Feuer am Dach: Von Wohnraum- und Kaminbränden – und wie man sie bekämpfen und verhindern kann
Shownotes
Wissen Sie, wie man Feuerlöscher fachgerecht bedient und was man beim Löschen von Fettbränden in der Küche beachten muss? Kennen Sie die Risiken verbeulter Akkus, beschädigter Kabel und anderer klassischer Brandquellen? Sind Sie sich der besonderen Gefahr nächtlicher Wohnungsbrände bewusst oder meinen Sie noch, ohne Rauchwarnmelder geht’s auch? Haben Sie in Sachen Kaminbrandprävention schon den Durchblick?
Die populärsten Mythen rund um Rauchwarnmelder und alles Wissenswerte in puncto Brandschutz im Haushalt werden in dieser Episode beleuchtet.
Studiogast ist Ing. Martin Mittnecker, ein erfahrener Feuerwehrmann und Leiter der Brandverhütungsstelle des Burgenländischen Landesfeuerwehrverbandes
Mehr Info unter kfv.at
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Christian Kräutler: Sapperlott, jetzt hat's bei uns im Ort schon wieder gebrannt. Der ganze Dachstuhl völlig ausgebrannt.
Sabine Kaulich: Oje und steht das Haus noch?
Christian Kräutler: Ja, Gott sei Dank. Die Feuerwehr, die war ja, wie meistens, oder eigentlich immer, recht schnell da und hat die Ausbreitung vom Feuer grad noch verhindert.
Sabine Kaulich: Also nur, also unter Anführungszeichen, ein Sachschaden.
Christian Kräutler: Jaja, zum Glück sind keine Menschen im Haus verletzt worden.
Sabine Kaulich: Christian, passenderweise steht heute das Thema Brandschutz im Fokus unseres Gesprächs.
Christian Kräutler: Ja genau, Sabine. In unserem heutigen Podcast dreht sich alles um das Thema Schutz vor Wohnungsbränden. Wir werden über Brandschutz reden und weil ja jetzt gerade im Oktober Beginn der Heizsaison ist, reden wir natürlich auch über Prävention von Kaminbränden.
Sabine Kaulich: Ja und wir werden heute auch über das richtige Verhalten im Ernstfall sprechen, zum Beispiel auch die Frage klären, was mache ich bei einem Fettbrand in der Küche? Also wenn die Pfanne Feuer fängt, wie reagiere ich da richtig? Und alles Wissenswerte rund um den Einsatz von Feuerlöschern und Rauchwarnmeldern, das werden wir auch näher beleuchten.
Christian Kräutler: Ja und zu Gast bei uns im Podcaststudio ist heute der Ingenieur Martin Mittnecker. Er ist Leiter der Brandverhütungsstelle des Burgenländischen Landesfeuerwehrverbands. Bleiben Sie also dran.
Catharina Ballan: Sicher ist sicher, Der Vordenker*innen Podcast des KFV. Episode 32: Feuer am Dach. Von Wohnraum und Kaminbränden und wie man sie bekämpfen und verhindern kann.
Sabine Kaulich: Liebe Hörerinnen und Hörer, hallo und ein herzliches Willkommen.
Christian Kräutler: Bei uns im Studio begrüßen wir einen erfahrenen Feuerwehrmann, Herr Ingenieur Martin Mittnecker. Herzlich willkommen.
Martin Mittnecker: Grüß Gott, danke für die Einladung.
Christian Kräutler: Herr Mittnecker, seit wieviel Jahren so ungefähr sind Sie denn schon im Dienst der Feuerwehr und kann man da sagen wie viele Einsätze Sie in der Zeit ungefähr hatten?
Martin Mittnecker: Ich bin seit circa 45 Jahren bei der Feuerwehr, seit 30 Jahren Kommandant und die Einsätze werden schon über 1000 sein.
Christian Kräutler: Eine ganz schöne Zahl. War es eigentlich immer so ein Kindheitstraum für Ihnen? Viele Buben wollen ja mal Feuerwehrmann werden. Das ist so was Tolles!
Martin Mittnecker: Die Frage hat sich eigentlich nie gestellt. Wir sind mit der Feuerwehr aufgewachsen. Onkel, Vater waren alle bei der Feuerwehr und das war irgendwie automatisch.
Sabine Kaulich: Ja, das ist super. Die Feuerwehr, ist ja eine überlebenswichtige Hilfe in der Not und die Einsatzkräfte, die leisten ja da oft Übermenschliches. An dieser Stelle daher ein großes Dankeschön an alle Feuerwehrleute in ganz Österreich und auch an Sie, lieber Herr Ingenieur Mittnecker, Ihre Leistungen und die Ihrer Kameradinnen und Kameraden, die ist einfach unbezahlbar und äußerst beruhigend für alle.
Christian Kräutler: Sabine mich lobst du nie so, aber ich kann mich da voll anschließen, das ist wirklich ganz, ganz toll, was die Damen und Herren von der Feuerwehr da regelmäßig leisten. Wenn es einmal brennt, dann sind eigentlich Leib und Leben ganz schnell in großer Gefahr und auch die Gefahr, dass eben Betroffene falsch reagieren, die ist wirklich groß. Das hat nämlich auch eine österreichweite Studie des KFV Fachbereichs Eigentumsschutz gezeigt. Darin sieht man, dass etwa jeder vierte Befragte, nämlich diejenigen wurden befragt, die schon von einem Brand betroffen wurden, im Ernstfall heute ganz anders reagieren täten, als sie es damals gemacht haben, also man kann sagen, aus Schaden wird man eigentlich klug.
Sabine Kaulich: Ja, leider ist das meistens so und deshalb umso wichtiger ist die Sensibilisierung der Menschen für die Brandprävention, eben durch Bewusstseinsbildung und durch Information. Und das wollen wir auch in unserem heutigen Podcast tun. Herr Mittnecker, wie schaut denn die aktuelle Brandeinsatzstatistik aus?
Martin Mittnecker: Ja, bei uns im Burgenland sind die Brandeinsätze im Jahr 2024 um circa 6 Prozent gestiegen. Das bedeutet, wir haben circa 1300 Brandeinsätze gehabt. Die häufigsten Einsätze sind im Bereich Büro, Gewerbe, Industrie und in öffentlichen Gebäuden. Noch stärker war der Anstieg im Bereich der Wohngebäude. Da waren circa 12 Prozent, das waren circa 180, 184 Einsätze in Wohngebäuden. Da ist ein bisschen der Anstieg zurückzuführen auf die vielen Akkus, die es mittlerweile gibt. Das wird ein bisschen Thema: Brände aus Akkus.
Christian Kräutler: Das heißt eigentlich, wenn ich das jetzt ein bisschen umrechne, über 180 Einsätze wegen Wohnungsbränden, das heißt jeder zweite Tag im Durchschnitt sind Sie da im Einsatz wegen einem Wohnungsbrand? Wir haben gerade gehört, die Akkus spielen da mit eine Rolle. Es gibt noch ganz viele andere Einsätze, die die Feuerwehr auch hat von irgendwelchen Unfällen, wo man wen retten muss, also ganz schön viel zu tun. Super, dass es da wen gibt, der diese Dinge dann tatsächlich erledigt und Sicherheit für uns alle macht.
Martin Mittnecker: Ja, so ein Feuerwehreinsatz ist schon ein großer logistischer Aufwand. Brandeinsätze meistens mehr. Es ist für uns ein irrsinniger Aufwand, aber für die Betroffenen ist es natürlich viel schlimmer. Man darf eines nicht vergessen, bei einem Brand wird dann wirklich alles vernichtet, also persönliche Dinge, Urkunden, Dokumente, also Dinge, man nicht wieder kaufen kann, sind nach einem Brand meist zerstört.
Sabine Kaulich: Ja, Traumata, das ist wirklich eine Problematik, die auch viele Retter und Retterinnen betrifft, also nicht nur die vom Brand Betroffenen selbst. Aber die gute Nachricht lautet, die meisten Brandereignisse, die könnten verhindert werden.
Christian Kräutler: Ja, verhindert mit dem richtigen Bewusstsein und natürlich auch mit Know-how, das man da unbedingt braucht. Aber dazu kommen wir gleich. Was mich vorab noch interessieren würde, wie viele Brandeinsätze hat es 2024 eigentlich in Österreich gegeben?
Martin Mittnecker: In ganz Österreich waren 2024 ca. 7000 Einsätze bei Wohnungsbränden.
Sabine Kaulich: Und die Anzahl der Brandeinsätze der Feuerwehren ist aber nicht gleichzusetzen mit der tatsächlichen Anzahl der Brände, oder?
Martin Mittnecker: Nein, es gibt sicher mehr Brände, als die Feuerwehr ausrücken muss. Es gibt auch tragbare Feuerlöscher, die zum Glück verwendet werden. Die Dunkelziffer ist sicher mehr als doppelt so groß.
Sabine Kaulich: Diese Dunkelziffer haben wir auch in unserer KFV-Studie etwas näher beleuchtet. 14 Prozent der Befragten waren schon mindestens einmal von einem Brand in ihrem Wohngebäude betroffen und mehr als zwei Prozent davon sogar schon mehrmals und der häufigste Entstehungsort der Brände ist die Küche, und zwar ist es bei 44 Prozent der Brandfälle so gewesen und gefolgt von Wohnzimmern mit 11 Prozent und Kellern mit 7 Prozent.
Christian Kräutler: Ja und Sabine, was die Leute gesagt haben, ist der erste Hinweis, dass es wirklich brennt. Das war eigentlich so die Wahrnehmung vom Brandgeruch. Das war so ungefähr jeder Dritte, hat das so gesagt. Jetzt ist aber so in der Nacht, wenn man schläft, ist ja diese Art der Wahrnehmung, nämlich die Nase und der Brandgeruch unmöglich, weil der Geruchssinn, der schläft ja auch, der macht quasi eine Pause, wenn wir schlafen und umso wichtiger ist, dass ich eine Alternative habe zu diesem Geruchssinn und das könnten ja die Rauchwarnmelder sein.
Martin Mittnecker: Die Rauchwarnmelder sind auf jeden Fall absolute Lebensretter. Das Schutzziel ist nicht die Verhinderung oder das Erkennen eines Wohnungsbrandes, sondern wirklich das Schutzziel, dass ich nicht im Schlaf von einem Brand überrascht werde. Da haben wir in Österreich die meisten Brandtoten, dass ein Brand ausgebrochen ist in der Nacht und die Leute haben es nicht bemerkt. Das Wichtige ist bei den Rauchwarnmeldern qualitativ hochwertige Produkte kaufen. Wir reden da zur Zeit von über 20 Euro, 30 Euro also dazwischen bekommt man qualitativ hochwertige Melder. Das Problem bei den Rauchwarnmeldern ist nicht, dass sie nicht funktionieren, sondern billige Rauchwarnmelder verursachen mehr Täuschungsalarm.
Sabine Kaulich: Ja und unsere KFV-Studie hat aber auch gezeigt, nur die Hälfte aller von Haushaltsbränden Betroffenen hatten Rauchwarnmelder installiert. Erst nach den erlebten Brandereignissen ist die Nutzungsrate signifikant gestiegen. Was Sie jetzt gesagt haben, dass billige Rauchwarnmelder genau das Gegenteil bewirken würden. Was könnte man denn da laut Gesetz, wo könnte man denn nachbessern? Was wäre denn da intelligent?
Martin Mittnecker: Ja, wir haben in Österreich die Verpflichtung bei Neubauten, dass in allen Aufenthaltsräumen und allen Räumen, die durchquert werden müssen, um ins Freie zu gelangen, Rauchwarnmelder installiert werden. Kärnten ist das einzige Bundesland mit einer Nachrüstpflicht. Es gibt im benachbarten Ausland Nachrüstpflichten, Deutschland wird das immer mehr, also ich rechne damit, dass hier von Seiten der EU eine Forderung kommt, dass wir in ein paar Jahren eine generelle Rauchwarnmelderpflicht haben werden.
Christian Kräutler: Bis zu dieser Pflicht hin eine Frage noch. Sie haben schon gesagt, irgendwie gute Qualität sollte man haben, wenn man Rauchwarnmelder kauft. Gibt es eigentlich sonst noch so Tipps? Was muss ich denn beachten, wenn ich Rauchwarnmelder kaufe?
Martin Mittnecker: Ja, wie gesagt, es gibt eine Ö-Norm, die auf diesen Rauchwarnmeldern vermerkt ist, das ist die Ö-Norm EN14604. Die sollte auf jeden Fall eingehalten sein. Da sind gewisse Qualitätskriterien in dieser Norm festgehalten, unter anderem die Lautstärke, dass man zuverlässig geweckt wird. Zurzeit ist Stand der Technik, dass man Rauchwarnmelder anschafft, die keine wechselbare Batterie mehr haben, sondern da ist ein fixer Akku eingebaut, bis zu zehn Jahre Lebensdauer und dann wird der gesamte Rauchwarnmelder getauscht. Das wäre zurzeit zu empfehlen und ist zurzeit der Stand der Technik. In einer normalen Wohnung, einem normalen Haushalt kann man davon ausgehen, dass der Rauchwarnmelder im Kinderzimmer auch die Eltern im Elternschlafzimmer weckt. Bei wirklich größeren Häusern kann man sich überlegen, ob man diese Rauchwarnmelder vernetzt. Das bedeutet, ein Melder erkennt den Rauch, alle Melder senden das akustische Warnsignal ab. Wenn im Haushalt, oder wenn eingeschränkte Personen sind, die eine Hörstörung oder so haben, die den Alarm nicht hören würden, es gibt auch Sonderausführungen mit optischen Warnsignalen und beim Schlafen mit Vibrationsalarm.
Sabine Kaulich: Kommen wir jetzt noch mal zum Thema Installation. Ein bisschen was haben Sie ja schon erzählt, aber wo und wie sollte man denn diese Rauchwarnmelder montieren? Und wie gesagt, Sie haben ja gesagt man braucht das nicht in allen Räumen. Welche kann man denn aussparen oder welchen muss man sogar aussparen?
Martin Mittnecker: Also in der Vorschrift steht, alle Aufenthaltsräume, Schlafzimmer, Esszimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer, Arbeitszimmer, ausgenommen Küchen. Küchen funktioniert nicht. Klar, kann jeder nachvollziehen.
Christian Kräutler: Wenn ich koche, dann raucht es auf jeden Fall.
Martin Mittnecker: Wenn ich koche oder Fett raucht, dann kommt der Alarm auf jeden Fall und natürlich alle Räume, die durchquert werden müssen, um ins Freie zu gelangen, weil es kann ja auch sein, dass es im Vorraum, in der Diele, in einem Gang zu brennen beginnt. Also, übrig bleiben tut Abstellraum. Der wäre ja aber zu empfehlen. Wo es nicht geht, Küche, Dampf und auch im Bad wegen dem Dampf. Ansonsten sollten überall Rauchwarnmelder installiert werden, möglichst in Raummitte, aber wichtig wäre mindestens 50 Zentimeter von Wänden oder Unterzügen entfernt montieren.
Sabine Kaulich: Jetzt habe ich noch eine Frage, und zwar, wenn jetzt so ein Rauchwarnmelder losgeht und es ist eben passiert, ohne dass man das eigentlich wollte, weil man keine Ahnung, eine Zigarette angezündet hat etc. was macht man denn da am besten?
Martin Mittnecker: Man kann den Rauchwarnmelder durch Drücken einer Taste, je nach Betriebsanleitung, kann man den wieder rückstellen.
Sabine Kaulich: Okay, das sollte man sich gut durchlesen, wenn man zum Beispiel schon neu in eine Wohnung einzieht. Ja, superpraktisch finde ich persönlich, dass bei der Montage moderner Rauchwarnmelder, da muss man gar nicht mehr bohren.
Martin Mittnecker: Ja, es gibt mittlerweile zugelassene Klebesysteme, wo man praktisch mit Klebepads, mit beidseitigen Klebepads die Rauchwarnmelder montieren kann und bei vielen Herstellern ist es so, dass der Sockel gleichbleibt und wenn man einen neuen Rauchwarnmelder macht, dass man den Melder herausdreht, den alten Sockel weiterverwendet.
Christian Kräutler: Muss man die Rauchwarnmelder eigentlich auch warten, so wie viele andere Geräte?
Martin Mittnecker: Ja, da gelten im Wesentlichen die Angaben des Herstellers in der Betriebsanleitung, aber mindestens einmal im Jahr sollte man den Testknopf auf jeden Fall betätigen.
Sabine Kaulich: Stichwort Schulung und Sensibilisierung. Was liegt Ihnen denn da besonders am Herzen?
Martin Mittnecker: Ja die Rauchwarnmelder, wie gesagt, wie der Kollege schon erwähnt hat, sie müssen gewartet werden, die Leute sollen sich auskennen, wenn der Alarm kommt und es ist ein Täuschungsalarm, also es ist Wasserdampf oder irgendetwas anderes, sollte man nicht die Feuerwehr alarmieren müssen, dass die Feuerwehr den Rauchwarnmelder zurückstellt, sondern das sollte man selber machen können.
Christian Kräutler: Apropos Bescheid wissen, es gibt ja so manche Mythen rund um die Rauchwarnmelder, die eigentlich teilweise nur Schall und Rauch sind. Zum Beispiel eben auch ein Vorurteil: Rauchwarnmelder lösen ständig Fehlalarme aus. Gehen wir jetzt bitte mal von denen aus, die wirklich eine gute Qualität haben. Ist das dann dort so?
Martin Mittnecker: Also bei hochwertigen Meldern kann man das eindeutig mit „Nein“ beantworten. Der Branderkennungsteil ist eigentlich die gleiche Ausführung, dieselbe Ausführung wie bei richtigen automatischen, zertifizierten Brandmeldeanlagen, die in großen Hallen und großen Gebäuden eingebaut sind. Hochwertige Melder funktionieren gut und die Täuschungsalarmrate ist äußerst gering.
Sabine Kaulich: Und noch so ein Mythos, „Im Brandfall habe ich auch ohne Rauchwarnmelder genug Zeit, um richtig zu reagieren.“
Martin Mittnecker: Also wenn man schläft, wäre es ein reiner Zufall, wenn man wach wird infolge eines Brandes und es ist auch ein Mythos, dass der Wellensittich oder der Hund den Brand erkennt, oder die Katze, die erkennen den genauso wenig wie wir selbst.
Christian Kräutler: Hilft es, wenn ich eh gut aufpasse, brauche ich dann keinen Rauchwarnmelder, oder ist das auch ein Mythos?
Martin Mittnecker: Das ist ebenfalls ein Mythos. Man kann natürlich durch richtiges Verhalten die Brandeintrittswahrscheinlichkeit reduzieren, aber es gibt einfach ein Restrisiko. Ich kann einen beschädigten Akku gekauft haben, mir kann das Handy hinuntergefallen sein, ich habe nicht darauf geachtet, der Akku ist kaputt und fängt an zu brennen. Mein Akku ist sehr alt, ich verwende das falsche Ladegerät, weiß es nicht. Also ein Rauchwarnmelder ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Sabine Kaulich: Zur Aufklärung all dieser Mythen rund um Rauchwarnmelder hat das KFV einen Folder mit Tipps und Infos herausgebracht, der unter der KFV-Webseite www.kfv.at/rauchwarnmelder heruntergeladen werden kann. Oder wenn Sie lieber ein gedrucktes Exemplar hätten, so können Sie dieses per Mail an kfv.at da können Sie das bestellen. So, jetzt möchte ich das Thema Feuerlöscher ansprechen. Denn Feuerlöscher sind in Österreichs Haushalten keine Selbstverständlichkeit. Das hat unsere KFV-Studie auch gezeigt. Fast ein Drittel der Befragten, nämlich 31 Prozent, hatten nämlich zum Zeitpunkt des Brandes keinen Feuerlöscher daheim.
Christian Kräutler: Woah das sind aber echt ganz schön Wenige, ich hätte gedacht, dass es mehr sind. Also Leute, bitte besorgt euch einfach Feuerlöscher. Feuerlöscher retten Leben und nicht irgendwelche Leben, sondern eigentlich das eigene oder eben das ihrer Familie. Umso wichtiger wäre es einfach, diese paar Euro zu investieren und einen Feuerlöscher zu Hause zu haben.
Martin Mittnecker: Man muss hier eventuell dazufügen, dass es im Gegenzug zu den Rauchwarnmeldern eigene gesetzliche Vorschriften gibt, dass man einen tragbaren Feuerlöscher zu Hause haben muss.
Sabine Kaulich: Ja, und bei der Bedienung von Feuerlöschern kann man ja auch so Einiges falsch machen. Wie macht man es denn richtig? Hätten Sie als Feuerwehrprofi ein paar grundsätzliche Tipps für uns parat?
Martin Mittnecker: Man sollte grundsätzlich die Betriebsanleitung eines Feuerlöschers einmal in Friedenszeiten lesen. Das ist aber sehr einfach. Es gibt bei den Feuerlöschern immer eine Sicherung, das heißt, irgendein Sicherungsstift ist zu ziehen, eine Sicherungsmanschette ist zu ziehen, eine Druckflasche ist aufzudrehen, dann ist der Feuerlöscher betriebsbereit und dann gibt es einen, leicht erkennbar, einen Griff, den man drückt und das Löschmittel wird ausgestoßen.
Sabine Kaulich: Und wie ist denn das, wenn man einen Brand im Freien hat, zum Beispiel auf dem Balkon oder auf der Terrasse bei einer Grillerei? Was muss man denn da beachten? Da gibt es ja mit der Windrichtung, da muss man ja glaube ich ein bisschen aufpassen.
Martin Mittnecker: Ja man sollte bei den Feuerlöschern immer schauen, dass man mit der Windrichtung löscht und nicht entgegen, ist ziemlich logisch. Bei dem Einsatz von Feuerlöschern im Inneren von Gebäuden, aber bitte aufpassen, wenn der Brand zu groß ist, die Rauchentwicklung vorhanden ist, immer den Fluchtweg im Auge behalten, dass man, wenn einem das Löschen nicht gelingt, dass man rechtzeitig den Raum verlassen kann. Wobei, eins zu sagen ist, einem Brand, dem man sich ohne Schutzkleidung noch nähern kann, ist mit dem Feuerlöscher auf jeden Fall zu löschen, also, dass das Löschmittel zu wenig ist, das kann man als Zivilperson eigentlich vergessen.
Sabine Kaulich: Ja, und immer wieder liest man aber Feuerwehreinsätzen, das bereits gelöschte Feuer wieder entfachen. Muss man das daheim auch längere Zeit beobachten, wenn man ein Feuer gelöscht hat?
Martin Mittnecker: Es ist abhängig ein bisschen vom Löschmittel. Es gibt Löschmittel, die den Brand sehr rasch löschen, aber es dann wieder zu einer Nachzündung kommen kann. Besonders bei Fahrzeugen ist das extrem, also immer, wenn es noch möglich ist, aufgrund der Rauchentwicklung, beim Brand bleiben, aufpassen. Es entsteht CO, geruchloses Gas, also nachlöschen, aber dann wieder so schnell wie möglich an die frische Luft. Und auf jeden Fall sollte man auch bei solchen Bränden, die man vermeintlich gelöscht hat, die Feuerwehr verständigen, ein Dachstuhlbrand nach einem vermeintlich gelöschten Fettbrand wäre nicht der Erste.
Christian Kräutler: Der Fettbrand, ist das Thema, auf das ich gleich aufspringen möchte. Was muss man denn eigentlich beim Löschen von einem brennenden Fett tatsächlich beachten?
Martin Mittnecker: Also das Allerwichtigste ist einmal brennendes Fett nie mit Wasser löschen. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Da gibt es schwerste Verletzungen. Das sollte man auf keinen Fall tun. Das Einfachste ist in aller Regel Handschuhe anziehen. Die gibt es in der Küche meistens. Einen Deckel nehmen, der passt oder etwas größer ist, auf das brennende Fett und von der heißen Herdplatte wegziehen. Man sollte nicht das brennende Fett dann hinaustragen, weil wir haben dann immer die Verbrennungen am Oberschenkel oder am Unterarm durch das Ausschütten des Fetts und wieder die Feuerwehr verständigen. Also auch wenn man den gelöscht hat, auf jeden Fall die Feuerwehr verständigen, zum Beispiel Folge des Fettbrandes, Brand der Dunstabzugshaube merkt man nicht gleich, Brand breitet sich im Leitungsnetz aus, also auch bei solchen Dingen immer sofort die Feuerwehr verständigen.
Sabine Kaulich: Sagen Sie, es gibt ja unterschiedliche Feuerlöscher. Kann man eigentlich mit jedem Feuerlöscher einen Fettbrand löschen?
Martin Mittnecker: Nein, das Problem von den Feuerlöschern ist, dass sie in der Regel zu viel Druck entwickeln und dann die Gefahr groß ist, dass man das Fett im Raum verspritzt und es dann zu Folgebränden kommt. Es gibt eigene Fettbrandlöscher, die sind aber eigentlich nur in der Gastronomie üblich.
Sabine Kaulich: Also ich habe zu Hause unter der Spüle eine Löschdecke griffbereit. Wäre das auch geeignet?
Martin Mittnecker: Ist geeignet, funktioniert gut. Löschdecken sind normalerweise so verpackt, dass sie zwei Griffe haben, wenn man jetzt die beiden Griffe nimmt, mit der linken und rechten Hand auseinanderzieht, dann faltet sich die Decke auf und die kann man dann sorgfältig über das brennende Fett geben funktioniert, kann man machen, der Deckel ist trotzdem meistens das Bessere.
Christian Kräutler: Und wenn man sich jetzt ein bisschen überlegt, der Akku, ein bisschen haben Sie mir jetzt Respekt gemacht mit diesen Akkugeschichten, wenn der Akku jetzt anfängt zu brennen, wäre da die Löschdecke auch das Mittel der Wahl?
Martin Mittnecker: Man kann mit einer Löschdecke einen Akkubrand eindämmen, dass er nicht gleich irgendetwas anderes anzündet, aber wirklich auslöschen wird nicht funktionieren.
Sabine Kaulich: So jetzt muss ich das aber trotzdem noch mal fragen, was mache ich denn mit so Akku, der schon so bisschen verbeult ausschaut? Wo tue ich den am besten hin?
Martin Mittnecker: Schnell kann man ihn nur ins Freie tragen oder man tut ihn in eine Schaffe mit Wasser. Dann ist er hin, aber sicher.
Sabine Kaulich: Ja, sehr gut. Das ist einfach.
Christian Kräutler: Ja, kommen wir noch zu einem anderen Thema, zum Thema Kaminbrand und die Prävention des Kaminbrands. Wir haben jetzt Oktober, also Beginn der Heizsaison. Worauf kommt es eigentlich bei der Vorbeugung eines Kaminbrandes tatsächlich an? Der Hausbesuch des Rauchfangkehrers ist ja einerseits eine wichtige Sache, aber worauf muss ich selbst eben achten, wenn ich meinen Kamin nutze? Also zum Beispiel brauche ich richtiges bestimmtes Holz, muss das jetzt wirklich so trocken sein? Was gibt es da tatsächlich zu beachten?
Martin Mittnecker: Na, man sollte auf jeden Fall nur trockenes Holz verwenden. Man sollte aus dem Kamin, aus dem Ofen keine Müllverbrennungsanlage machen, auch nicht im kleinen Rahmen, also wirklich nur trockenes, gutes Brennholz verwenden und Sie haben den Rauchfangkehrer erwähnt. Der Rauchfangkehrer sollte auf jeden Fall den Abgasfang, das Rauchrohr, den Kessel kontrollieren und wenn es rein ist, dann geht er wieder und wenn es nicht rein ist, dann soll er das auch reinigen.
Sabine Kaulich: So, wir sind jetzt schon im Finale unserer heutigen Podcastrunde. Lieber Herr Mittnecker, was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Brandschutztipps für unsere Hörer und Hörerinnen?
Martin Mittnecker: Also um das Leben, das eigene Leben, und das Leben der Familie zu schützen, sollte man auf jeden Fall die Rauchwarnmelder, ob vorgeschrieben oder nicht, in seinen Haushalt montieren und in Betrieb halten. Feuerlöscher, wie gesagt, sind in den meisten Bundesländern gesetzlich vorgeschrieben. In einem mehrgeschossigen Wohnbau ist er meistens am Gang. In Ordnung, passt. Aber im Reihenhausbereich, im Einfamilienhausbereich sollte man auf jeden Fall, egal ob Garage oder ohne Garage, ob Heizraum oder nicht Heizraum, sollte man auf jeden Fall einen geeigneten Feuerlöscher haben und die elektrische Anlage ist oft eine Brandursache, entsprechende Wartung, Instandhaltung, pfleglicher Umgang mit Verlängerungskabeln und sonstigen Kabeln und wie schon kurz erwähnt auch die Akkus, richtiges Ladegerät, pfleglich mit den Akkus umgehen und wenn man es außerhalb der Schlafenszeit laden kann, ist das sicher auch von Vorteil. Erhitztes Öl niemals unbeaufsichtigt lassen, also nebenbei telefonieren gehen oder diese Dinge. Brennende Kerzen sollten immer unter Aufsicht sein, was sich überhaupt nicht verträgt sind brennende Kerzen und herumlaufende Haustiere, Hunde und Katzen, das passt überhaupt nicht zusammen und Fluchtwege immer von Hindernissen freihalten. Das Treppenhaus im mehrgeschossigen Wohnbau ist kein Schuhregal und kein Gewächshaus, sondern eine Verkehrsfläche und ein Fluchtweg, also dort sollte nichts gelagert und Sonstiges sein. Wie gesagt, die Feuerwehr unter Notruf 122 verständigen. Auch wenn man den Brand gelöscht hat, es ist besser, wenn ausgebildete Leute nachschauen, ob er wirklich aus ist.
Christian Kräutler: Ja, man hört da tatsächlich den Profi. Ich habe sehr, sehr viel gelernt. Vielen, Dank für diese wichtigen Tipps und die Infos, die wir bekommen haben.
Sabine Kaulich: Herr Ingenieur Mittnecker, auch ich sage ein großes Dankeschön für Ihr Kommen und für Ihre lebensrettenden Tipps, die Sie uns heute gegeben haben und hoffe, dass auch unsere Hörer und Hörerinnen so einiges dazugelernt haben.
Martin Mittnecker: Sehr gern. Danke für die Einladung.
Christian Kräutler: Liebe Hörerinnen und Hörer, herzlichen Dank auch Ihnen fürs Dabeisein. In unserem nächsten Podcastgespräch im November geht es dann um das Thema Kindersicherheit im Internet. Da werden wir einen neuen Elternratgeber vorstellen, der alle Fragen rund um sichere, altersgerechte Internetnutzung von Kindern und Teenagern beantwortet. Bis dahin alles Gute. Bleiben Sie umsichtig, achtsam und brandfrei. Machen Sie sich mit Feuerlöschern und Rauchwarnmeldern vertraut und lassen Sie nichts anbrennen.
Sabine Kaulich: Bleiben Sie sicher und gesund, alles Liebe, bis bald bei Sicher ist sicher!
Catharina Ballan: Sie hörten Sabine Kaulich und Christian Kräutler, zwei erfahrene Präventionsfachleute des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Zu Gast im Studio war Ingenieur Martin Mittnecker, Leiter der Brandverhütungsstelle des Burgenländischen Landesfeuerwehrverbandes. Mehr Infos zum Thema dieser KFV Podcast Episode und zu vielen weiteren wichtigen Sicherheitsthemen finden Sie auf unserer Website kfv.at. Alle KFV Podcastfolgen sind unter kfv.at/podcast abrufbar. Abonnieren Sie Sicher ist sicher auf Spotify, Apple und YouTube sowie auf allen gängigen Podcatcherplattformen und empfehlen Sie unseren Podcast weiter. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei Sicher ist sicher, dem Vordenker*innen Podcast des KFV.
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