Kind dann auch wirklich anzieht. Ja, und auf jeden Fall bei Natur dabei sollte natürlich der richtige Wander-Rucksack sein. Mit einem Brust,- und einem Hüftgurt, einer Luftzirkulation hinten beim Rücken, auch eine Regenhülle, falls einmal anfängt zum Regnen, und vielleicht sogar eine integrierte Trillerpfeife, falls man die einmal braucht. Sabine, du gehst ja total oft wandern mit deiner Familie. Was hast denn du eigentlich alles so im Rucksack drin, wenn du losziehst?
Sabine Kaulich: Ja, also da muss ich sagen, da kenne ich mich jetzt mittlerweile schon sehr gut aus. Also, ganz wichtig, finde ich ausreichend Wasser. Also da kann man wirklich nicht genug haben, wenn es dann doch zu schwer ist, kann man immer noch ein bisschen was ausleeren. Ja und eine gescheite Jause, nämlich die brauchen wir einfach, also viele kleine Häppchen und Energielieferanten, Müsliriegel, Banane, einfach so zwischendurch eben auch. Dann ein Handy mit vollem Akku und zur Sicherheit noch eine volle Powerbank. Dann eine Wanderkarte, das habe ich ja vorhin schon erwähnt, also die App allein ist meiner Meinung nach zu wenig, zumindestens herunterladen und ausdrucken, oder sogar eine in Papierform kaufen. Ja, ein Ersatzleiberl natürlich, weil wir sitzen schon gern im Kühlen dann auf der Hütte. Also das sind Dinge, die tauscht man halt regelmäßig und nimmt sie mit. Und dann gibt es Dinge, die sind bei mir immer drinnen, die nehme ich gar nicht raus. Und das ist auch wichtig, weil die brauchen wir Gott sei Dank ganz selten und deshalb vergisst man sie auch so gern, also da gehört zum Beispiel dazu die Taschenlampe, der Kompass und wie du schon gesagt hast, die Trillerpfeife, dann ein Sonnenschutz mit hohem Faktor, Sonnenbrille. Ja, und dann kommt, und das ist meine persönliche Zauberkombi, das sind Taschentücher und Leukoplast. Also die braucht man fast immer, denn mit denen kann man so viel machen, also einerseits kann man sich daraus also aus Leukoplast und Taschentüchern Pflaster in unterschiedlichen Größen basteln, und Reibestellen, das haben Kinder bei ihren Schuhen ja ganz gern, man kann mit dem Leukoplast auch Schuhnähte überkleben oder auch, oft passiert das, die Sohle löst sich, man kann mit dem Leukoplast sehr gut auch Schuhe reparieren. Ja, ein Taschenmesser natürlich ein gescheites, das mit inkludierter Schere ist bei mir immer dabei und ganz unten habe ich auch immer so ein Erste-Hilfe-Set mit so einer Foliendecke. Das habe ich Gott sei Dank noch nie gebraucht, aber es ist immer dabei. Ja du, und noch ein Wort zum Thema Wasser. Also, ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Mir ist aufgefallen, also meine Kinder, die muss ich immer zum Trinken erinnern, also, die haben ein nicht so ausgeprägtes Durstgefühl. Und ich glaube, das tritt bei Kindern öfters auf und deswegen finde ich das einen ganz wichtigen Punkt.
Christian Kräutler: Du das fällt mir aber bei meinen Kindern ja auch auf, also Kinder spüren ihren Durst oft wirklich überhaupt nicht. Da fragst du sie während der Tour immer wieder mal, du hast du einen Durst? Nein, habe ich nicht. Sie sind beschäftigt mit Anderem und kaum kommst du dann auf eine Hütte, dann wird dann so quasi literweise das Schiwasser getrunken. Wo du glaubst, das ist ein Fass ohne Boden. Sabine, was wir jetzt aber noch nicht wirklich geklärt haben, ist, wie schwer ist denn eigentlich so ein Kinderrucksack bei dir?
Sabine Kaulich: Naja, ich habe da nachgelesen und unsere Experten befragt. Also man sagt, so ungefähr bei der Schwere des Kinderrucksacks, das könnten so ungefähr 10 Prozent des Kindergewichts sein, also maximal, aber es ist ganz gut, wenn die Kinder einen eigenen Rucksack tragen. Das fördert einfach das Wanderfeeling und die Motivation und ich finde auch, das Wasser und die eigene Jacke kann man schon ruhig tragen. Aber apropos Rucksack noch, also besonders die Jungfamilien, die haben ja nicht nur den Rucksack zu tragen, sondern meistens auch die Kleinen auch noch. Und da finde ich sollten wir das Thema Rückentrage ansprechen, da gibt es ja ganz gute Modelle, empfehlenswerte Modelle. Wichtig ist nur der entscheidende Zeitpunkt, also wann darf mein Kleinkind in die Rückentrage? Und da ist es halt absolut wichtig, da nichts zu überstürzen, denn besonders Babys, das würde ihre Wirbelsäule noch so sehr belasten, wenn man da stundenlang hinten drinnen hängt, sozusagen, also da muss man ein bisschen aufpassen.
Christian Kräutler: Das mit der Rückentrage und mit den Kindern hinten drin, das erinnert mich jetzt aber wirklich an die Ötschergräben. Damals mit meiner dreijährigen Tochter Huckepack genommen, die Kleine war dann irgendwann so schwer wie das Marschgepäck beim Bundesheer.
Sabine Kaulich: Ja, das kenne ich. Ja, aber das hält einen fit und ein Fitnesscenter brauchst du halt dann auch nicht mehr.
Christian Kräutler: Dafür brauchst du vielleicht einen Chiropraktiker. Ja, und beim Wandern sollte man immer ein paar wichtige Grundregeln mit auf den Weg nehmen. Ich meine, das Eine ist schon mal als Start, die Einstellung zum Wandern, möglichst entspannt und stressfrei, also da geht es nicht darum, dass ich Zeit aufholen muss, dann bin ich gleich schon wieder am Hudeln und mache einfach leichter Fehler, die zu einem Unfall führen. Wichtig ist es jedenfalls, auf markierten Wegen zu bleiben. Jede Abkürzung mag vielleicht lustig sein. Man glaubt, man gewinnt ein paar Minuten, aber man riskiert damit einfach auch wirklich umzufallen, verletzt zu werden, vielleicht abzurutschen, gerade mit Kindern brauchen wir das wirklich nicht. Bergauf ist es so, dass die Kinder das Tempo vorgeben. Gerade bei steilen Aufgängen gehen die Erwachsenen hinter den Kindern. Beim Runtergehen beim Steilen ist es dann genau umgekehrt, wo die Erwachsenen vorne gehen. Und da gibt es ja immer wieder mal so Hangquerungen, wo man einfach ganz steile, auch Grashänge teilweise queren muss, da macht es durchaus Sinn, dass man nebeneinander geht, wobei das Kind eher auf der Innenseite da mit sein soll und die erwachsene Person außen das Kind an der Hand hält. Ja ganz wichtig im alpinen Gelände sind aber auch klare Regeln. Wir wollen ja generell, dass Kinder Freiheit haben, sie sollen Spaß haben beim Wandern. Das ist alles gut und wir wollen ja auch, dass sie sich bewegen, darum brauchen sie diese Freiheit. Aber wenn es wirklich ausgesetzt wird, wenn es gefährlich und steil wird, wenn es schwieriger wird, dann ist es ganz wichtig, dass die Kinder bei der Gruppe bleiben, dass es kein Laufen und auch kein Fangen spielen gibt. Und das muss ich ganz einfach als Regel vor der Wanderung bereits klarstellen und im Berg selbst wiederholen.
Sabine Kaulich: Ich habe mir jetzt als Vorbereitung für den heutigen Tag ein bisschen die Unfallstatistik angeschaut. Rund 90 Prozent der Bergunfälle sind Stürze. Das sind jetzt keine Stürze aus hoher Höhe, sondern das ist ganz einfaches Ausrutschen auf nassen, losen Untergrund und Stolpern, also das sind die häufigsten alpinen Unfallursachen. Und da ist es einfach ganz wichtig, dass beim Aufwärtsgehen, da ist man meistens noch sehr motiviert, oder es sind die Kinder sehr motiviert, ja und dann sind die Kinder müde und dann geht es zum Abstieg und da ist es einfach ganz wesentlich, auch den Kindern immer zu sagen, möglichst kleine, kontrollierte Schritte machen und sich eben Kraftreserven aufzusparen, also man soll die Tour nicht zu lang machen, weil man muss eben diese Kraftreserven einplanen.
Christian Kräutler: Und Sabine die meisten Unfälle passieren sogar beim Runtergehen. Das Runtergehen wird ja definitiv immer unterschätzt, also wenn wir uns jetzt überlegen, wir müssen so 350 oder 400 Höhenmeter runtergehen, bis wir wieder im Tal sind. Das ist durchaus so eine Tour, die man mit Kindern auch machen kann, dann bedeutet das umgelegt auf ein Haus, das wären 100 Stockwerke. Du musst dir vorstellen, du musst 100 Stockwerke runtergehen und das in einem Zustand, wo die Kinder vielleicht schon müde und erschöpft sind. Da gilt es einfach im Vorfeld schon zu berücksichtigen, in der Planung das zu berücksichtigen, diese langen Touren vielleicht nicht zu machen. Wichtig ist es, wenn man es dann trotzdem unterwegs ist, eben öfters einmal kürzere Pausen einlegen, einen Energiesnack für den Rückweg reservieren und vielleicht schon die eine oder andere Alternative zu überlegen. Gibt es vielleicht eine Bahn, wo ich runterfahren kann, oder kann ich irgendwo eine längere Pause machen oder möglicherweise sogar übernachten.
Sabine Kaulich: Du, Christian, die Vorarlberger Bergwahl, die ist ja fantastisch. Hast du eigentlich schon einmal in den Bergen ein wirklich schlechtes Wettererlebnis gehabt?
Christian Kräutler: Also ich mit meinen Kindern Gott sei Dank nicht wirklich, aber, es ist schon Freunden von uns eben auch passiert, im Montafon erinnere ich mich gerade, wo wirklich ein heftiges Gewitter, die überrascht wurden und wo sie mit Mühe und Not haben sie es zur nächsten Hütte geschafft. Und das klingt jetzt irgendwie so für einen Menschen, der nicht am Berg ist gar nicht so bedrohlich, aber natürlich ist das eine gefährliche Situation und die wollen wir ja alle verhindern. Also liebe Hörerinnen und Hörer, wir haben da ein paar Tipps für das richtige Verhalten, wenn nämlich ein plötzliches Gewitter aufzieht.
Catharina Ballan: Gewitter in den Bergen. Rasch und richtig handeln.
Sabine Kaulich: Das Wichtigste ist, meiden Sie exponierte Stellen, also ungeschützte Flächen, Gipfel, Grade, also die sollten möglichst rasch verlassen werden, aber jetzt nicht in Panik und nicht laufen, sondern einfach ruhig diese Bereiche verlassen. Passen Sie aber auf, wenn es vorher schon geregnet hat, also der Boden ist rutschig. Wichtig, halten Sie Abstand zu Stahlseilen oder anderen metallischen Gegenständen, also Wanderstöcke, Mountainbikes, einfach zur Seite tun und sich entfernen. Wichtig, auch wenn es eine große Versuchung ist, halten Sie Abstand von Einzelbäumen, aber auch von kleineren Baumgruppen am Berg. Wenn es möglich ist, im Idealfall suchen Sie eine Hütte auf. Wenn keine Reichweite ist, dann ist es am besten, sich in eine Mulde zu hocken und einfach das Gewitter abzuwarten.
Christian Kräutler: Gewitter abwarten, das geht ja meistens recht gut, weil ja so ein Gewitter üblicherweise nicht so wirklich von langer Dauer ist. Und Sabine, der Spruch „Alles Gute kommt von oben“, der stimmt halt in diesem Fall nicht, neben diesen ganzen Blitzen, vor denen du gerade geredet hast, gibt es natürlich auch noch den Felssturz oder den Steinschlag, der mehr oder weniger um das ganze Jahr eine von oben kommende alpine Gefahr ist und ganz besonders eben, wenn es vorher länger geregnet hat, müssen wir immer mit Steinen rechnen, die von oben kommen. Und selbst kleine Steine, das braucht nicht der große Felsblock zu sein, können, wenn sie vor weit oben runterfallen, wirklich gefährliche Energie entwickeln und mich schwer verletzen. Sabine, was glaubst denn du? Wer ist denn so der häufigste Auslöser für einen Steinschlag?
Sabine Kaulich: Wenn du so fragst, dann sicherlich der Mensch.
Christian Kräutler: So ist es, 100 Punkte!
Sabine Kaulich: Ja deshalb ist es einfach ganz wichtig, dass man immer auf dem markierten Weg bleibt und auch Warnhinweise, eben wie Wegsperren, beachtet. Also für all jene, die aber geplanterweise im Fels unterwegs sind, zum Beispiel auch am Klettersteigen, also da ist das Helmtragen einfach die Basis, würde ich sagen.
Christian Kräutler: Ja und Sabine, unerwartete Dinge passieren am Berg, jeder macht Fehler. Ich glaube, wir sollten auch über den Notfall im Gebirge reden.
Catharina Ballan: Was tun bei einem Notfall im Gebirge?
Christian Kräutler: Das Erste ist, den Alpinnotruf 140 oder den Euronotruf 112 zu wählen. Dann geht es darum, Ruhe zu bewahren und die telefonischen Anweisungen befolgen, die ich da bekomme. Wenn kein Empfang ist, einfach einmal das Mobiltelefon aus,- und wieder einschalten und statt des PIN-Codes, den man normal beim Einschalten dann verwendet, die Rufnummer 112 eingeben. Das Mobiltelefon sucht dann automatisch das Mobilfunknetz, das den besten Empfang oder überhaupt einen Empfang hat und damit sind Sie bei der nächsten Sicherheitszentrale. Wenn das Handy komplett den Dienst verweigert, kommt die bereits erwähnte Triller,- oder Signalpfeife zum Einsatz oder ich nehme einfach irgendein optisches Signalmittel. Das kann zum Beispiel eine Taschenlampe sein, die ich dabeihabe, das kann eine Stirnlampe sein oder irgendein Kleidungsstück in einer Signalfarbe, mit der man schön winken kann. Ganz wichtig ist es, damit diese Signale auch von anderen Wanderern, von Hüttenwirten oder von Rettungskräften als Hilferuf erkannt werden, dass sie den korrekten Einsatz des alpinen Notsignals wiedergeben. Das alpine Notsignal wird im Notfall sechsmal pro Minute gegeben, also alle zehn Sekunden. Danach wartet man eine Minute. Anschließend beginnt man ganz einfach von vorne wieder, indem man das Signal sechsmal pro Minute gibt und dann wieder diese Minute Wartezeit.
Sabine Kaulich: Ja, liebe Hörer und Hörerinnen, das waren jetzt unsere wichtigsten Wandertipps in einem Kurzüberblick. Es gäbe da noch viel mehr zu erzählen, also ich sage jetzt nur zum Beispiel „Kuh und CO“, aber das finden Sie eben ganz genau auf unserer KFV-Webseite. Ja, und wenn Sie von den Besten lernen wollen, dann würden wir Ihnen empfehlen, einen Bergführer zu engagieren, der Ihnen und Ihren Kindern das Wesentlichste erklären und zeigen kann, zum Beispiel die richtige Tritttechnik auf unterschiedlichen Untergründen, die Gleichgewichtsschulung in unterschiedlichem Terrain oder eben wie sie mit Höhenangst umgehen.
Christian Kräutler: Also lassen sich die Welt der Berge von den Besten näherbringen. Eventuell in einem Kurs, da gibt es interessante Angebote alpiner Vereine, die die Kids dann letztendlich auch vom Sofa holen, weil es ganz einfach interessant ist, was die anbieten. Die zeigen dann auch, wie schön eigentlich das Land der Berge ist und was man dort alles sicher erleben kann. Die freie Natur, also ganz ohne Bildschirm, einfach in wirklich und in echt. So, der Berg ruft. Viel Spaß am Berg, Sabine!
Sabine Kaulich: Das wünsche ich dir auch, Christian. Vielen Dank auch allen Hörerinnen und Hörern fürs Dabeisein. Schönen Almsommer und frohes Bergwandern mit Sicherheit.
Christian Kräutler: Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder bei uns heißt, Sicher ist sicher.
Catharina Ballan: Sie hörten Sabine Kaulich und Christian Kräutler, zwei erfahrene Präventionsfachleute des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Mehr Infos zum Thema dieser KFV-Podcast-Episode und zu vielen weiteren wichtigen Sicherheitsthemen finden Sie auf unserer Website kfv.at. Abonnieren Sie Sicher ist sicher auf Spotify, Apple und Google Podcasts sowie auf allen gängigen Podcatcherplattformen und empfehlen Sie unseren Podcast weiter. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei Sicher ist sicher, dem Vordenker*innenpodcast des KFV.
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