Hitzige Gemüter im Straßenverkehr: Von Aggression am Steuer und anderen hochsommerlichen Unfallrisiken

Shownotes

Der Asphalt glüht. Die Luft steht. Die Sonne brennt vom Himmel. Tropenhitze mitten in Europa? Längst kein Ausnahmezustand mehr, sondern das neue Sommerklima in unseren Breiten.

Wie wirken sich heiße Wüstentage, schwüle Tropennächte und drückende Hitzewellen auf den menschlichen Organismus aus? Woran erkennt man körperliche Alarmsignale? Warum bedeuten Hochsommertage erhöhte Gefahr auf der Straße?

Umweltmediziner Prof. Dr. Hans-Peter Hutter liefert Antworten – klar, konkret und lebensnah.

Jetzt reinhören, cool bleiben – und sicher durch den Sommer kommen!

Mehr Info unter kfv.at

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00:00:08: Boah, ist das heiß! Heute kann sie es wieder, die Sommerhitze.

00:00:12: Ja, das stimmt, Christian. Du das sind richtige Hundstage. Man kommt ins Schwitzen, ohne dass man sich bewegt.

00:00:18: Ja, und immer, wenn es so heiß ist, ist es so, dass die Leute auf der Straße besonders hektisch und aggressiv unterwegs sind.

00:00:24: Ja, hast recht. Die Hitze macht uns fix und fertig, sie belastet und beeinflusst uns auch auf der Straße. Die Auswirkungen hoher Temperaturen auf den menschlichen Körper und auf das Verhalten im Straßenverkehr, das wollen wir heute näher beleuchten.

00:00:39: Ja, und zwar mit einem hochkarätigen Experten bei uns im Studio. Es ist nämlich der bekannte Umweltmediziner und Ökologe, Professor Dr. Hans-Peter Hutter von der Medizin Uni in Wien. Er wird uns heute erklären, warum die Hitzewellen immer häufiger und auch länger werden und wie man sogar an heißen Tagen einen kühlen Kopf bewahren kann. Und dann wissen wir alle, wie man mit diesen Gefahren bei Hitze im Alltag bewusst umgeht. Bleiben Sie also dran.

00:01:05: Sicher ist sicher, der Vordenker*innen Podcast des KFV. Episode 29: Hitzige Gemüte im Straßenverkehr. Von Aggression am Steuer und anderen hochsommerlichen Unfallrisiken.

00:01:23: Liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen! Bei uns im Studio begrüße ich zu unserem Sommertalk Herrn Prof. Dr. Hans-Peter Hutter. Ja, schön, dass Sie heute bei uns sind.

00:01:34: Sehr gerne und danke schon einmal vorab für Ihre Einladung.

00:01:39: Ja, Herr Prof. Hutter. Sie sind Experte in Umweltmedizin und untersuchen schon seit vielen Jahren die Auswirkungen vom Klimawandel auf uns Menschen. Wir haben jetzt wieder Sommer, viele Tage sind sehr, sehr heiß, aber es sind auch die Nächte teilweise tropisch warm. Wie wirkt sich denn so eine Wetterlage jetzt, wenn die wochenlang vor allem ist, mit diesen hohen Temperaturen auf unserem Körper aus?

00:02:02: Es ist keine Frage, dass uns das alle betrifft, wie das auf uns wirkt, weil Temperatur hat natürlich eines: Es wirkt auf unseren Kreislauf, auf unsere Atemwege, auf unsere Nieren, also unser Organismus muss viel mehr arbeiten. Dadurch nimmt die Leistungsfähigkeit ab, sowohl die körperliche als auch die geistige. Wir wissen, dass psychische Beeinträchtigungen ansteigen und nicht zuletzt gibt es auch eine erhöhte Sterblichkeit, also von daher ist das Spektrum an Beeinträchtigungen wirklich sehr groß und vor allem, so was Sie schon gesagt haben, sind eben die fehlenden nächtlichen Erholungsphasen ein Grund, warum viele darunter sehr stark leiden.

00:02:42: Herr Professor Hutter, sind Sie der Meinung, dass uns solche Hitzekollapse und Beschwerden, die die Hitze auslöst, in Zukunft zunehmen werden?

00:02:52: Also das steht außer Frage, dass einerseits es mehr an Hitzetagen geben wird, also Temperaturen über 30 Grad, die Perioden werden sicherlich länger dauern und von daher muss ich einfach sagen, es ist alles angerichtet, damit eben bestimmte Beeinträchtigungen immer häufiger werden. Das ist klar und das Risiko für verschiedene Beeinträchtigungen, sei es das chronische oder akute, nimmt zu. Natürlich in Abhängigkeit, wie wir uns auch verhalten, wie wir uns darauf einstellen und wie unsere Umwelt in Zukunft gestaltet wird, um eben diese Hitze abzumildern.

00:03:27: Ja, unser KFV-Forschungsteam hat im Fachbereich Naturgefahr und Prävention eine Studie gemacht zum Thema Hitzeproblematik. Wir haben 1200 Menschen befragt und dabei hat sich gezeigt, dass hohe Außentemperaturen die Menschen bei uns schon jetzt sehr stark belasten. Fast die Hälfte der befragten Bevölkerung hat an Hitzetagen bereits einen Schwächeanfall erlitten oder im persönlichen Umfeld so etwas miterlebt.

00:03:52: Ja und die Umfrage hat ergeben, dass jeder oder jede dritte Befragte bekommt bei Hitzewellen eben Atemprobleme. Herr Hutter, diese Atembeschwerden hängen ja von den erhöhten Ozonwerten in der Atemluft ab. Wie wirkt sich dieses bodennahe Ozon auf den Organismus, medizinisch gesehen aus. Und was sollte man bei einer Ozonwarnung eigentlich beachten?

00:04:19: Ja, Nummer eins, Ozon ist ja nicht nur die Leitsubstanz von diesem photo-oxidativen Smog, da sind ja andere Teilchen auch dabei und allen ist eins gemeinsam: Sie sind enorm reaktiv. Das heißt, wenn Sie eingeatmet werden, reagieren Sie sofort mit unseren Atemwegen, können dort eben auch in entzündliche Reaktion hervorrufen. Es ist der sogenannte L.A. Smog, der eben dadurch bedingt ist, dass es Vorläufersubstanzen gibt, vor allem aus dem Verkehr, zum Beispiel Straßenverkehr, aber auch aus Industrie und Gewerbe und dann unter UV-Einstrahlung kommt es eben zu dieser Bildung von diesen sekundären Luftschadstoffen und alle haben sonderlich Reizgase. Und von daher ist es auf der einen Seite klar, dass Sie die Atemwege beeinträchtigen, in Abhängigkeit auch von der Empfindlichkeit der Person. Seien es jetzt Asthmatikerinnen, Asthmatiker, dann wirkt es natürlich ganz anders, wie wenn es ein junger, gesunder Mensch ist. Aber es kommt zu Beeinträchtigung der Lungenfunktion, es kann zu Husten kommen, Auslösung von Asthmaanfällen und und und. Und von daher ist es auch ganz klar, und da gibt es ja auch bestimmte Vorgaben, dass ab gewissen Schwellenwerten erst einmal die Bevölkerung informiert werden muss, sodass sich jene, die besonders empfindlich sind, schlichtweg zurücknehmen. Aber so wie Sie gefragt haben, was tue ich? Im Grunde genommen ist es dasselbe wie, ist das Verhalten, ein kluges Verhalten gegenüber den Luftschadstoffen, kluges Verhalten auch gegen Hitze? Man soll sich nicht überanstrengen. Je mehr ich mich anstrenge, desto mehr muss ich atmen, desto mehr atme ich auch ein. Ein wichtiger Punkt, der zweite wichtige Punkt ist, da werde ich öfter gefragt, was ist mit den Kindern? Ja, natürlich sind Kinder betroffen, aber Achtung, sie einfach dann einzusperren zu Hause ist auch keine gute Idee. Das heißt, wenn man hinausgeht, selbst bei schönem Wetter, ist es auch von daher klar, dass die Kinder im Schatten bleiben sollen und sich halt nicht überanstrengen, aber es bedeutet nie gleichzeitig, gerade bei einer Informationsschwelle, dass man sie einsperren muss und dass sie sich gar nicht mehr draußen aufhalten sollen. All jene, die besonders empfindlich sind, merken das relativ rasch und die wissen eigentlich Bescheid, wie sie sich draußen verhalten.

00:06:23: Kann man aber generell sagen, wann ist eigentlich eine Hitzewelle, also was definiert das? Und dann vielleicht auch noch, weil Sie vorher gesagt haben in der Nacht, Erholung ist besonders wichtig, wann ist es denn eigentlich eine Tropennacht?

00:06:35: Nummer eins, es gibt eigentlich keine internationale Definition von Hitzetag oder Hitzewellen. Hitzetag schon, keine Hitzewellen und wir gehen so nach Jan Kyselý. Das bedeutet, wenn drei Tage hintereinander sind, wo die Maximaltemperatur über 30 Grad ist, dann ist es eine Hitzewelle. Drei Tage. Wir sprechen von einer Tropennacht, wenn es mehr als 20 Grad hat. Sagen wir so, wenn 20 Grad nicht mehr unterschritten wird und letztlich, weil es ja schon so viele Tage gibt, deutlich über 30 Grad, jetzt hat man auch einen Namen gefunden für die Tage über 35 Grad, das ist dann ein Wüstentag.

00:07:09: Ein Wüstentag.

00:07:10: Das habe ich noch nie gehört.

00:07:11: Hat man sich was einfallen lassen, weil einfach auch die Nomenklatur langsam drunter leidet, wenn man öfter Tage hat über 35 Grad.

00:07:19: Ja, und wenn man den Medienberichten folgt, so werden diese Hitzewellen ja immer häufiger. Also man hört ja, jedes Jahr ist das heißeste Jahr, besonders die Sommermonate werden immer trockener und heißer. Herr Professor Hutter, wie wird denn das in Zukunft ausschauen? Wie schaut die Entwicklung dahingehend aus?

00:07:40: Na ja, könnt ihr euch vorstellen, dass die Entwicklung eher in die Richtung geht, dass alles länger wird, weil wenn man sich einmal die Zahlen anschaut, jetzt einmal die Hitzetage, da war es zwischen 1961 und 1990 in Wien, gab es ca. 9-10 Hitzetage und die haben sich mehr oder minder jetzt im letzten 30 Jahren, bis 2020, 1990 bis 2020, verdoppelt, mehr als verdoppelt. Das ist das Eine. Das heißt aber die einzelnen Hitzetage und wenn man sich auch anschaut, das ist einmal nur für Wien Verhältnisse, dann sieht man auch, dass zwischen 1970 und 2000, war die Hitzewelle glaube ich ungefähr fünf Tage, und bis zum Ende des Jahrhunderts noch einmal durchschnittlich lang. Durchschnittlich! Es gibt noch immer Extreme, wo es viel, viel länger ist, aber bis zum Ende des Jahrhunderts könnte es sein, dass sie 15 bis 28 Tage dauern. Also man muss sich vorstellen: 30 Tage, ungünstig, gibt es Temperaturen über 30 Grad und dann kannst du die Nacht eigentlich auch vergessen, weil da hat es natürlich dann entsprechend hohe Temperaturen, die nicht aufhören, deinen Organismus auch während der wichtigen Erholungsphase zu beeinträchtigen.

00:08:46: Das heißt, wir müssen uns gut vorbereiten und eine wichtige Frage ist aus meiner Sicht natürlich auch: Wie kann ich denn überhaupt erkennen, wenn mein Gegenüber, also mein Umfeld, da hitzebedingte Gesundheitsprobleme hat? Gibt es da irgendwelche Warnsignale, auf die ich schauen kann?

00:09:00: Naja, im Prinzip ist es so, dass man hier eher von dem, was wir angesprochen haben, von akuten Beeinträchtigungen geht. Also das ist meistens so ein Hitzekollaps. Hitzekollaps, durch Schwitzen verliert man Flüssigkeit, Blutdruck sinkt und man wird so kollapsig. Man hat dann eben Blutdruckschwankungen, es wird einem schwarz vor den Augen und im schlimmsten Fall wird man bewusstlos. Das ist ein ganz klassischer Kreislaufkollaps, wenn man diese Person sieht, der ist schlecht, oft Übelkeit, und im Regelfall sind sie bleich, blass, kaltschweißig. So schauen die aus. Und das ist ein Riesenunterschied letztlich zum Hitzschlag. Da ist es so, dass die Kerntemperatur, die normalerweise 37 Grad betragen soll, sehr schnell auf 40 und mehr gerade ansteigt, hat man dann Hitzestau. Das ist öfter bei Menschen, nicht nur, aber bei Personen, die sich zum Beispiel noch anstrengen, also ehrgeizige Männer, die glauben, sie müssen dann noch zeigen, dass sie Tennis spielen, um 13 oder 14 Uhr und da ist es keine gute Idee, weil es hat keinen Trainingseffekt. Aber es kann eben zu einem Hitzestau führen und ein Hitzschlag und das ist ein großer Unterschied zum Hitzekollaps, weil da hast du eigentlich eine rote Haut, sie ist gerötet und sie ist warm, heiß. Während da Hitzekollaps ein Problem ist, man die Person klarerweise Füße hoch, Beine hoch lagert, klassisch Kollaps, ist das kein Notfall in dem Sinn. Ein Hitzschlag ist ein extremer Notfall. Das ist wirklich lebensbedrohlich, der ist lebensbedrohlich. Man muss schauen, dass man diese Person klarerweise aus der Sonne bringt, aber letztlich sofort einmal die Rettung anruft. Das ist ganz, ganz wesentlich, weil man diese Person auch kühlen muss.

00:10:49: Also da kann man selber dann gar nicht mehr so wahnsinnig viel machen beim Ersteren aus der Sonne bringen. Gibt sonst noch ein paar Tipps?

00:10:56: Ganz klassisch: Hochlagern und schauen, dass er sich nirgends anhaut, bevor er umfällt. Das ist wichtig bei Kollaps kann man ja umfallen und dann kann man sich eben auch Kopfverletzungen etc. holen. Also wichtig ist, dass man das erkennt, wenn wer sagt, ich weiß nicht, mir ist so komisch und mir schwarz vor Augen, dass man den sofort mal hernimmt und sagt, setz dich bitte nieder, am besten legen sie sich nieder und eben die Beine hochlagern. Also noch einmal, das ist jetzt wirklich kein Notfall in dem Sinn, wo man sofort die Rettung ruft, muss nicht sein, aber wie gesagt, bei dem anderen, da ist es wichtig, dass man die Person sofort aus, auch beim anderen soll man sie auch aus der Sonne nehmen, ist ja logisch, weil eben die Hitze entsprechend eine Belastung ist für das Kreissystem. Da ist es wichtig, dass man die Person, klar, macht man beim anderen auch, die Kleidung lockern, aufmachen, dass man quasi den auch in den Schatten bringt, abkühlt, soweit es geht, mit feuchten Tüchern etc.

00:11:50: Ja, und ich denke gerade das Wissen, was Sie uns da gerade erzählt haben, das ist eben überlebensnotwendig für viele und ja, gerade wenn das in der eigenen Familie passiert, hat man ja oft Angst, dass man falsch reagiert. Also meinen Führerschein zu prüfen ist zum Beispiel schon eine Zeit her. Deswegen habe ich dann vor zwei Jahren so einen Auffrischungskurs gemacht. Ich glaube, das ist immer ratsam.

00:12:13: Ja, bei den Meisten ist es so lange her an den Führerschein kann man, und es hat sich einiges geändert in der Ersten Hilfe, also das ist überhaupt keine Frage von da. Es ist wirklich sehr wichtig, dass man das nochmal ein bisschen auch für sich rekapituliert, damit man sicherer ist. Aber eines kann ich gleich sagen, als Ersthelfer kann man keinen Fehler machen, außer dass man überhaupt nichts macht.

00:12:39: Extreme Hitzetage und schwüle Tropennächte setzen uns ja nicht nur körperlich zu, sondern schlagen uns auch aufs Gemüt. Dazu haben wir im KFV auch eine aktuelle Umfrage gemacht. Christian, könntest du uns bitte berichten, was die Umfrage ergeben hat?

00:12:57: Ja, Sabine, die Zahlen habe ich mit. Da drin steht nämlich, dass mehr als ein Drittel der Befragten, es sind genau 35 Prozent, haben eben an heißen Tagen von einer eigenen Gereiztheit oder einer erhöhten Aggression gesprochen, also nichts Nettes, für die nicht und für die anderen im Umfeld auch nicht. Und noch mehr als dieses Drittel, nämlich 40 Prozent, haben gesagt, dass sie dieses Verhalten zumindest in ihrem eigenen Umfeld registriert haben. Das heißt also, diese Hitze macht schon aggressiv und sie macht gereizt und das spürt man.

00:13:27: Ja, stimmt. Eigentlich müssten wir ja unseren Lebensstil der Hitze anpassen und das so machen wie das im Süden ja schon lange Zeit der Fall ist, also zu Mittag eine Siesta einlegen und dafür dann abends länger arbeiten. Herr Professor Hutter, wäre das eine Option für Sie? Und was kann man denn sonst noch tun, um die Hitze so erträglich wie möglich zu machen? Haben Sie da ein paar Tipps für unsere Hörer und Hörerinnen?

00:13:52: Weil sie die Siesta ansprechen. Wir weisen schon sehr lange darauf hin. Immerhin ist die Strategie zur Anpassung an den Klimawandel, die österreichische Strategie, ja schon alt, letztlich seit 2010. Und davor wurden schon Überlegungen und wir haben immer gesagt, es braucht auch eine gesellschaftliche Anpassung, nur, Siesta einfach zu machen, müsst ihr euch überlegen, wie das auf einer Baustelle ist. Wo sollen die hin? Fahren die nach Hause? Also klar ist es sinnvoll, nur muss man sich überlegen, wie und wo man das überhaupt in unsere Gesellschaft und die ist schon sehr komplex, wie man das einbringt. Selbstverständlich ist es eine kluge Idee, genau dann, gerade bei Outdoor-Arbeitsplätzen, wo es ja nicht nur die Temperatur von oben gibt, sondern dass du auch an rundherum Materialien, denk nur an einen Tiefbau mit Asphalt etc. Ja, das ist sinnvoll, aber da muss man sich wirklich sehr viel einfallen lassen, also Arbeitsplatz ist ein Riesenthema, nicht nur Outdoor, sondern auch Indoor. Und wenn wir an uns selber denken, was wir tun, ganz ehrlich, das Wichtigste ist bei Hitze alles ein bisschen ruhiger angehen. Um das geht es letztlich, weil ja schon die Hitze anstrengend ist für unser Herz-Kreissystem. Alles, was du da zusätzlich noch machst, kommt dazu und dann ist es abhängig natürlich von der Leistungsfähigkeit des Einzelnen. Es wird bei jemanden der jetzt einmal Spitzensportler ist, nicht wirklich sichtbar werden, aber bei jemandem, der ein gewisses Alter hat, bei jemandem, der vielleicht schon mit Atemwegen zu tun hat, aber auch bei ganz kleinen Kindern darf man nicht vergessen. Das sind nicht nur die Hochaltrigen, die hier Probleme haben, sondern auch bei ganz kleinen Kindern, die können die Hitze nicht abführen muss man halt einfach vorsichtiger sein. Das heißt, alles ruhiger angehen, wirklich auf diese bestimmten Warnsysteme schauen. Mir ist etwas komisch, ich bin schummrig. Das ist wichtig und natürlich, ich meine, das sagen wir alle, bitte auch auf den Flüssigkeitshaushalt achten. Das klingt einfach, jeder weiß es, jede weiß es, aber es ist dann auch die Umsetzung gefragt und ab einem gewissen Alter gibt es weniger Durstgefühl, man vergisst darauf. Das heißt, es ist wirklich wichtig, dass man sich diese zwei Liter vor sich hinstellt und schaut, dass man die über den Tag, Achtung, über den Tag konsumiert.

00:16:07: Also ein Bier schadet nicht, wenn es kalt ist oder wie?

00:16:09: Ja das würde ich jetzt einmal, also, Sie wissen eh, als Arzt sage ich jetzt einmal, gerade die alkoholischen Getränke sind keine gute Idee, warum? Weil auch Alkohol dehydrierend wirkt, also das hat eine entgegengesetzte Wirkungsweise. Von daher natürlich Wasser, dann Elektrolyte, was auch immer was dann gern getrunken wird, sodass man es auch wirklich trinkt. Ganz süße, pick-süße Säfte bieten das natürlich nicht, aber regelmäßig, weil ich kenne dann Einige, die sagen, ja, das habe ich vergessen und jetzt trinke ich noch den Liter drauf am Abend, das hat keinen Sinn. Das ist nicht gut, sondern es geht um diese kleineren Portionen.

00:16:48: Ja, und dieser Hitze zu entkommen, das passiert ja teilweise, indem ich sage, zieh mich ein bisschen zurück in die eigenen vier Wände. Aber selbst das hilft ja nicht immer, wenn ich nämlich meinen Rückzugsort irgendwo im städtischen Bereich zum Beispiel habe, wo sich einfach schon über Tage alles aufgewärmt hat. Vielleicht eine Dachterrassenwohnung, eine Dachgeschosswohnung überhaupt, die nach Südwesten ausgerichtet ist. Da wird es auf jeden Fall sehr, sehr heiß drinnen sein. Was kann ich denn wirklich tun, damit mein Haus oder meine Wohnung innen kühl bleibt, sodass ich mich zumindest dort in Sicherheit abkühlen kann?

00:17:21: Das ist natürlich immer abhängig von der Bauweise. Gibt es hier viel Masse, gibt es hier eine Dämmung oder nicht? Aber Sie haben schon gesagt, es gibt halt ein paar Wohnungen, sie sind der Hitze sehr stark ausgesetzt und da wird es heiß. Das Wichtigste ist, glaube ich, und ich sehe es immer wieder, bitte die, die Fenster sperrangelweit offen haben zwischen 11 und 14 Uhr, weil man glaubt, ein kühler Luftzug, oder ein Luftzug, der rennt. Das ist natürlich komplett falsch. Es gehört verdunkelt bzw. Rollos, am besten Außenjalousien. Ich weiß, gibt es nicht oft, aber Jalousien, verdunkeln ist ganz, ganz wichtig möglichst versuchen, ich sag wirklich möglichst, weil es ist dann ab einem gewissen Zeitpunkt, wenn es über Tage dauert nicht wirklich möglich mehr die Hitze draußen zu halten, aber es geht hier wirklich darum, dass man versucht, die Hitze draußen zu halten. Das ist das Eine. Das Andere ist natürlich, und es gibt ja so Tipps und Ratschläge, na ja, wenn Sie jetzt da quasi zum Hof, den Sie nach hinten haben, können Sie doch Ihr Schlafzimmer umordnen. Das ist ja schön, aber wer hat manchmal diese Größe. Es gibt ja genügend Familien, die leben auf sehr kleinen Quadratmetern. Das finde ich ein bisschen schräg. Klar kann man das machen, aber für die meisten geht das nicht. Das, was ich nach wie vor wichtig finde oder gut finde, ist der Ventilator. Bevor man sich in irgendeiner Weise so gewisse Geräte anstatt mobiler Klimaanlagen, probiert man es wirklich mit ganz klassischen konservativen Maßnahmen.

00:18:48: Ja. kommen wir jetzt noch einmal zu den technischen Helferleinen. Im KFV haben wir eben bei dieser Umfrage auch nachgefragt, was jetzt die beliebtesten technischen Adaptionen in Österreich sind. Christian, was gibt es denn da oder was sind denn die?

00:19:04: Ja Herr Professor, Sie haben gesagt, was man denn so alles drin haben kann im Haus, die Österreicher und die Österreicherinnen, die haben da einen kleinen Spitzenreiter und zwar sind es bei uns die Klimaanlagen. Also jeder vierte Haushalt, das ist jetzt nicht so wahnsinnig viel, aber dennoch jeder vierte Haushalt, die haben eine eigene Klimaanlage und 29 Prozent zusätzlich planen, eine solche anzuschaffen. Was ja auch gerne verwendet wird nach eigenen Aussagen von den Menschen, ist Außen- und Innenjalousien, da sind wir bei jedem fünften, Rollos, die man dann da auch irgendwie hinmachen kann und eine verbesserte Isolierung oder Dämmung, die viele auch vorsehen. Jetzt ist es so, wir haben es hier schon kurz erwähnt, das sind die Klimaanlagen, die sind einerseits natürlich nicht recht billig in der Anschaffung und sind andererseits so aus der Perspektive des Umweltschutzes natürlich auch ein bisschen problematisch. Ich denke da zum Beispiel an den hohen Energieverbrauch oder ich denke auch an den Einsatz dieser Kältemittel, die da drinnen sind. Jetzt ist aber doch vielleicht doch so, dass man aufgrund dieser Hitze, die da so ist und so wie es ist gesagt, dann vielleicht auch ältere und empfindliche Menschen einfach nicht darauf verzichten kann. Wie sehen Sie denn diesen Konflikt, den es da gibt?

00:20:15: Der Konflikt schwebt natürlich immer bei diesen Diskussionen mit. Es geht darum, dass wenn wir jetzt zwei Komponenten im Kopf haben, nämlich auf der einen Seite Klimaschutz und Klimaadaption, dass ich die beiden nicht widersprechen sollen. Also wenn es eben Raumklimatisierung gibt, so sollte es eben nicht dem Klimaschutzgedanken widersprechen. Es gibt Gott sei Dank mittlerweile, das ist ja auch etwas, was gut ist, eben Klimatisierungen, die eben nicht kontraproduktiv sind. Kontraproduktiv ist aber sicherlich die ganz klassische mobile Klima, das Klimagerät, das mit Schlauch raushängt, also hoher Energieverbrauch etc. dann aufwärmen noch von der Gegend rundum plus ein Lärm. Aber es gibt eben Klimaanlagen, die eben super funktionieren. Nur ist es halt nicht so eine 0815 Klimaanlage, das ist das Erste. Der zweite Punkt ist, hätten Sie mich das und ich glaube viele Kolleginnen und Kollegen, hatten unlängst eine Tagung dazu, die auch Klimaschutz im Kopf haben und die Techniker, Technikerinnen sind, die haben gesagt und das hätte ich auch gesagt, wenn Sie mich vor 10 Jahren gefragt haben, habe ich gesagt, es ist überhaupt nicht notwendig, nur in speziellen Einzelfällen. Das hat sich geändert. Es wird aufgrund dieser Dimension, was da auf uns zukommt, nicht mehr möglich sein, dass wir viele Bereiche ohne Klimatisierung haben werden. Das heißt, es wird einen gewissen schon Druck geben zu klimatisieren. Aus meiner Sicht, ja ist halt so, weil es praktisch bauphysikalisch gar nicht mehr möglich ist, die Hitze abzuführen auf eine andere Art, weil die Nächte schon so warm sind. Da gibt es keinen Gradienten mehr. Daraus folgt, wenn Klimatisierung muss die klug sein, muss vernünftig sein und darf den Klimaschutzgedanken nicht widersprechen. Aber es ist halt so, dass wir in eine solche Richtung gehen. Das Zweite, was ich vorhin vergessen habe, es ist natürlich einmal: Wie schütze ich den Innenraum? Aber es ist auch im Innenraum so, wie schütze ich mich selber? Und das sind alte Hausmittel, wirklich probat. Kühles Wasser, kaltes Wasser über die Unterarme laufen lassen ab und zu. Ein nasses Tuch in den Nacken, sich besprühen mit diesen typischen Flaschen. Dann vielleicht auch ein Bad nehmen mit den Füßen oder auch Kühlduschen, nicht eiskalt duschen, das ist kontraindiziert, also es gibt schon viele Dinge, die ich auch für mich selber machen kann, wenn es in meiner Wohnung sehr warm ist.

00:22:43: Was mir auffällt, ist, dass viele Hausbesitzer rüsten ja zurzeit um auf Luftwärmepumpen und die können ja auch umgeschaltet werden auf eine Kühlfunktion, also ich denke, wenn man das kombiniert mit einer Photovoltaikanlage, dann hat man ja eigentlich die Kühlen ja nicht minus 10 Grad sondern um ein paar Grad, aber ich glaube, das kann auch schon.

00:23:07: Das ist sinnvoll, aber so wie sie es schon angehen, ich bin jetzt kein Techniker, ich kann das nur auch wiederbringen, was ich da eben von den Kolleginnen und Kollegen höre, die da wirklich sehr tief in der Materie sind. Natürlich gibt es kluge Sachen und wesentlich ist, glaube ich, und das muss man auch wiederum sagen, der Temperaturunterschied zu außen, zu innen, sollte nicht so groß sein. Da gibt es eine Pi mal Daumen-Regel, sind diese 6 Grad. Ich glaube, alle von uns kennen das, wenn man irgendwo in bestimmten Ländern unterwegs ist, da geht man rein in ein Geschäft, auf einmal, draußen hats 35, da geht man rein und man braucht einen Jackerl, weil das auf 14 Grad runtergekühlt ist, ist natürlich völlig vertrottelt. Das muss man einfach ganz klar sagen, ist auch energetischer Wahnsinn und von daher muss man eben auch immer, wenn es eben zu mehr Klimatisierung kommt, muss man eben schauen, bitte diese Einstellung, die ist wichtig, sodass nicht die Differenz zu groß ist. Warum? Weil es dann von einem, das ist eine Kreislaufarbeit, zuerst ist es kühl. Kreislauf muss sich umstellen, dann gehst du zehn Minuten später wieder raus, wieder umstellen. Das ist auch nicht angenehm für den Einzelnen.

00:24:12: Wenn man jetzt keine Klimaanlage oder sonstige technische Hilfsmittel hat, dann bleibt nur das Lüften. Welche Tipps hätten Sie denn da für unsere Hörer und Hörerinnen?

00:24:21: Ganz ein Klassiker, auch so wie es mit der Bewegung ist: Bitte lüften dann, wenn es noch kühler ist. Von kühl kann keine Rede sein, während eine Hitzewelle aber natürlich ganz früh in der Früh, ganz morgens oder abends. Lüften! Heißt nicht, dass ich währenddessen da drei Minuten, wenn ich da nur die ganze Zeit in der Wohnung sitze, muss ich halt auch dazwischen noch mal zwei bis drei Minuten aufmachen. Lüften ist gut, weil es natürlich auch bestimmte Stoffe, die im Innenraum sind, nach außen transportiert.

00:24:48: Warum Sie jetzt bewusst die Nacht auslassen beim Lüften?

00:24:51: Das sind die Lüftungsmaßnahmen, gute Nachfrage, das sind die Lüftungsmaßnahmen, die ich aktiv sofort betreibe. Natürlich ist es klug, wenn ich es machen kann, dass ich während der Nacht die Fenster dann offen habe. Danke für die Nachfrage. Ich habe da im Kopf etwas, was ich vorher schon angesprochen habe, da geht es auch um Lärm. Für einige funktioniert das, dass man da in der Nacht das offen lässt. Für andere ist das praktisch wegen Lärm nicht mehr möglich. Vor allem dann in der Einschlafphase, wenn es dann halt lärmig sein kann. Aber wichtig, ja, wenn es geht, dann bitte, gerade im Sommer, die Fenster offen halten.

00:25:28: Da muss ich von Seiten des KFVs noch etwas sagen, was uns sehr am Herzen liegt und zwar: Also wenn Kleinkinder im Haushalt leben oder eben zu Besuch sind, ist es einfach ganz wichtig, dass man bei diesen Stoßlüftungen die Kinder eben keine Sekunde aus den Augen lässt. Denn die Fensterstürze passieren gerade halt an diesen Tagen, wo sich jeder eben eine Abkühlung wünscht und gern die Fenster aufreißt und da ist uns aufgefallen, oder es sagt uns auch die Statistik, dass Insektenschutzgitter überhaupt kein ausreichender Fallschutz für Kinder sind und aus diesem Grunde eben erhöhte Aufmerksamkeit und eben die Fenstergriffe entsprechend sichern. Da gibt es eben so eigene Griffe oder eigene Fenster, wo man das nur in einer Kippstellung halten kann oder zusperren, wobei beim Lüften ist eher die Kippstellung vielleicht das Interessantere und diese verhindert dann eben das vollständige Aufschwingen.

00:26:27: Aber Sabine, wer sich da noch irgendwie bisschen detaillierter interessiert dafür, wir haben ja in unserer Podcastfolge Nummer 13 uns ausführlich mit dem Thema Kindersicherheit im Haushalt unterhalten und da war das natürlich ein ganz ein wichtiges Thema, also gern auch die Podcastfolge Nummer 13 einfach noch einmal anhören.

00:26:49: Professor Hutter, an heißen Tagen träumt man ja von heiß-kalten zischenden Getränken oder eben den schnellen Sprung ins kalte Wasser. Ist das eigentlich eine gescheite Idee?

00:27:00: Also wenn Sie mich fragen jetzt einmal gerade zur Bäderhygiene, weil da geht es ja schon mal darum, dass wenn man angeschwitzt ist, doch Schweiß am Körper trägt und das nicht den anderen Mitbadenden zumuten sollte, ist vorher Duschen schon allein aus diesem Grund angesagt. Also es geht hier eigentlich um ein Hygieneverhalten, bevor ich mich in ein Becken schmeiße, dass ich mich da abdusche. Nummer eins. Das zweite ist, ich glaube, das lernen alle in der Kindheit, dass speziell Personen, die halt vorbelastet sind, sollen sich halt nicht diesen Unterschied der Temperatur aussetzen. Wobei jetzt es auch so ist, dass die Bäder, also wenn das jetzt dann auch Solar aufgeheizt ist über Tage, hat das schon, das ist nicht mehr sehr kalt, das Wasser. Da hat das mal 26, 27 Grad. Aber es gilt immer das vorher natürlich abduschen sinnvoll ist, einerseits hygienisch und natürlich auch für die Vorbereitung des Herz-Kreislauf-Systems.

00:27:56: Sagen Sie, Herr Prof. Hutter, was ist denn der sogenannte Hitze-Insel-Effekt?

00:28:02: Relativ einfach erklärt, das ist ein Effekt, der beschreibt, dass es in den Städten im Sommer wärmer ist oder in Bereichen der Städte, wo es weniger Grün gibt, weil eben genau dort, wo viel Beton, Stein, ich sage es einmal ganz simpel, dort sich die Wärme besser abspeichern kann und weniger leicht abgegeben werden kann. Das bedeutet, dass wir auch innerhalb des städtischen Verbundes, innerhalb einer Stadt, Unterschiede haben in der nächtlichen Temperatur. Das kann sein, dass man jetzt einmal rundum, wenn es wirklich gar keinen Grünraum mehr gibt, dann ist es dort natürlich auch entsprechend wärmer, wenn man dann zum Beispiel eher am Stadtrand geht, kühler. Da gibt es Temperaturunterschiede, die sind wirklich sehr gut belegt zwischen diesen typischen Hitzeinseln und draußen zwischen 10, 11, 12 Grad, also das ist wirklich enorm und von daher sind Menschen, die eben in solchen Hitzeinseln leben stärker von dem Problem betroffen der nächtlichen Überhitzung.

00:29:09: Die Bodenversiegelung spielt ja auch eine große Rolle, also Asphalt und Beton speichern die Hitze des Tages. Ich habe einmal in einem Bericht gelesen, dass die Asphalttemperatur circa doppelt so hoch ist wie die Lufttemperatur und das heißt, der Asphalt kann sich ja oft auf Herdplattenniveau erwärmen und das kann natürlich große Auswirkungen haben und wie können denn Kommunen da entgegenwirken?

00:29:36: Im Prinzip ist es so, und wie Sie schon gesagt haben, dass sich diese Materialien sehr stark, nicht nur aufwärmen oder erhitzen, sondern auch dann langsam erst diese Temperatur abgeben und von da ist es ja klar, dass eines der wesentlichen Maßnahmen im Sinne des Außenraumschutzes, wir haben ja den Innenraumschutz schon einmal besprochen, ist das Aufbrechen von diesen versiegelten Flächen. Stichwort horizontale und vertikale Begrünung. Das ist sinnvoll, weil gerade diese begrünten Räume eben das verhindern, was wir jetzt gerade vorhin unter diesen Hitze-Inseln besprochen haben.

00:30:13: Eine KFV-Studie hat eben gezeigt, dass knapp 60 Prozent der in Österreich lebenden Menschen, die würden an Hitzetagen freiwillig auf das Auto, nämlich auf Kurzstrecken verzichten. Denn es dauert selbst im Auto lang, bis diese Backofen-Temperatur auf ein angenehmes Niveau abgesenkt ist, also bis dahin klebt dann die Kleidung am Körper und ist dann vielleicht nicht mehr salontauglich. Wobei dieser Prozentsatz in der Öffi-verwöhnten Stadt klarerweise höher liegt als in ländlichen Gebieten, in denen man vermehrt auf den PKW als Transportmittel angewiesen ist. Dieser Verzicht aufs Autofahren ist besonders an Hitzetagen ja aus mehreren Gründen begrüßenswert. Wie sehen Sie das, Herr Professor?

00:31:01: Naja prinzipiell ist jede Autofahrt, die man vermeiden kann, ein Benefit für unsere Umwelt. Das ist keine Frage. Denken Sie an das CO2, denken Sie an die Schadstoffe. Aber so wie Sie es gesagt haben, wir können uns da jetzt 1000 Jahre unterhalten, solange die Rahmenbedingungen nicht für den ländlichen Bereich gegeben sind, damit man hier auch seinen Alltag in einer vernünftigen Art und Weise über die Bühne bringt, ist man auf das Auto angewiesen. Gut, da gibt es eben entsprechende Überlegungen. Warum es prinzipiell ein Problem ist im Sommer sind zweierlei. Erstens einmal noch einmal die Schadstoffe sind Vorläufersubstanzen für diese Ozonbildung, was nicht nur für die Menschen, auch für Tiere und für die Pflanzen ein Problem ist. Hohe Ozonbelastung belastet auch unsere Ernährungsbasis. Zweiter Punkt ist, das wissen wir eh, in dem Moment, wo es heiß ist und man ist in einer gewissen, sage ich jetzt mal, auch Überhitzungsphase dann ist die Leistungsfähigkeit nicht nur physisch ein bisschen herabgesetzt, auch noch psychisch. Psychisch heißt aber in dem Sinn auch mental, geistig, kognitiv. Man ist schnell abgelenkt, die Aufmerksamkeit ist nicht so hoch, die Konzentrationsfähigkeit leidet und von daher ist natürlich auch eine gewisse erhöhte Unfallgefährdung sowohl im Auto als auch am Arbeitsplatz gegeben. Deshalb sollte man prinzipiell sich das gut überlegen.

00:32:28: Herr Professor Hutter, welche Tipps haben Sie denn für unsere Zuhörer und Zuhörerinnen wie können wir denn unsere liebsten bei Hitze am besten schützen? Über das haben wir da noch nicht geredet.

00:32:37: Im Prinzip Vorbild sein. Das ist wichtig. Und auch versuchen da die Information weiter zu bringen, dass man das ernst nimmt. Viele sagen, ich kenn sie eh. Endlich ist ja ein schöner Sommer und es ist eh alles super. Ja, es soll ja jeder genießen den Sommer. Das ist ja keine Frage. Aber dort, wo man eben sieht, dass es gewisse Einschränkungen gibt, muss man darauf hinweisen, dass das für einige kein Spaß ist. Das bedeutet wirklich, dass man schaut im Flüssigkeitshaushalt, dass man schon schaut, bitte, es ist eh alles so stressig, aber da habt ihr jetzt auch einen Grund, dass man alles ein bisschen normaler angeht, ein bisschen ruhiger angeht. Das ist aus meiner Sicht wichtig. Wenn Sie mich jetzt ansprechen auf andere Personen, also man hat gesehen in der Jahrhunderthitzewelle 2003, dass eines ganz, ganz wesentlich ist, dass man nicht nur auf sich schaut, sondern vielleicht auch auf die Nachbarn. Die Nachbarschaft, dass man fragt bei Menschen, die man vielleicht sieht, schon unter normalen Bedingungen Schwierigkeiten haben mit ihren Einkäufen, wo man sagt, kann ich hier nicht was mitnehmen, kann ich nicht Wasser dahin stellen, kann ich nicht die Jalousien runterlassen. Nachbarschaftshilfe ist enorm, also das kann man kaum ersetzen, was das für die einzelnen Personen und auch für uns als Gesellschaft bringt, dass nämlich eben diese Vorstellbarkeit bei Personen, die sich selber nicht mehr helfen können, auch absinkt denke, ist eine ganz wesentliche Aufgabe unserer Gesellschaft, die eben auch wiederum ein bisschen nicht nur auf sich selber schaut, sondern auf andere.

00:34:12: Das ist aber eine schöne Idee.

00:34:13: Ja, das ist super! Und was würden Sie als Klimaexperte und Umweltmediziner in Sachen Gesetzgebung vorschlagen und Maßnahmen, die man von Seiten der Gemeinde einrichten könnte?

00:34:27: Also da gibt es einmal prinzipiell etwas zu sagen. Wir wissen enorm vieles zu diesem Thema. Wir wissen auch diese Maßnahmen, die zu setzen sind. Egal, was wir uns da ansprechen, vom Bauen zum Tourismus, das wissen wir. Es gibt Maßnahmenpläne. Das, was ich vermisse, ist, dass diese Faktenlage tatsächlich ernst genommen wird. Ich würde sagen, wir nehmen es eh ernst, aber das nutzt nichts. Es muss auch umgesetzt werden. Es muss umgesetzt werden. Das ist das Wesentlichste. Wie gesagt, es gibt Maßnahmenpläne, es gibt Überlegungen von allen möglichen Seiten. Das ist gegessen. Es ist wichtig, dass es hier einen politischen Schulterschluss gibt und das auch tatsächlich gemacht wird und all jene Personen, die eben sorgen dafür, dass es dort mehr Begrünung gibt, aus Eigeninitiative, dass man diese auch fördert und auch belohnt. Weil meistens sind die eh frustriert, weil sie gegen tausend, sag ich jetzt mal, Wände laufen und dann das manchmal aufgeben. Die gehören belohnt, diese Menschen, weil sie etwas tun, was uns allen eigentlich hilft. Das wäre mein Wunsch an die Entscheidungsträger*innen.

00:35:41: Also mir gefallen Ihre Tipps. Darum frage ich Sie gleich auch noch einmal nach Tipps und zwar noch ein paar Tipps zum persönlichen Verhalten, im Straßenverkehr jetzt aber, wie kann man im Auto, wenn es eben notwendig ist ein Auto zu fahren oder wenn ich es ganz einfach will, dieses Auto zu fahren, wie kann man da vor allem am Steuer, aber auch als Passagier, dann einen kühlen Kopf bewahren?

00:36:03: Ja, das Erste ist einmal etwas, dass man seine Fahrweise, denke ich, mal anpasst …

00:36:07: Also schnell!

00:36:08: Das bedeutet, ja ganz, Sie sagen schnell und auf jeden Fall auffahren und blenden oder was auch immer. Das, was man dann teilweise sieht und sich nur mehr am Kopf greift. Ja, Klima, es gibt ja in den meisten Autos eine Klimaanlage auch bitte diese korrekt nutzen, also das Runterkühlen auf 20 Grad ist irre. Das bringt überhaupt nichts. Das Zweite ist, dass man schon auch auf seinen Flüssigkeitsstatus achtet. Ich meine, das ist natürlich jetzt, wenn man zehn Minuten im Auto sitzt, nicht wirklich notwendig, aber stellen Sie sich vor, Sie fahren dann einmal wirklich in Sommerferien, dann würde ich da schon einmal darauf achten, auch mehrere Pausen einzulegen, weil es ist einfach anstrengend, unter diesen Verhältnissen zu fahren. Nicht nur, weil man selber damit zu tun hat, sondern auch mit den anderen Verkehrsteilnehmer*innen, die manchmal schräge Sachen machen. Weitere Tipps, ich finde es wichtig, dass man im Auto eigentlich Flüssigkeit lagert, also dass da genug Wasser für, vor allem mit Kindern, da ist. Weil wenn ich dann auf der Autobahn stehe oder irgendwo und komme nicht weiter, brauche ich das gerade bei Hitze. Das darf man nicht vergessen. Das ist ein wichtiger Punkt und sonst denke ich, ich glaube, man muss wieder auf das hinweisen, dass man die Kinder oder Haustiere nicht in dem Auto sitzen lassen soll, wenn man irgendwo spazieren geht, Verzeihung, wenn man einkaufen geht oder dann vergisst, wie lange man eigentlich weg ist. Da drinnen hat es dann Temperaturen von 60 plus. Das ist einfach irre unverantwortlich. Wir kennen das aus den Medien, wenn es dann zu den entsprechenden Unglücksfällen kommt. Ich glaube, das sind schon einige Dinge. Man kann da noch einiges anderes sagen, mit das ich es nicht klug finde, Medikamente dort zu lagern, wo es so heiß ist. Das bringt es nicht, weil eben die Lagerungsfähigkeit und die Wirksamkeit von Medikamenten auch von dem abhängig ist, welchen Temperaturen diese ausgesetzt sind. Ein wichtiger, letzter Punkt: Sich nicht durch Unsinnigkeiten irritieren lassen und möglichst wenig über andere ärgern. Das ist nämlich noch zusätzlich, wird man dann aggressiv und das bringt es nicht, weil die Aggression ist sowieso erhöht in diesen Zeiten.

00:38:09: Also statt ärgern einfach einen Schluck Wasser trinken. Vielleicht noch kurz als Ergänzung zu dem Wasser lagern im Auto. Wir wissen, dass eine der Hauptunfallursachen Ablenkung ist und jetzt ist es natürlich auch so, dass wenn ich das Wasser zuerst suchen muss und nicht weiß, wo das ist, durchaus einen Ablenkungsfaktor sein kann.

00:38:26: Das ist richtig. Ich habe jetzt eher gemeint, dass man es im Kofferraum hat. Dass wenn man dann wirklich tatsächlich irgendwo steht, dass man das da hinten lagert. Nämlich nicht nur jetzt, Sie haben jetzt schon gesagt, zwischendurch, ja, ist auch wichtig, dass man es neben sich stehen hat, dass man es nicht sucht. Aber ich meinte dann eigentlich eher für diese akuten Problemfälle, wo man dann steht, wo man hinten hingeht und man trinkt dieses Wasser, wenn man da zwei, drei Liter im Kofferraum liegen, damit man über diese Stauzeit hinwegkommt.

00:38:56: Das waren jetzt wirklich viele wertvolle Tipps. Vielen Dank. Werfen wir jetzt noch einen Blick auf die Verkehrsunfallstatistik. Da sieht man ja leider immer sehr starke Peaks im Sommer, also eine steigende Zahl an Unfällen und Verunglückten an Schönwettertagen, oder eben vor allem an Hitzetagen. Christian?

00:39:13: Ja, also was wir natürlich sehen, ist, dass an heißen Sommertagen steigt einfach die Zahl der Verkehrsunfälle, wenn die Sonne vom Himmel brennt, macht uns das nämlich einerseits, wir haben es heute schon mal gehört, schlapp, aggressiv und es macht uns unachtsam, weil wir uns nicht so konzentrieren können und das führt uns immer wieder an die Grenzen unseres Körpers, unserer körperlichen Möglichkeiten und letztendlich zu Unfällen. Wir haben das in der Unfallstatistik und können das definitiv eben auch dadurch nachweisen.

00:39:42: Ja und da gibt es den sogenannten Schönwettereffekt und zwar ist das das, dass bei perfekten Ausflugswetter, besonders die einspurigen, viel unterwegs sind, also Moped, Radfahrer, Motorradfahrer und gerade in dieser Gruppe sieht man dann wirklich erhöhte Unfallzahlen.

00:40:02: Ja klar Sabine, wenn mehr Radfahrer, wenn mehr Motorradfahrer und Fahrerinnen unterwegs sind, dann ist natürlich die Wahrscheinlichkeit höher, dass diese in der Unfallstatistik eben auch aufscheinen, also, Obacht liebe Zweiradfahrende! Gerade im Sommer, wo viele unterwegs sind, gute Ausrüstung, gute Vorbereitung auf Touren, angepasstes Tempo ist immer ganz, ganz wichtig und volle Konzentration voraus und sonst haben wir ja schon sehr viele Tipps gehört vom Herrn Professor, die da auch helfen können, dass man nicht in der Unfallstatistik aufscheint.

00:40:35: Ja Herr Professor Hutter, vielen Dank fürs Kommen und für Ihre wichtigen Tipps und Informationen und Empfehlungen.

00:40:42: Ja, sehr gerne. Nachdem ich mich schon lange mit diesem Thema auseinandersetze war es mir natürlich ein Anliegen und ein Vergnügen.

00:40:50: Vielen herzlichen Dank.

00:40:54: Liebe Hörerinnen und Hörer, herzlichen Dank fürs Dabeisein. In unserem nächsten Podcastgespräch geht es dann ums Thema Schulwegsicherung und um eine neue Informationsplattform für Schüler und Erwachsenenlotsen. Das sind diejenigen Menschen, die sich freiwillig und ehrenamtlich für die Sicherheit unserer Kinder auf dem Schulweg interessieren und einsetzen. Bis dahin alles Liebe. Bleiben Sie cool, bleiben Sie achtsam, bewahren Sie auch an heißen Tagen einen kühlen Kopf und gehen Sie alles ganz bewusst ein bisschen entspannter an. Es ist Sommer und ein Bett im Kornfeld ist sicher viel netter als ein Bett im Krankenhaus.

00:41:32: Ja, so ist es, Christian. Schönen und erholsamen Sommer allerseits.

00:41:39: Sie hörten Sabine Kaulich und Christian Kräutler, zwei erfahrene Präventionsfachleute des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Zu Gast im Studio war Umweltmediziner und Ökologe Professor Dr. Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien. Mehr Infos zum Thema dieser KFV Podcast Episode und zu vielen weiteren wichtigen Sicherheitsthemen finden Sie auf unserer Website kfv.at. Alle KFV-Podcast-Folgen sind unter kfv.at/podcast abrufbar. Abonnieren Sie Sicher ist sicher auf Spotify, Apple und YouTube sowie auf allen gängigen Podcatcherplattformen und empfehlen Sie unseren Podcast weiter. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei Sicher ist sicher, dem Vordenker*innen Podcast des KFV.

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