KI & Robotik im Dienste der Unfallprävention

Shownotes

Mehr Sicherheit im täglichen Leben: In Zukunft spielt künstliche Intelligenz in puncto Unfallvermeidung eine tragende Rolle. Von Robotern und Sensoren im Haushalt über digital vernetzte Sportausrüstung bis hin zum smarten Spazierstock: Die Hitparade der innovativen Helferlein im Sektor Heim, Freizeit & Sport ist ein Panoptikum faszinierender Ideen. KFV-Expertin Johanna Trauner-Karner bringt eine Vielzahl zukunftsweisender Technologien aufs Tapet, beleuchtet Trends und zeigt besondere Herausforderungen auf. Warum nicht jeder Roboter bereits perfekt funktioniert und ob der Terminator schon 2029 vor der Tür stehen wird? Sabine und Christian wollen’s wissen.

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Sabine Kaulich: Ma Christian, heute wird es nichts mit unserer Schitour. Wir müssen leider auf der Piste bleiben.

Christian Kräutler: Ich weiß Sabine, es ist Lawinenwarnstufe 3 und das ist natürlich ernste Gefahr im Gelände. Und gerade diese Warnstufe 3, die wird ja ganz besonders oft unterschätzt. Aber es gibt was Neues, das künftig unsere Leben sicherer machen kann. Und du Sabine ich sag dirs, es ist faszinierend, was künstliche Intelligenz schon heute alles schafft und in Zukunft noch sicher viel, viel mehr schaffen wird. Zum Beispiel geht es um Lawinen und Wetterumschwünge. Davor kann KI heute schon warnen und auch in anderen Lebensbereichen ist es oft einmal ein Retter in der Not und kann neben dem, dass es die Sicherheit verbessert, auch ein komfortables Helferhirn sein.

Sabine Kaulich: Ja, Christian also es gibt ganz viele innovative Anwendungen von KI und Robotik und hier wird geforscht und getestet und viele dieser neuen Anwendungen verfolgen das Ziel mehr Sicherheit in unser tägliches Leben zu bekommen. Aber es ist auch interessant, was eben die künstliche Intelligenz eben noch nicht perfekt kann. Und davon kann unser heutiger Studiogast ein Lied singen.

Christian Kräutler: Zum Lied, in dem Zusammenhang fällt mir nur ein, „Big in Japan“!

Sabine Kaulich: Ja, Christian, du hast wirklich alle Witze im Kopf. Wir sprechen auch über das große Sicherheitsbluss und die vielen Zukunftspotenziale von KI und Robotik eben in den Bereichen Heim, Freizeit und Sport.

Christian Kräutler: Ich freue mich total. Ein spannendes Zukunftsthema für uns alle. Also dann, gleich geht's los.

Catharina Ballan: Sicher ist sicher. Der Vordenker*innen Podcast des KFV. Episode 21: KI und Robotik im Dienste der Unfallprävention. Was ist noch Zukunftsmusik? Wo schützt die Technik im Alltag schon?

Christian Kräutler: „Big in Japan“, das war einerseits ja ein 80er-Hit von Alphaville und es hat andererseits noch eine weitere Zusatzbeteiligung. Das sagt man dann, wenn etwas nur in Japan oder irgendwo anders auf der Welt rund läuft und es bei uns nicht so wirklich reibungslos funktioniert.

Sabine Kaulich: Ja und über diese noch so bestehenden Limits und Herausforderungen, aber auch über die großen Erfolge und weiteren Möglichkeiten der KI und Robotik in Sachen Sicherheit, darüber werden wir jetzt diskutieren.

Christian Kräutler: Zu Gast im Studio ist heute Frau Dr. Johanna Trauner-Karner. Sie ist die Leiterin des KFV-Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit. Herzlich willkommen, liebe Johanna.

Johanna Trauner-Karner: Ja, hallo. Vielen Dank für die Einladung zu euch ins Studio.

Sabine Kaulich: Johanna, du bist Expertin für Unfallprävention in den Bereichen Haushalt, Freizeit und Sport. Und da kann man wohl sagen, da gibt es immer was zu tun, oder?

Johanna Trauner-Karner: Ja, das kann man durchaus so sagen. Gerade im Sektor Heim, Freizeitsport, lässt die Unfallstatistik jedes Jahr aufs Neue wissen: Da tut sich viel, da gibt es einiges zu tun. Unfälle haben wir wirklich genug.

Sabine Kaulich: Johanna, du hast uns ja heute so eine superaufbereitete Unfallbilanzgraphik mit den Zahlen aus Österreich mitgebracht. Ja und wenn ich so sagen kann, dann ist Verkehr nicht unser größtes Problem.

Johanna Trauner-Karner: Nein, grundsätzlich wird das immer unterschätzt. Der Straßenverkehr wird immer als allerschlimmster und größter Risikobereich wahrgenommen. In der Tat ist es aber so, dass die Zahlen aus Österreich zeigen, dass die Haushalt,- Freizeit,- Sportunfälle dominieren, die ist sehr, sehr hoch, die Zahl, da haben wir sehr unschöne Daten und Fakten.

Christian Kräutler: Kannst du uns da ungefähr sagen, wie viele Unfälle haben wir denn so in Österreich? Gibt es da irgendwas, was wir aus der Statistik wissen?

Johanna Trauner-Karner: Also wir wissen, dass es rund um die 780.000 Unfälle gibt und alleine im Sportbereich ereignen sich 160.000 Unfälle mehr.

Christian Kräutler: Okay, ich will jetzt nicht wirklich irgendwem Angst machen, aber wenn man das so hört, dann kommt mir automatisch das Sprichwort in den Sinn, „Sport ist Mord“.

Johanna Trauner-Karner: Naja, ganz so ist es nicht. Aber in den meisten Fällen ist es so, dass die unspektakulären Unfälle wie im Haushalt halt einfach auch die größten Probleme machen.

Sabine Kaulich: Ich habe mir ja heute beim Frühstück, habe ich mir überlegt, ich müsste einmal eigentlich die KI befragen, besser gesagt dann das Programm ChatGPT, was ist denn eigentlich KI oder was versteht man unter Robotik? Ja, und mit folgendem Ergebnis: Künstliche Intelligenz, KI, das ist die Fähigkeit von Maschinen, menschliche Intelligenz nachzuahmen, um Aufgaben wie Lernen, Problemlösung und Entscheidungsfindung autonom auszuführen. Ja und Robotik, das ist der Bereich der Technik und Wissenschaft, der sich mit der Konstruktion, der Programmierung und Anwendung von Robotern befasst, also die physische Aufgaben autonom oder halbautonom ausführen können. Ja, also für viele von uns klingen diese Fähigkeiten ja ein bisschen Sciene-Fiction-mäßig. Johanna du und dein Team habt euch in einer Studie mit dem Sicherheitspotenzial künstliche Intelligenz in den Bereichen Heim, Freizeit und Sport auseinandergesetzt. Was ist denn da die Quintessenz?

Johanna Trauner-Karner: Ja grundsätzlich ist das KFV und die Abteilung, die wir betreiben ja eine Forschungsinstitution, das heißt, unser Ziel ist es, die KI einzusetzen, um die Sicherheit der Menschen in Österreich zu erhöhen. Und da haben wir natürlich auch nationale und internationale Studien gemacht, wie hoch ist dieses Potenzial. Und die gute Nachricht ist, dass sowohl international als auch national die Experten davon ausgehen, dass das ein sehr großes Potenzial hat. Wir erwarten hier eine doch sehr große Unterstützung durch die KI bei der Verhinderung von Unfällen.

Christian Kräutler: Das sind aber wirklich sehr, sehr erfreuliche Nachrichten. Wenn ich mir denk, gerade viele ältere Menschen stürzen zu Hause und verletzen sich dann möglicherweise einfach so schwer, dass sie nie mehr wieder aktiv und gut im Leben teilnehmen können. So ist es leider vor kurzem auch meiner Mutter gegangen und umso erfreulicher ist es, dass da einfach so eine hohe Reduktion dieser Unfälle durch KI möglich sein wird.

Johanna Trauner-Karner: Ja, wir sehen ein großes Potenzial, gerade bei der Verhinderung von Unfällen im Haushalt bei Senioren. Gerade da ist es sehr gut, die KI zu verwenden bei der Detektion von möglichen Unfallstellen. Und im Mittelpunkt soll aber natürlich immer der Mensch bleiben, so ist das Motto. Das heißt, der Mensch soll in seiner Umgebung weiter wohnen können und seine Tätigkeiten fortführen können. Wichtig ist aber dabei, ein freies und unfallfreies Leben zu gewährleisten und da spielt natürlich die Technik in Zukunft eine große Rolle.

Christian Kräutler: Ja, das Thema Seniorenhaushalt, das betrifft uns ja alle früher oder später mal, auch wenn wir, die wir noch jünger sind, das ganz gerne verdrängen. Johanna, wo gerade schlummert jetzt einfach dieses Sicherheitspotenzial von dem du gerade geredet hast?

Johanna Trauner-Karner: Also wir versuchen gerade da mit der KI die Detektion und Prävention von Stürzen genauer zu beleuchten. Da können immer bessere KI-Systeme gute Lösungen in Zukunft bringen.

Sabine Kaulich: Sturzerkennung mittels KI. Kannst du uns ein bisschen näher erklären, wie das genau funktioniert?

Johanna Trauner-Karner: Ja, das funktioniert zum Beispiel bereits mittels einer Smartwatch. Das sind Uhren mit vernetzten Sensoren, die wichtige Daten über die Lebensgewohnheiten aufzeichnen. Also zum Beispiel den Wasser oder den Stromverbrauch die Benutzung von Lichtschaltern oder Küchengeräten zum Beispiel und wenn es dann zu außergewöhnlichen Unterbrechungen kommt oder längere Zeit eben kein Lichtschalter betätigt wurde, dann kann die KI auch die Familie oder Einsatzkräfte alarmieren.

Sabine Kaulich: Also das klingt sehr vielversprechend, wobei, vom Sturz bis zum Auslösen des Alarms kann ja in diesem Fall einige Zeit vergehen. Gibt es da auch schon so etwas, oder wird daran gearbeitet, an einer Echtzeitalarmierung?

Johanna Trauner-Karner: Ja, das gibt es auch schon. Diese KI-Lösung funktioniert mit 3D-Tiefensensoren, da werden Stürze erkannt und dabei die Privatsphäre des Nutzenden nicht verletzt, das ist auch immer sehr, sehr wichtig. Das sind tragbare Sensoren und die können dann schon erkennen, wenn der, wenn der Senior in der Wohnung wirklich gestürzt ist und auch möglicherweise sogar schon mittels weiteren Techniken schauen, dass die Unfallschwere beim Sturz gemindert wird.

Christian Kräutler: Wir haben ja beim Thema smarter Haushalt oder auch eben bei der Sturzvermeidung, fallen mir auch die ganz verschiedenen Roboter ein, die es da ja schon gibt, wo viele Menschen heute nicht so genau wissen, was sie denn letztendlich davon halten sollen. Man schaut sich es halt einmal an, man ist vielleicht ein bisschen vorsichtig auch, da gibt es Staubsaugerroboter, es gibt Fensterputzroboter, man kann die Roboter verwenden, um Rasen zu mähen. Also ganz viel Unterstützung in dem Bereich.

Johanna Trauner-Karner: Die Roboter, von denen du sprichst, das sind intelligente Haushaltshilfen. Die sind natürlich gerade in Seniorenhaushalten sehr praktisch, weil sie schwere, gefährliche Tätigkeiten abnehmen können. Da sehen wir natürlich auch ein sehr großes Potenzial, sehr, sehr praktisch, somit können Verletzungen oder auch Stürze verhindert werden.

Sabine Kaulich: Ja, solche Roboter erleichtern wirklich das Leben. Freunde von mir, die haben zum Beispiel zwei Katzen und die lassen zeitweise wirklich viel Haare und die sind eben ganz happy mit so einem Staubsauger-Roboter, also das ist jetzt nicht nur etwas für ältere Leute, sondern auch für uns. Vor kurzem habe ich auch gelesen, dass es bereits intelligente Rauchwarnmelder gibt, also die können sogar automatisiert den Herd abschalten. Also da tut sich wirklich was auf dem Sektor.

Johanna Trauner-Karner: Ja, das ist eine geniale lebensrettende Erfindung, das muss man auch sagen. Also technische Innovationen gibt es ohne Ende und werden auch in Zukunft mehr werden. Wir erwarten, dass bis zum Jahr 2030 bereits die Hälfte aller Seniorenhaushalte mit sogenannten Hauthaltsrobotern ausgestattet sind.

Sabine Kaulich: Das ist ja ambitioniert, also ich bin gespannt. Johanna, du hast mir erzählt, dass in mehr oder weniger näher Zukunft auch soziale Roboter zum Einsatz kommen werden. Was ist denn das genau?

Johanna Trauner-Karner: Soziale Roboter nennt man Roboter, mit denen man auch interagieren kann. Da gibt es den Pepper, von dem habt ihr vielleicht schon gehört. Die werden in Zukunft Funktionen übernehmen, so Art Lebensbegleiter werden oder Kommunikationspartner werden. Die bieten die Möglichkeit, dass sie Tabletten verabreichen, dass man leichte Gespräche führt, dass man wirklich ihnen Kommandos geben kann und sagen kann, macht das, bitte schaltet den Fernseher ein. Sie bieten einem Trainingsprogramme an zur Sturzprävention zum Beispiel und sie motivieren einen auch, dass man dann dran bleibt und weitermacht. Also das ist natürlich auch sehr, sehr wichtig.

Christian Kräutler: Das würde mir definitiv nicht schaden. So Motivation zum Trainieren, also da würde ich mich echt freuen. Vielleicht schaffe ich es dann ein bisschen mehr, Übungen auch zu machen, um dann eben später fit zu sein und nicht zu stürzen oder nicht so viele Unfälle zu haben. Wir haben jetzt doch einiges über das Thema Haushalt schon gehört. Kommen wir zu einem anderen Thema, nämlich zum Thema Sicherheit im Sport. Wie kann denn die KI beim Sporteln mehr Sicherheit bringen? Johanna, vielleicht kannst du uns da ein paar griffige Beispiele in diesem Zusammenhang sagen.

Johanna Trauner-Karner: Beim Sport ist es so ein bisschen tricky, da müssen wir sagen, die KI funktioniert noch nicht so ganz, wie wir uns das wünschen, weil das natürlich auch sehr komplexe und immer sehr differenzierende Bewegungen sind, die die Menschen machen. Es gibt Hitze, Feuchtigkeit, Wetterbedingungen, die anders wären, das heißt, hier ist es noch sehr an der Kippe zwischen funktionabel und noch nicht so ganz gut funktionierend. Dennoch sind wir überzeugt, dass es da sehr gute Punkte gibt in Zukunft. Lawinenwarn-Tools werden schon eingesetzt in eine ganz super Sache.

Sabine Kaulich: Also wenn ich jetzt trotz Lawinengefahr in den Tiefschneehang einbiege, dann warnt mich das KI-basierte System also nochmal mit Nachdruck und dann gibt es eigentlich die Ausrede nicht mehr: Das habe ich falsch eingeschätzt, oder?

Johanna Trauner-Karner: Ja, genau. Das System berechnet auf der Datenbasis vom Standort die Geländesteilheit und aktuelle Schneeverhältnisse mit hinein und somit das Risiko für eine Lawine und dann würde es dich warnen, ja.

Christian Kräutler: Und wir hören dann so im Helm drinnen: Achtung Lawine, Sabine tu es nicht.

Johanna Trauner-Karner: Ja, genau so in der Art.

Sabine Kaulich: So tragbare Sensoren, also sogenannte intelligente Wearables, die kommen ja beim Sport schon sehr oft zum Einsatz. Also du hast bereits angesprochen, die Smartwatches oder diese Fitness-Tracker, aber eben auch smarte Kleidung. Johanna, was können denn diese smarten Helferchen eigentlich?

Johanna Trauner-Karner: Also besonders gut beim Sport ist, dass sie mitchecken können, wie ist der Erschöpfungszustand, wie ist der Trainingzustand, bin ich übermüdet, bin ich dehydriert. Solche Dinge sind natürlich sehr, sehr wichtig, auch gerade für einen gewissen Unfalltypus. Und diese Alarmierung, wenn man jetzt zum Beispiel überhitzt ist, übermüdet ist, das ist natürlich ein ganz, ganz praktisches Tool, die geboten werden.

Christian Kräutler: Und das heißt, sie tun nicht nur tracken, sondern sie warnen dann auch und helfen vielleicht irgendwie, dass man ein bestimmtes Verhalten an den Tag legt, oder?

Johanna Trauner-Karner: Ja, genau. Das heißt, Erholungszeiten können eingeplant werden und somit Verletzungen durch Überlastungen vermieden werden, ja.

Sabine Kaulich: Ich habe gelesen, dass es bereits Fitness-Tracker gibt, die beim Wandern Erschöpfungsanzeichen erkennen und dann erhält man eine Nachricht auf diese Navi-App. Und da sind zum Beispiel Tipps drauf, wie zum Beispiel, wie man die Wanderroute abkürzen könnte. Ja, also ich persönlich finde, das wäre sinnvoll gewesen, wie ich noch kleine Kinder gehabt habe, also es sind wirklich ganz viele neue sinnvolle Helferchen in der Entwicklung.

Johanna Trauner-Karner: Ja, das entwickelt sich natürlich immer weiter. Beim E-Bike-Fahren zum Beispiel könnte es in Zukunft möglich sein, dass das Tempo gedrosselt wird, wenn das wirklich für die Begebenheiten nicht passend ist.

Christian Kräutler: Also zum Beispiel auch, wenn man müde ist, dann wird dann das Tempo einfach gedrosselt beim Fahren.

Sabine Kaulich: Also diese Drosselung kennen wir schon bei den E-Scootern. Das heißt, wenn man in eine sensible Zone einfährt, dann wird das Fahrzeug gedrosselt, aber da geht es noch einen Schritt weiter, indem man eben auch Anzeichen wie Müdigkeit des Fahrers erkennt. Das ist zwar noch ein bisschen schwierig, glaube ich, weil ja dann auch alle anderen Verkehrsteilnehmer eben unter KI-Kontrolle unterwegs sein müssen und das stelle ich mir sehr komplex vor.

Christian Kräutler: Naja, da wird halt noch ein bisschen Wasser die Donau runterfließen müssen, bevor dann alles tatsächlich perfekt ist.

Johanna Trauner-Karner: Also ganz bestimmt. Natürlich braucht es noch einen Feinschliff in der Forschung. Ich würde noch gerne was sagen zur Sicherheit im Schifahren. Da muss man wirklich sagen, es ist noch nicht perfekt, aber es gibt ganz, ganz tolle Tools mittlerweile. Den digitalen Schilehrer, wo Sportler dank smarter Schischuhe auch ihre Bewegungsabläufe analysieren lassen können. Dadurch kann man natürlich schon sehr gut erkennen, wo mache ich jetzt noch meine Fehler, was ist noch nicht perfekt, also man kann sehr gut mit diesen Dingen mittlerweile arbeiten. Das heißt, natürlich wird sich da noch einiges tun, aber es lohnt sich schon, dass man sich das anschaut.

Christian Kräutler: Das heißt also, mit diesen Dingen wäre ich einerseits ein besserer Schifahrer und andererseits hilft es dann natürlich auch der Sicherheit.

Johanna Trauner-Karner: Ja, genau, so ist es.

Sabine Kaulich: Und dann gibt es ja auch noch diese Computer-Vision beim Schifahren. Womit geht es denn da eigentlich?

Johanna Trauner-Karner: Ja, das Computersehen hat ein großes Potenzial auf der Schipiste. Das ist im Grunde so, dass in Zukunft es so geplant ist, dass spezielle Kamerasysteme das Geschehen auf der Piste analysieren und live die Daten von einer KI analysiert werden und weitergegeben werden.

Sabine Kaulich: Also die KI kann dann praktisch die Pistenauslastung bewerten.

Johanna Trauner-Karner: Genau, und koppelt das Ganze mit modernen Pistenleitsystemen, damit man auf weniger frequentierten Pisten unterwegs ist. Und das reduziert natürlich dann auch das Kollisionsrisiko.

Christian Kräutler: Das ist genial. Also zwei Vorteile. Einerseits habe ich mehr Spaß beim Fahren, weil weniger unterwegs sind, und andererseits bin ich sicher unterwegs, weil das Kollisionsrisiko geringer wird. Super Tool!

Sabine Kaulich: Technische Systeme helfen mir in Fahrzeugen bereits seit Längerem Mitverunfallte schneller zu finden. Gibt es solche Systeme auch für Personen, die zum Beispiel in den Bergen unterwegs sind?

Johanna Trauner-Karner: Die Vermisstensuche ist im Schi- und Bergsport eine sehr große Herausforderung. Es gibt mittlerweile intelligente Drohnen, die das schnellere Auffinden von Verschütteten ermöglichen. Das ist natürlich alles erst im Versuchsstadium, auf sowas sollte man sich nicht unbedingt primär verlassen, aber natürlich ist das auch eine sehr große Erleichterung für die Rettungskräfte, die dann möglicherweise eine Drohne vorschicken können.

Christian Kräutler: Was ich auch noch wirklich super finde, ist eben dieser smarte Schihelm, Schihelm hat ja heute ein jeder, mit integriertem Notrufsystem. Was auch super ist, ist der smarte Spazierstock, den habe ich vorher noch nicht wirklich gekannt, habe mich jetzt mal irgendwie schlau gemacht, der beim Wandern und beim Walken mein Stolperrisiko bestimmt. Also Highlights am laufenden Band und jeden Tag werden es mehr.

Sabine Kaulich: Ja, es gibt also ganz, ganz viele tolle neue Produkte dank KI und in deinem Bereich läuft ja auch ein ganz ein spannendes Projekt und da hilft euch auch die KI beim Thema Produkt-Sicherheit, stimmt's?

Johanna Trauner-Karner: Ja, es gibt natürlich auch für die Konsumenten sehr viele unbrauchbare Produkte im Netz. Und es ist mittlerweile schon fast unmöglich geworden, selber herauszufinden, was ist ein brauchbares, was ist ein unbrauchbares Produkt, daher haben wir ein Projekt aufgesetzt, das mittels KI Rezensionen von Kunden analysiert und uns dann sagt, welche Produkte möglicherweise wirklich sogar Unfälle verursachen können, also ich denke da an Motorsägen, Billigmotorsägen, wo die Ketten dann rausspringen, ein spannendes Beispiel sind auch Stockbetten, wo die Leitern zu große Abstände für Kinder haben, also solche Dinge werden von uns auch analysiert und weitergegeben.

Sabine Kaulich: Ja, also es ist eine ganz eine fantastische Recherchehilfe. Sag und gebt ihr dem Online-Händler dann eigentlich auch Feedback zu den Ergebnissen?

Johanna Trauner-Karner: Ja, oft wissen die natürlich selber nicht, mit welchen Produkten sie hier handeln. Das ist natürlich ganz, ganz wichtig, dass wir diese Empfehlungen auch weitergeben.

Sabine Kaulich: Johanna, viele neue Systeme sind ja in der Testsphase. Sag, wo und wie muss eigentlich der Einsatz künstlicher Intelligenz noch verfeinert und verbessert werden? Wo gibt es da noch Optimierungsbedarf?

Johanna Trauner-Karner: Ja, es ist aktuell natürlich vieles in Bewegung und man merkt, vieles ist nicht perfekt. Es gibt sehr gute Ansätze, aber es gibt natürlich auch das Gegenteil. Optimierungsmöglichkeiten gibt es natürlich immer viel. Ethische Standards müssen geschaffen werden, damit dann die zuverlässige Funktionalität von KI und Robotik gewährleistet ist. Wir wollen natürlich mehr und bessere Daten, aber die natürlich auch soweit, dass sie mit den strengen Datenschutzgesetzen kompatibel sind. Cyber-Sicherheit ist immer ein ganz ein wichtiges Stichwort. Ein TÜV, ein KI-TÜV wäre auch eine sehr sinnvolle Einrichtung, aber absolut essentiell ist die Einbindung der Zielgruppen in die Forschung und Entwicklung, damit eben die Anwendungen so praxisnahe und effektiv wie möglich sind.

Christian Kräutler: Ja genau, weil künstliche Intelligenz soll den Menschen ja helfen und deshalb ist es besonders wichtig, dass die Intelligenz nicht nur intelligent ist, sondern auch die Bedürfnisse des Menschen kennt und so gut wie möglich umsetzt. Apropos Mensch und Maschine, noch eine Frage, die sich wohl sehr, sehr viele Menschen stellen. Werden wir Menschen irgendwann gegen die Übermacht und die Überlegenheit intelligenter Maschinen kämpfen müssen, so wie es eigentlich beim Terminator im Film auch war, und werden uns die Maschinen über den Kopf wachsen? Das ist eine prinzipielle Frage, die glaube ich Viele beschäftigen und umgekehrt ihr in euren Studien auch berücksichtigt habt, Johanna.

Johanna Trauner-Karner: Also ich teile da die Meinung mit der Mehrheit der Fachleute: Nein, nicht in naher Zukunft. Ich glaube, dass die Technik eine sehr gute Unterstützung bietet für die Menschen. Bis zum Jahr 2029 erwarte ich es auf keinen Fall.

Christian Kräutler: Da bin ich aber jetzt wirklich beruhigt, denn das wären ja knapp fünf Jahre, bis dann der Arni vor der Tür stehen würde, mit „Hasta la vista Baby“ von sich gibt. Also ganz froh, dass das nicht so ist.

Johanna Trauner-Karner: Ganz ruhig, Christian, nein, das dauert noch ein Weilchen, bis die steirische Eiche im Roboterformat bei dir erscheint.

Sabine Kaulich: So, meine Lieben, unsere Zeit ist zumindestens im heutigen Podcast bald um. Wir sollten jetzt zum Thema Grenzen der Technik noch die versprochene „Big in Japan“-Story hören.

Johanna Trauner-Karner: Ja Sabine, das ist eine lustige Geschichte aus dem KFV-Alltag. Wir wollten zu Forschungszwecken tatsächlich aus Japan einen Pflegeroboter bestellen, um zu schauen, ob der auch wirklich hält, was er verspricht.

Christian Kräutler: Ja so ein bisschen, der sollte ja dann die Schuhe anziehen wahrscheinlich, soll Kaffee machen und ein bisschen im Büro aufräumen. Klingt ja ganz nett.

Johanna Trauner-Karner: Ja, genau, so haben wir uns das gedacht. Leider hat er das natürlich nicht erfüllt. Wir haben mit sehr vielen technischen Problemen gekämpft, weil die Service-Station in seiner Heimat in Japan ist. Das heißt, der war für uns leider in Österreich noch relativ unbrauchbar.

Christian Kräutler: Na super. Arigato, wie die Japaner zu Danke sagen. Also einerseits big in Japan, da würde es funktionieren und andererseits small in Austria.

Johanna Trauner-Karner: Ja, leider natürlich, also man sieht, das steckt natürlich teilweise noch in den Kinderschuhen. Ich habe vielleicht noch ein zweites kleines lustiges Beispiel, wir haben eine KI ausrechnen lassen, was der größte Hebel für Österreichs Sportverletzungen wäre. Und wenn die KI das ausrechnet, kommt heraus, dass wir in ganz Österreich Anti-Rutschmatten befestigen sollten, das ist wahrscheinlich eine gut errechnete Maßnahme, aber in der praktischen Umsetzung, da werden wir ein bisschen Probleme bekommen.

Christian Kräutler: Vor allem beim Schifahren dann die Antirutschmatten aufladen. Also, man darf es noch nicht alles allzu ernst nehmen, aber wir sehen da schon großes Potenzial bei der künstlichen Intelligenz, wenn es darum geht, Unfälle zu verhindern. Liebe Hörerinnen und Hörer, bleiben auch Sie dran an unserem KFV-Podcast „Sicher ist sicher“! Ich hoffe, unsere heutige „KI-Hitparade“ hat Sie informiert, inspiriert und auch motiviert. Künstliche Intelligenz im Dienste der Sicherheit wird bald überall zu finden sein, aber der Terminator, der bleibt uns noch lange Zeit erspart Gott sei dank. Im Dezember geht es bei uns um die Themen Brandsicherheit in der Weihnachtszeit und es geht um die Sicherheit rund ums Silvesterfeuerwerk. Bleiben Sie gesund, bleiben Sie interessiert und bleiben Sie uns gewogen.

Sabine Kaulich: Liebe Johanna, vielen Dank für deinen Besuch bei uns im Studio und die spannenden Einblicke in das Thema KI und Robotik im Dienste der Sicherheit.

Johanna Trauner-Karner: Sehr gerne auch, ich sage Dankeschön.

Sabine Kaulich: Liebe KFV-Podcast-Fans, danke fürs Zuhören und weiterempfehlen. Alles Gute, bis bald.

Christian Kräutler: We'll be back.

Catharina Ballan: Sie hörten Sabine Kaulich und Christian Kräutler, zwei erfahrene Präventionsfachleute des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Zu Gast im Studio war Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des KFV-Forschungsbereichs Sport- und Freizeitsicherheit. Mehr Infos zum Thema dieser KFV Podcast-Episode und zu vielen weiteren wichtigen Sicherheitsthemen finden Sie auf unserer Website kfv.at. Alle KFV Podcast-Folgen sind unter kfv.at/podcast abrufbar. Abonnieren Sie „Sicher ist sicher“ auf Spotify, Apple und Google Podcasts sowie auf allen gängigen Podcatcher Plattformen und empfehlen Sie unseren Podcast weiter. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei „Sicher ist sicher – dem Vordenker*innen Podcast des KFV“.

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