Sicherheit à la carte – das beste Rezept für gemütliches Grillvergnügen!

Shownotes

Die Grillsaison ist voll im Gange – würziger Grillduft gehört zum luftig-leichten Sommerfeeling einfach dazu. Auch Sabine und Christian sind erklärte Fans der genussvollen Outdoor-Küche. Die Gefahren des Grillens werden allerdings oft unterschätzt: Pro Jahr gibt es in Österreich rund 700 Verletzte durch Grillunfälle. Ob Grillen mit Gas, Strom oder Kohle – die wichtigste Zutat für ein chilliges Barbecue ist eine Prise Sicherheit. Studiogast Stefan Georgiev, Brandschutzexperte des KFV, hat die besten Rezepte für sicheres Grillvergnügen parat und rückt auch noch sein Herzensthema in Sachen Brandprävention in den Fokus dieser sommerlichen Podcast-Folge. Bitte zu Tisch!

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Christian Kräutler: Die Grillsaison ist voll im Gange. Und was natürlich klar ist, der Grillduft, der gehört für mich einfach im Sommer dazu. Sabine, ich glaube, ich weiß, dass du ja auch Feuer und Flamme fürs Grillen bist oder?

Sabine Kaulich: Ja, das stimmt Christian. Also nichts geht über einen saftigen Käsekrainer mit einer schönen Kruste. Da läuft man gleich das Wasser im Mund zusammen. Ja, also Christian, wir grillen recht oft im Sommer, also wenn das Wetter mitspielt. Wobei, beim Grillen geht's ja sowieso immer heiß her.

Christian Kräutler: Ja und leider manchmal wirklich zu heiß, weil, wie wir gehört haben schon von unseren Kollegen, Grillen ist ja nicht ganz ungefährlich.

Sabine Kaulich: Da hast du recht. Christian, hast du gewusst, dass in Österreich, das es da 700 Verletzte pro Jahr bei Grillunfällen gibt? Ja, und da sprechen wir also nur von jenen, die dann wirklich im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Christian Kräutler: Also 700 mit dem habe ich eigentlich nicht gerechnet, das ist doch eine ganz beträchtliche Zahl. Aber was ich natürlich weiß auch, weil das in unserem Haus immer so ist, mit dem richtigen Know-how für ein sicheres Grillvergnügen kann man wahrscheinlich diese Verletzungen deutlich reduzieren. Ich glaube es wird auch da einfach ein paar wesentliche Sicherheitsvorkehrungen geben, die man beachten muss, um einfach das Risiko zu reduzieren.

Sabine Kaulich: Liebes Podcast-Publikum, schauen wir uns die Sache mit der Sicherheit beim Grillen doch heute mal genauer an.

Christian Kräutler: Ja und die besten Rezepte für sicheres Grillvergnügen, die erfahren Sie gleich bei uns heute und hier.

Catharina Ballan: Sicher ist sicher. Der Vordenker*innen Podcast des KFV. Episode 17: Sicherheit á la carte. Das beste Rezept für gemütliches Grillvergnügen.

Sabine Kaulich: Hallo im sommerlichen Podcaststudio. Mein Name ist Sabine Kaulich. Willkommen zu einem Special in Sachen Sicherheit beim Grillen.

Christian Kräutler: Ja, und mein Name ist Christian Kräutler. Wir haben heute wieder einen spannenden Dritten im Bunde, nämlich unseren KFV-Kollegen Stefan Georgiev. Der ist nicht nur ein ziemlich cooler Typ, das ist er auf jeden Fall, sondern er kennt sich auch mit ganz heißen Sachen sehr, sehr gut aus.

Sabine Kaulich: Stefan ist Experte für Brandsicherheit im Bereich Eigentumsschutz im KFV und er weiß genau Bescheid worauf es beim sicheren Grillen ankommt.

Christian Kräutler: Ja, und der Stefan, der wird uns heute sicher jede Menge Tipps mitbringen, ganz wichtige Infos hat er parat und natürlich auch ein paar Momente, wo man sagt, das sind so Gänsehautmomente, die ein bisschen, hoffentlich nicht Angst machen, aber dazu führen, dass wir mit guten Tipps danach irgendwie in Summe sicher unterwegs sind.

Sabine Kaulich: Hallo Stefan, herzlich willkommen.

Stefan Georgiev: Hallo und danke für die Einladung.

Christian Kräutler: Stefan, heute geht's bei uns ja um ein ganz klassisches Sommerthema, nämlich um die Sicherheit beim Grillen. Ist für dich Grillen so ein bisschen ein Spiel mit dem Feuer?

Stefan Georgiev: Naja, Grillen ist definitiv kein Kinderspiel. Grillen ist etwas, was man sehr gerne sozial macht, also das macht einen Spaß für die Familie, für Freunde und so weiter, aber Grillen hat ja auch gewisse Gefahren mit sich und da muss man aufpassen. Oft denkt man an die Brandgefahr, weil man denkt an Holzkohle, offenes Feuer, aber es passiert eigentlich auch ganz viel anderes, wie zum Beispiel Schnittverletzungen oder etwas, woran man gar nicht denkt, sind die Stolperunfälle.

Sabine Kaulich: Stefan, du bist ja auch Papa. Und wie ist das dann so, also wenn du gemeinsam mit deiner Familie grillst, dann wird dir wahrscheinlich dein 3-jähriger Bub auch auch zuschauen, aber aus sicherer Distanz, oder?

Stefan Georgiev: Sicher, also spielende Kinder sind auf jeden Fall in Gefahr, wenn es um Grillen geht. Bei mir gibt es immer eine Sicherheitszone rund um den Griller. Ich verwende in der Regel einen Elektrogriller, aber der ist genauso gefährlich für Verbrennungen wie alles andere. Da gibt es immer einen Sicherheitsabstand, der eingehalten werden muss von meinem Kind und es ist wirklich sehr selten, dass ich alleine auf das Kind aufpassen muss beim Grillen, sondern es gibt immer eine, oder oft, eine zweite Aufsichtsperson, die sich darum kümmert.

Christian Kräutler: Was ich bis jetzt mitgekriegt hab, das Kochen im Freien, unser beliebtes Grillen, ist also nicht ganz ganz ungefährlich. Du hast ja auch ein paar Zahlen uns mitgebracht hast du vorher angekündigt. Vielleicht kannst du uns da erzählen, um was geht's da?

Stefan Georgiev: Ja, also, wie gesagt, Grillen hat gewisse Gefahren mit sich. Es gibt sehr viele Unfälle, die passieren. Jährlich verletzen sich in Österreich rund 700 Personen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden. Es gibt aber auch eine sehr hohe Dunkelziffer und leider muss man auch sagen, dass ja viele Kinder auch dabei verletzt werden.

Christian Kräutler: Kann man die 700 noch ein bisschen runterbrechen? Also, dass man sagt okay, was sind das für Unfalltypen?

Stefan Georgiev: Ja, das kann man auch machen natürlich. Wie vorher schon erwähnt, man denkt meistens nur an Verbrennungen und Verbrühungen, aber es sind nur circa die Hälfte der Unfälle, die damit verbunden sind. Das sind eben die häufigsten Verbrennungen und Verbrühungen, die Hände und Finger betreffen, es gibt auch die Gefahr der Stichflammen oder heißer Grillrost, heißes Öl, die am meisten zu Brandverletzungen führen, aber hier kommt das Spannende, ungefähr ein Drittel der Unfälle sind Schnittverletzungen eigentlich und ungefähr 16% sind Knochenbrüche durch Stürze. Und hier kommen natürlich auch die Kinder ins Spiel, da geht's um Stolpern über das Grillgerät oder die Grillutensilien und 13% aller Verletzungen betreffen insgesamt Kinder von 0 bis 14 Jahre.

Sabine Kaulich: Ui, das ist ganz übel, wenn so ein gemütlicher Grillabend dann im Krankenhaus endet. Für ungetrübtes Grillvergnügen braucht es also eine extra Zutat, nämlich eine Prise Sicherheit.

Stefan Georgiev: Ja, die Gefahren beim Grillen werden oft unterschätzt. Wir haben im KFV eine Umfrage durchgeführt, die zeigt, dass knapp 60 Prozent der befragten Menschen in Österreich das Hobby Grillen mit einer geringen bis mittelmäßigen Verletzungsgefahr assoziieren. Das heißt, sehr viele unterschätzen einfach diese Gefahr. Nur jeder Dritte oder jede Dritte schätzt die Verletzungsgefahr beim Grillen als hoch ein. Und hier ist ganz spannend, ungefähr zwei Drittel aller Unfälle entstehen durch Unachtsamkeit oder fehlendes Know-how. Hier kommt natürlich auch das Thema Alkohol ins Spiel, weil beim Grillen ist sehr oft auch ein Getränk zu genießen.

Christian Kräutler: Gehört fast dazu das eine oder andere Bier beim Grillen.

Stefan Georgiev: Natürlich, natürlich, und vor allem dann muss man aufpassen und nicht unachtsam werden.

Sabine Kaulich: Stefan, starten wir mal mit jenen Fehlern, für die der Grillmeister, die Meisterin verantwortlich ist und wie diese eben vermieden werden können.

Stefan Georgiev: Eine besonders heikle Sache, die eigentlich oft mit fatalen Folgen verbunden ist, ist die Bildung von Stichflammen. Daher kommt Grundregel Nummer eins, das ist eines der wichtigsten, dass man niemals flüssige Zündhilfen wie Spiritus, Benzin oder Alkohol benutzen soll beim Anzünden vom Griller, dazu kommen am besten die Grillanzünder aus festen Stoffen.

Sabine Kaulich: Du, Stefan, es gibt ja auch Stichflammen, die entstehen können, wenn ölige Marinaden in die Glut tropfen, oder?

Stefan Georgiev: Genau. Also nicht nur Benzin oder Spiritus können eine Stichflamme auslösen, sondern auch Öl ist sehr brennbar.

Christian Kräutler: Also definitiv auch kein Öl ins Feuer, kein Benzin ins Feuer. Alles, was irgendwie flüssig und brennbar ist, sollte man nicht ins Feuer nachkippen oder als Brandbeschleuniger beim Anzünden verwenden. Sehe ich das richtig?

Stefan Georgiev: Ja, ganz richtig. Diese alte Weisheit birgt wahre Worte. Deswegen soll man zum Auffangen von tropfendem Öl eine spezielle Tropfschale verwenden. Die kann ebenfalls diese Stichflammen durch Öl dann verhindern.

Sabine Kaulich: Also ich habe mich zur Vorbereitung auf den heutigen Tagen ein bisschen eingelesen und, wenn man sozusagen sich die Verletzungsbilder ein bisschen anschaut, also da wird einem ganz anders. Da können wirklich, wirklich schlimme Unfälle passieren

Stefan Georgiev: Feuerunfälle und ihre Folgen sind oft mit einer lebenslangen Beeinträchtigung oder sogar mit Leben und Tod verbunden.

Christian Kräutler: Gut, also es ist ein richtig ernsthaftes Thema, natürlich ein Feuerunfall, gehen wir jetzt nicht vom Aller-allerschlimmsten aus, nämlich dass man auch sterben kann bei so einem Unfall, aber so ist es doch sehr, sehr häufig so, dass nämlich die Behandlung von Verbrennungsfolgen ja ein sehr aufwendiges und langwieriges Unterfangen ist, oder Stefan?

Stefan Georgiev: Genau gerade beim Grillen kommt es sehr oft zu tiefgradigen Verbrennungen, die Operationen und längere Krankenhausaufenthalte erfordern.

Sabine Kaulich: Feuer zieht uns ja eigentlich alle magisch an und eben besonders auch Kinder, für die ist eine Grillerei ganz was Besonderes, aber Kinder sind bei Grillunfällen eben besonders gefährdet. Du hast ja schon eingangs erwähnt.

Stefan Georgiev: Es ist richtig, dass kleinere Kinder beim Grillen sehr gefährdet sind. Erstens weil sie rund um den Grill spielen wollen, dann wollen sie greifen, in die Flammen, oder wenn es ein Elektrokrill ist, ist er auch heiß, oder auch eben, dass der Griller für ein Kind auf Augenhöhe steht, da kommt es oft zu Verletzungen im Gesichtsbereich und am Körper. Und Kinder sind natürlich empfindlicher als Erwachsene, das heißt eine Verbrennung ist für ein Kind schlimmer als bei einem Erwachsenen, das muss mehr behandelt werden. Natürlich hat das für das Kind auch psychische Folgen, also das kann auch so abschreckend wirken, dass man nachher Ängste entwickelt.

Christian Kräutler: Auf jeden Fall ein Punkt, den man berücksichtigen sollte, dass Kinder einfach nicht zu nahe ans Feuer dann herankommen. Stefan, apropos ans Feuer herankommen, so ein Grillplatz muss man sich auch gut überlegen. Wo ist denn eigentlich der beste Platz, um einen Griller aufzustellen? Gibt's da irgendwie von dir auch ein paar Tipps dazu?

Stefan Georgiev: Ja, der Griller sollte auf jeden Fall irgendwo stehen, wo er stabil auf einer ebenen Standfläche stehen kann. Der sollte auch windgeschützt sein, damit man verhindert, dass sich ein Funkenflug ausbreitet oder irgendwas anzündet, was in der Nähe ist. Das ist natürlich auch ein Thema, dass es keine brennbaren Gegenstände in der Nähe geben soll. Und solange ein Griller schon in Betrieb genommen wird, oder wenn ein Griller mit glühender Kohle gefüllt ist, sollte er nicht mehr bewegt werden.

Christian Kräutler: Und wie ist es, Grillen in Gebäuden drinnen, was hältst du von dem?

Stefan Georgiev: Ganz wichtig ist, dass das Grillen eigentlich im Freien erfolgen soll. Die Grillgeräte dürfen, sowie Holzkohle und Gasgriller, dürfen nicht in geschlossenen Räumen betrieben werden. Es besteht vor allem eine Gefahr der Bildung von Kohlenmonoxid und die damit verbundene Vergiftung oder allgemein Rauchgasvergiftung.

Sabine Kaulich: Ja und Kohlenmonoxid das ist ja absolut lebensgefährlich, also bitte wirklich nur unter freiem Himmel grillen. Sag, Stefan, wie zündet man da eigentlich Grillkohle richtig an?

Stefan Georgiev: Am besten Grillanzünder aus festen Stoffen verwenden, zum Beispiel die Zündwürfel, auch Grillpasten oder elektrische Grillanzünder sind geeignet, zum Beispiel gibt es ein Lichtbogenfeuerzeug, das windresistent ist und keine flüssigen Gase verwendet.

Christian Kräutler: Wo kriegt man so was? Hab ich noch nie gehört. Ein Lichtbogenfeuerzeug?

Stefan Georgiev: Ein Lichtbogenfeuerzeug ist eigentlich ein elektrisches Feuerzeug, das man aufladen kann mit einem USB-Kabel. Das kann man eigentlich in den Fachmärkten kriegen.

Sabine Kaulich: Ja und nach dem Grillen mit Holzkohle, was macht man dann eigentlich dann mit der Restglut, wenn alles vorbei ist?

Stefan Georgiev: Also Restglut sollte man eigentlich nur mit Wasser löschen, das lässt sich am besten mit Wasser löschen. Am besten beim Grillen sollte man einen Kübel Wasser bereit halten und die Restglut sollte vollständig unter Wasser gesetzt werden. Die Asche sollte eigentlich nur dann entsorgt werden, wenn man sicher ist, dass die vollständig gelöscht ist und dafür am besten in einen geschlossenen Ascheeimer.

Christian Kräutler: Gibt es da so was, das nicht brennbar ist? Solche Behälter kann man die irgendwie leicht kriegen oder es ist egal, welchen Kübel ich dann nehme für die Asche dann?

Stefan Georgiev: Also auf keinen Fall Plastik, am besten aus Metall.

Christian Kräutler: Ja, Stefan, wir haben jetzt schon gehört, eben der Kübel Wasser, der da dabei sein soll, irgendein Löschmittel, vielleicht eine Löschdecke oder Feuerlöscher, den man ja auch bereithalten kann, wenn man grillt. Gibt es sonst noch so generelle Vorsichtsmaßnahmen, die beim Grillen empfehlenswert sind?

Stefan Georgiev: Ja, auf jeden Fall! Es gibt etwas, was auch für die Küche nötig ist, nicht nur beim Grillen. Dann gilts, zum Löschen von Fett niemals Wasser verwenden, sondern Fettbrandfeuerlöscher der Klasse F.

Sabine Kaulich: So, Stefan, jetzt sollten wir noch das sehr trendig gewordene Grillen mit Gas unter die Lupe nehmen. Was muss man denn da bezüglich Sicherheit beachten?

Stefan Georgiev: Auf jeden Fall soll man beachten, dass Flüssiggas schwerer als Luft ist und Gasflaschen dürfen daher nur in gut belüfteten Räumen und niemals unter Erdniveau gelagert werden. Vor und nach jeder Grill-Saison sollte man eigentlich den Gasschlauch auf Risse und Sprödheit kontrollieren. Auch die Dichtheit der Anschlüsse ist zu überprüfen, das lässt sich mit speziellen Sprays oder einfach mit Seife erledigen. Und Gasflaschen sollten immer stabil mit dem Grillwagen verbunden werden und stehend verwendet werden.

Christian Kräutler: Jetzt ist es ja so, dass man dann manchmal so vielleicht den Gasgeruch schon wahrnimmt. Ist das jetzt schon eine Warnung, ganz groß Achtung ich muss was tun? Was mache ich denn, wenn tatsächlich irgendwo Gas ausströmt und ich das rieche?

Stefan Georgiev: Man muss sofort reagieren. Als Allererstes sollte man die Gasflasche dann verschließen und dann nochmal schauen, ob es weiterhin nach Gas riecht. Weil wenn es weiterhin nach Gas riecht, dann kommt das Problem eigentlich von der Gasflasche und das ist sehr gefährlich. Aber sonst sollte man wie erwähnt immer auf Risse der Schläuche und sonstige Elemente dann achten. Das lässt sich entweder mit speziellen Sprays, die man im Fachmarkt kriegt, oder einfach mit Wasser und Seife. Man dreht die Flasche ab zuerst, man gibt diese Seife über den ganzen Schlauch, man dreht langsam die Flasche auf und schaut, ob sich irgendwo sich Blasen entwickeln und dort ist ein Riss entstanden. Das sollte man eigentlich dann austauschen am Besten. Aber wenn man sich unsicher fühlt, am Besten von einem Fachmann kontrollieren lassen.

Sabine Kaulich: Stefan, immer öfter liest oder hört man in den Medien in sehr trockenen Phasen im Sommer, dass es ein Grillverbot von der Gemeinde oder von der Behörde aus verordnet wurde. Sag, gilt das auch für mich in meinem privaten Garten oder ist das eigentlich nur für öffentliche Grillplätze wie z.B. jenen auf der Donauinsel? Und wo finde ich die Information dazu, wenn ich mich einfach vergewissern möchte?

Stefan Georgiev: Das gilt für die öffentlichen Grillplätze, die sich oft in Waldnähe auch befinden. Wie erwähnt schon, Donauinsel oder Draschepark liegt auch direkt an einem Waldrand. Im Garten ist es natürlich schon erlaubt weiterhin zu grillen, auf Nummer sicher aber ist immer zu gehen am besten einen Elektrogriller verwenden, wenn es draußen zu heiß ist, weil das kann eine Ausbreitung des Brandes dann verhindern. Die Info, ob es ein Grillverbot gerade gibt, gibt es meistens in allen Medien. Das wird überall ausgestrahlt auch auf orf.at oder sonst andere Medien, das wird immer dann sehr groß kommuniziert. Man kann auf die Webseiten der Gemeinden auch schauen, da gibt es immer die aktuellsten Infos.

Sabine Kaulich: Stefan, du hast uns ja im Vorfeld erzählt, du hast ja noch so einen bestimmten Herzenswunsch, warum dir dieses Thema auch so wichtig ist. Jetzt Stichwort: Waldbrandgefahr.

Stefan Georgiev: Ja, die Waldbrandgefahr ist sehr groß, in der Regel sehr groß. Und das wird immer noch immer größer und größer. Wir haben 2023 die meisten Waldbrände in ganz Europa gehabt. Und in Österreich brennt es immer mehr und mehr auch noch. Vor drei Jahren hatten wir auch den größten Waldbrand in Hirschwang gehabt. Das ist der größte Waldbrand der letzten 100 Jahre gewesen.

Christian Kräutler: Stefan, jetzt vergisst man diese Dinge ja, glaube ich, recht schnell. Also wenn du jetzt gerade sagst, dieser große Waldbrand, jetzt habe ich ihn wieder in Erinnerung hätte ihn aber schon wieder vergessen gehabt, wie viel gibt es denn da so eigentlich Waldbrände, durchschnittlich in Österreich pro Jahr? Von wie viel reden wir da?

Stefan Georgiev: Wir reden von einer sehr hohen Zahl. Die BOKU, die Universität für Bodenkultur, führt genaue Aufzeichnungen dazu. Und laut der BOKU kommt es in Österreich pro Jahr zu mehr als 200 Waldbränden.

Sabine Kaulich: Wahnsinn.

Stefan Georgiev: Mit einer steigenden Tendenz leider.

Sabine Kaulich: Wahnsinn, also mehr als 200 Waldbrände, was sind denn da die häufigsten Ursachen eigentlich dafür?

Stefan Georgiev: Was glaubst du, Sabine?

Sabine Kaulich: Der Mensch?

Stefan Georgiev: Richtig, das ist genau der Mensch. Es gibt natürlich in der Natur auch Ursachen, aber acht von zehn Waldbränden werden von Menschen ausgelöst.

Christian Kräutler: Also wie bei vielem, größter Risikofaktor, dass irgendwas passiert sind wir selbst, wir Menschen, aber die positive Nachricht ist, wir können ja auch irgendwie aktiv was tun bei fast allen Themen, damit wir nämlich dieses Risiko wiederum senken.

Stefan Georgiev: Es ist leider so, der Mensch ist der größte Auslöser von Waldbränden und die meisten Waldbrände werden dann durch fahrlässiges menschliches Verhalten verursacht. Das ist oft leider mit Rauchen im Wald verbunden.

Christian Kräutler: Also Zigarettenrauchen?

Stefan Georgiev: Zigarettenrauchen. Oder mit Feuer machen im Wald, was grundsätzlich nicht erlaubt ist, ohne Zustimmung der Waldbesitzer. Aber auch Pyrotechnik könnte auch zu Bränden führen, auch im Wald, weil die fliegen weit, die Feuerwerkskörper, und können irgendwo in einem Waldstück landen und dann explodieren und zu einem Feuer.

Christian Kräutler: Also, was ich immer wieder auch gehört habe, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das dann stimmt, darum bin ich froh, dass du mir da vielleicht Auskunft geben kannst, ist, dass wenn man Gläser, also Glasflaschen zum Beispiel wegschmeißt, die zerbrechen, dann sind da Scherben irgendwo am Waldboden, dass diese Glasscherben tatsächlich Waldbrände auslösen können.

Stefan Georgiev: Ja, das hört man sehr oft. Es könnte passieren, aber es ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Da müssen sehr viele Faktoren zusammenspielen, dass die Flasche zum Beispiel komplett durchsichtig ist, dass die vielleicht auch voll ist mit Wasser, dass die Sonne aus dem richtigen Winkel strahlt, also da sind sehr viele Faktoren. Es könnte physikalisch schon passieren, aber es ist sehr, sehr unwahrscheinlich. Natürlich ist aber das Wegwerfen von Flaschen sowieso schlecht für die Umwelt.

Christian Kräutler: Genau so ist es. Was man auch immer wieder einmal hört, dass Waldbrände von Blitzschlägen ausgelöst werden. Ist das irgendwas, was öfters vorkommt?

Stefan Georgiev: Ja, das kann passieren. Blitzschläge sind eigentlich mehr oder weniger der einzige natürliche Auslöser von Waldbränden. Blitzschläge sind aber meistens auch mit Niederschlag verbunden. Das heißt, ein Ausbreiten, selbst wenn ein Band ausgelöst wird, ist das Ausbreiten meistens verhindert durch den Niederschlag. Wo der Mensch aber unterwegs ist, reden wir von warmen, trockenen Tagen, wo das Ausbreiten vom Brand dann begünstigt wird.

Christian Kräutler: Und die warmen, trockenen Tage werden ja immer mehr, wie man so hört. Umso wichtiger ist es natürlich für uns alle, die Tipps vom Stefan zu berücksichtigen und umzusetzen.

Sabine Kaulich: Du Stefan, zu dem Thema Waldbrandursache Mensch, da hat ja deine Abteilung eine Studie durchgeführt. Was sind denn da die wesentlichen Erkenntnisse daraus?

Stefan Georgiev: Ja, das ist richtig. Vor zwei Jahren haben wir eine sehr aufwendige Studie durchgeführt, gemeinsam mit IFES, das Institut für empirische Sozialforschung. Das war eine sogenannte Dunkelfeldstudie, wo wir eben dieses Fehlverhalten des Menschen im Wald untersucht haben. Und die hat gezeigt, dass jeder fünfte Erwachsene in Österreich im Wald ein brandgefährliches Verhalten gesetzt hat. Außerdem macht rund ein Viertel der Waldbesucher Feuer abseits der dafür vorgesehenen Plätze. Und ein Viertel der Raucher*innen zündet sich sogar bei einer erhöhten Waldbrandgefahr im Wald eine Zigarette an.

Sabine Kaulich: Boah, das sind aber ziemlich erschreckende Tatsachen. Ich denke, den Brandverursachern, denen ist das ja oft gar nicht bewusst, was sie da auslösen. Also, dass sie schuld sein können an einem Flammeninferno, eben allein durch eine achtlos weggeworfene Zigarette. Also das ist ganz wichtig, dass man da wirklich verstärkt bewusstseinsbildende Maßnahmen setzt.

Stefan Georgiev: Genau, man denkt sich oft, dass eine kleine Zigarette nichts auslösen kann, aber genau im Wald, wo es Laub gibt und sonstige brennbare Materialien, Gräser und so weiter, begünstigen das Ausbreiten von Bränden und selbst eine kleine Zigarette könnte große Brände auslösen. Ein Beispiel dafür war Kärnten, wo es 2014 oder 2015, das habe ich nicht genau im Kopf, einen Großbrand gegeben hat, der durch eine Zigarette ausgelöst war. Aber natürlich, das haben wir schon erwähnt, der Waldbrand in Hirschwang, der im November 21 passiert ist, vermutlich war das ein illegales Lagerfeuer, der das ausgelöst hat. Und das hat so einen großen Waldbrand ausgelöst, dass ungefähr 180.000 Mannstunden in Anspruch genommen wurden, um den Brand zu löschen, 2 Millionen Liter Wasser nur rein aus der Luft geworfen wurden, um den Brand zu löschen. Das war auch an einem Hang, wo auch die Löscharbeiten sehr schwierig waren. Es war auch ein Bodenbrand, was man in der Regel aus der Luft schwieriger sieht, aber das brennt. Das heißt, die Glutnester sind dann wirklich schwer zu finden und eben ein Glutnest kann sich weiterhin ausbreiten. Das ist deswegen wichtig, dass man wirklich vorsichtig in den Wäldern unterwegs ist. Rauchen ist ja grundsätzlich nicht verboten, aber das Wegwerfen von Zigarettenstummeln oder Zündhölzern ist strengstens verboten. Bei erhöhter Waldbrandgefahr ist das Rauchen selbst auch verboten.

Christian Kräutler: Stefan, gehen wir noch mal ein bisschen raus aus dem Wald. Kommen wir noch mal zurück in den eigenen Garten oder in die eigene Umgebung. Ein ganz großer Trend, wenn man so in den Bauhäusern unterwegs ist, sind ja diese Feuerschalen, die da in den Privatgärten dann aufgestellt werden, die sehr, sehr schön sind natürlich am Abend, wenn man da ein Feuer hat. Wie ist es da? Sind diese Feuerschalen vielleicht auch mit ein Grund, dass sich da im Umkreis vom Haus dann letztendlich irgendwo Feuer ausbreitet? Findet man da irgendwas in der Unfallstatistik oder in der Brandstatistik?

Stefan Georgiev: Also Feuerschalen als solche erscheinen in der Brandschadenstatistik eher nicht, es handelt sich grundsätzlich um ein offenes Feuer und es gilt: Egal ob es um so eine Feuerschale geht oder einfach nur hantieren mit offenem Feuer, man darf es nur mit Vorsicht machen und man sollte immer aufpassen, dass keine Funken fliegen oder, dass sich der Brand einfach nicht ausbreitet.

Christian Kräutler: Das heißt auf jeden Fall auch schauen, ob irgendwie vielleicht der Wind da ist, damit man dann eben die Feuerschale nicht anzündet, oder, wie du vorher schon gesagt hast, irgendwie auf jeden Fall, wenn man mal nicht mehr richtig aufpasst, wenn man weg ist von der Feuerschale, gehört das wirklich überschwemmt und gelöscht damit, damit da nicht über Nacht irgendwie noch ein Feuer ausbricht.

Stefan Georgiev: Das ist richtig. Also man sollte es auf jeden Fall windgeschützt anzünden und auf jeden Fall immer löschen und nicht einfach ausbrennen lassen unbeaufsichtigt.

Sabine Kaulich: Also kann man sagen, das Hantieren mit Feuer und Flamme birgt so manche Gefahren. Mir würden jetzt noch weitere Fragen einfallen, weil wir sind jetzt schon ein wenig knapp mit der Zeit. Ein Gschichtl muss ich trotzdem noch kurz erzählen: Also ich habe ein besonderes Erlebnis gehabt letztes Jahr, also im negativen Sinn, da hat nämlich ein Nachbar versucht, sein Unkraut im Garten mit einem sogenannten Unkrautbrenner zu entfernen. Ja, ich wusste bis dahin gar nicht, dass es so ein Gerät gibt, naja, leider hat die Aktion dann mit dem Ausrücken der Feuerwehr geendet. Da hat er nämlich Teile seiner trockenen Tujenhecke erwischt und die Stichflammen waren höher als die angrenzenden Häuser, also das war ein Erlebnis der anderen Art, aber über das sprechen wir dann vielleicht das nächste Mal.

Stefan Georgiev: Ja uns allen muss es eigentlich bewusst sein, dass Feuergefahren niemals unterschätzt werden sollen, besonders in Zeiten des Klimawandels. Klimawandel nur für sich selbst verursacht keine Brände. Wir haben schon gesagt, dass das meistens der Mensch ist. Aber der Klimawandel begünstigt dann das Ausbreiten von Bränden. Wir haben immer mehr Waldbrände, die größer werden, also mit mehr Brandfläche und das ist eigentlich aufgrund der Trockenheit. Der Wald ist ja unsere grüne Lunge und wir müssen ihn schätzen und schützen, ihn, und auch wir uns selbst.

Christian Kräutler: Ja, Stefan, da hast du recht. Danke für dieses doch starke Schlussplädoyer. Du hast jetzt einmal gemeint, wir schützen uns ja selbst, indem wir den Wald schützen. Das ist absolut richtig. Und da gilt es natürlich auch, an die menschliche Vernunft zu appellieren. Einfach die Dinge, die wir jetzt gehört haben, dass man die vielleicht einmal nicht macht, besonders dann nicht macht, wenn es trockene Verhältnisse sind und immer vielleicht die Sicherheit auch ein bisschen im Hinterkopf hat beim Umgang mit offenem Feuer.

Sabine Kaulich: Lieber Stefan, vielen Dank fürs Kommen, vielen Dank für deine Tipps und deine starke Message.

Stefan Georgiev: Ich danke auch für die Einladung und wünsche euch allen einen schönen und sicheren Sommer.

Christian Kräutler: Danke, lieber Stefan. Das wünschen wir natürlich auch dir. Liebe Hörerinnen und liebe Hörer, genießen Sie die Sommerzeit, chillen Sie beim Grillen und bitte nicht mit offenem Feuer spielen und schon gar nicht im Wald, wie wir heute gehört haben. Mitspielen können Sie aber bei unserem Gewinnspiel. Es gibt fünf Sets mit Grillhandschuhen, mit einem Lichtbogenfeuerzeug, aber auch mit einem Feuerlöscher zu gewinnen. Also sehr praktische Dinge, die man beim Grillen braucht. Mehr dazu erfahren Sie in unseren Shownotes und auf unseren Social Media Kanälen.

Catharina Ballan: Sie hörten Sabine Kaulich und Christian Kräutler, zwei erfahrene Präventionsfachleute des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Zu Gast im Podcast-Studio war heute Stefan Georgiev, Experte für Brandsicherheit im KFV-Fachbereich Eigentumsschutz. Mehr Infos zum Thema dieser KFV-Podcast-Episode und zu vielen weiteren wichtigen Sicherheitsthemen finden Sie auf unserer Website kfv.at. Alle KFV-Podcast-Folgen sind unter kfv.at/podcast abrufbar. Abonnieren Sie „Sicher ist sicher“ auf Spotify, Apple und Google Podcasts sowie auf allen gängigen Podcatcher Plattformen und empfehlen Sie unseren Podcast weiter. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei „Sicher ist sicher“, dem Vordenker*innen-Podcast des KFV.

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