L17: Der beste Weg zur Lenklizenz?
Shownotes
L17 ist die derzeit umfangreichste Fahrausbildung auf dem Weg zum B-Führerschein. Doch mit dem eigenen Kind am Steuer die ersten 3.000 Kilometer zu fahren, kann die Nerven beanspruchen. Lohnen sich Mühe, Mut und Mehraufwand wirklich?
Sabine Kaulich und Christian Kräutler vom KFV erklären, was man erwarten und worauf man achten sollte, wenn man sich für L17 entscheidet.
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Sabine Kaulich: Achtung, da vorne ein Reh!
Tochter: Chill, Mama, ich seh's doch eh!
Sabine Kaulich: Bremsen, auf Kurs bleiben, beide Hände am Lenkrad.
Tochter: Jetzt läuft's über die Straße. Okay, das war ein Reh.
Sabine Kaulich: Und Mama, sei Dank sind wir alle drei noch okay.
Tochter: Ja Mama, danke. Puh, das war jetzt echt wild. Ich glaub, ich brauch jetzt einen Kaffee.
Sabine Kaulich: Und ich einen Baldriantee.
Christian Kräutler: Wenn wir Eltern unsere Kinder auf dem Weg zum Führerschein begleiten, dann hat das immer wieder mit ein bisschen Stress zu tun, aber vor allem bedeutet das auch Freude und Stolz, weil der sichere Weg ist das Ziel und die sichere Mobilität unserer Kinder. Das ist für mich eine starke Motivation. Fest steht aber, L17 ist derzeit die umfangreichste Fahrausbildung auf dem Weg zur Lenkerlizenz. Eine 3000 Kilometer umfassende B-Führerscheinausbildung, die bereits am 17. Geburtstag die Lizenz zum Lenken liefert, aber lohnen sich die Mühe, der Mut und der Mehraufwand wirklich?
Sabine Kaulich: Ja, das wollen wir heute wissen. Ist der L17 ein Erfolgsmodell? Was sagen die Zahlen der Statistik? Was sagen Eltern, die gerade mit ihrem Kind am Steuer und der L17-Tafel am Auto unterwegs sind? Mein Name ist Sabine Kaulich und mit meinem Kollegen Christian Kräutler, der hier neben mir im KFV-Podcaststudio sitzt, habe ich so Einiges gemeinsam. Wir beide arbeiten seit über 20 Jahren im KFV, im Kuratorium für Verkehrssicherheit, und wir beide begleiten aktuell unsere flügge werdenden Töchter beim L17-Führerschein. Christian seine Tochter und ich meine Tochter. Ja und wir wollen heute dieses Thema L17 näher beleuchten. Willkommen beim KFV-Podcast.
Catharina Ballan: Sicher ist sicher, der Vordenker*innenpodcast des KFV. Episode 1: L17, der beste Weg zur Lenklizenz?
Sabine Kaulich: Hallo Christian.
Christian Kräutler: Servus Sabine, wie geht's?
Sabine Kaulich: Gut geht's und es fährt sogar.
Christian Kräutler: Was, es fährt?
Sabine Kaulich: Ja, mein größeres Kind, nämlich im Auto. Meine größere Tochter hat jetzt schon ihre ersten 2300 Kilometer am Steuer hinter sich und ja, ich begleite sie beim L17. Mut kann man halt nicht kaufen.
Christian Kräutler: Ja, da hast du recht und soll ich dir was sagen? Mir geht's genauso. Meine Tochter macht auch gerade die ersten Fahrerfahrungen und ich spiele so nebenbei den starken Mann auf dem Beifahrersitz mit Nerven aus Stahl.
Sabine Kaulich: Ja, die starken Nerven, die braucht man wirklich, aber wir beide sind ja nicht nur Eltern von L17-Schülerinnen, sondern eben seit mehr als 20 Jahren im KFV im Thema Sicherheit unterwegs. Ja und deshalb teilen wir unser fachliches Know-how und unsere praktischen L17-Erfahrungen gern mit anderen Menschen, die, so wie wir, in derselben Situation sind und unsere Kinder beim L17 begleiten und vielleicht noch das eine oder andere Detail mehr, zum Thema L17 wissen wollen.
Christian Kräutler: Ja und die eigentliche wichtige Frage zu Beginn des Abenteuers L17 lautet ja eigentlich lohnt sich der Mehraufwand von doch mindestens einmal 3000 Kilometern, die man gemeinsam zurücklegt mit dem Kind?
Sabine Kaulich: Ja, also diese Frage möchten wir heute gerne näher beantworten. Lohnt sich der lange Weg zur Lenkerlizenz? Lohnt es sich mit den jungen Lenkern und Lenkerinnen eineinhalb Jahre lang auf Österreichs Straßen unterwegs zu sein? Ist diese Investition in die mobile Zukunft unserer Kinder ihren Mehraufwand wert? Aber beginnen wir zuerst einmal mit den Basics. Tatsächlich ist L17 etwas ganz Besonderes. Der Einstieg ins Auto eben auf der Fahrerseite und das bereits im Alter von 15,5 Jahren. Zuerst beginnt man ja mit der Grundausbildung, also im Rahmen der Fahrschule. Da stehen dann einmal 32 Theorielektionen und 12 Praxisfahreinheiten auf dem Programm. Dann gibt es eben die gemeinsame theoretische Einweisung der Bewerber*innen gemeinsam mit den erwachsenen Begleitern, also das sind in der Regel die Eltern, aber können natürlich auch nahe Freunde der Eltern sein. Und wenn man dann die behördlichen Papiere in der Hand hält und das L17-Schild am Auto angebracht hat, dann geht es wirklich los. Und das Wichtige bei den Begleitpersonen ist die Fahrerfahrung, das Feingefühl und die Verkehrsmoral, also das muss passen und natürlich ganz wichtig das Nervengerüst, also die Begleitung muss unentgeltlich sein und mit Einwilligung der Erziehungsberechtigten erfolgen.
Christian Kräutler: Genau. L17-Bewerber und ihre Begleiter oder auch Begleiterinnen führen innerhalb Österreichs Ausbildungsfahrten von mindestens 3000 Kilometern durch. Jede Tour muss man dann im Fahrtenprotokoll präzise festhalten. Was man dabeihaben muss, ist einerseits die behördliche Bewilligung und aber auch zweimal einen Lichtbildausweis, nämlich der eigene und der vom Kind. Es kann auch abwechselnd mit mehreren Fahrzeugen gefahren werden, die müssen halt dann immer mit diesem L17-Kennzeichen gekennzeichnet werden. Ein No-Go ist allerdings, das ist, glaube ich eh klar, Alkohol am Steuer und für Lenker und Beifahrer gilt auf allen L17-Fahrten die 0,1 Promille Grenze, was so viel bedeutet wie, beide dürfen nichts trinken. Außerdem besteht im Fahrzeug ein absolutes Rauchverbot.
Sabine Kaulich: Ja, also ein klarer Kopf und wache Sinne sind absolut gefragt. Für Eltern ist ja dieses Generationsprojekt, also dieses gemeinsame Fahren mit dem Kind, ja besonders herausfordernd. Es bietet da sehr viel Raum für Konfliktpotenzial, aber man wächst auch mit diesen Herausforderungen und man wächst auch wieder zusammen. Als Mutter oder Vater lernt man sein eigenes Kind von einer völlig neuen Seite kennen. Man gewinnt neue Ein,- und Ausblicke und man hat auch wieder die Chance, ein bisschen näher zusammen zu rücken, also nicht nur räumlich im Auto, sondern auch im Sinne der familiären Verbundenheit und das finde ich sehr schön und das ist wirklich ein großes gemeinsames Abenteuer.
Christian Kräutler: Ja, dieser familiäre Teamgeist ist wirklich was Feines. Man macht schließlich eine gemeinsame Sache und hat ein gemeinsames Ziel vor Augen. Als Elternteil freut man sich natürlich, wenn die eigenen Ratschläge gehört und auch beherzigt werden. Immerhin hat man selbst schon sehr, sehr viel Fahrerfahrung, meistens über 20 Jahre, wenn man da ein Kind begleitet und die konsequente Warnung vor, zum Beispiel, einem großen Lkw oder einem Postautobus, der jederzeit um die Kurve kommen kann, der macht Eindruck und vor allem dann, wenn es wirklich einmal passiert, dann ist eigentlich mein Mädel ganz froh, dass vorher einmal gewarnt worden ist und hat da einen gewissen Respekt vor meiner Erfahrung. Der Papa weiß eben, wovon er spricht und das ist eine schöne Erfahrung, die man da mit dem Kind macht.
Sabine Kaulich: Ja, da hast du vollkommen recht. Eben, oder zum Beispiel die Warnung vor Wildwechsel. Uns ist es passiert, dass wir während der Fahrt auf einer Heimstrecke, da ist dann plötzlich ein Reh am Fahrbahnrand gestanden und Gott sei Dank haben wir schon vorher über dieses Thema gesprochen und meine Tochter ist da sehr sozusagen schon vom Gas zurückgegangen, denn auf diesen Wildwechselstrecken gilt ja maximal 80 km/h. Damit ist der Bremsweg schon zu Ende, bevor es sozusagen zu einem Crash kommen kann.
Christian Kräutler: Ja man wird wahrscheinlich einfach ein gutes Team, wenn man da gemeinsam diese Fahrten macht. Eines der wichtigen Themen ist auf jeden Fall, dass die Jugendlichen halt auch lernen, dass ich im Fahrzeug auf keinen Fall träumen darf, also ich muss dauernd konzentriert sein, um eben einen Unfall oder kritische Situationen zu verhindern. Es heißt also, volle Konzentration voraus, wenn man da gemeinsam fährt und zwar für beide. Sowohl für den Begleiter und die Begleiterin, als auch für das Kind. Was ein absolutes No-Go ist, ist chatten und surfen, was aber hoffentlich eben gar nicht passiert. Ganz wichtig ist es eben auch für die Begleitperson, dass die nicht wirklich am Handy sitzt und da irgendwas checkt, sondern sich wirklich auch konzentriert, dass das Kind keine Fehler macht im Straßenverkehr.
Sabine Kaulich: Apropos Ablenkung und Vermeidung, zu viel plaudern ist eben auch nicht gut während der Fahrt und schon gar nicht über stressige Themen wie etwa die Schule. Also der Fokus der Aufmerksamkeit muss voll und ganz auf der Straße liegen. Dazu gehört aber auch kein ablenkendes Radioprogramm oder etwa keine laute Musik.
Christian Kräutler: Ja, trotzdem kann es natürlich sein, dass irgendwann einmal Stress ein bisschen ausbricht am Steuer und da gilt es ganz einfach, wenn die Nerven mal blank liegen, eine Pause einzulegen. Also nutzt man ganz einfach die nächste Gelegenheit für eine Pause, wenn es gar nicht mehr gehen sollte, weil einfach die Situation ein bisschen gespannt ist, dann ist natürlich auch ein Fahrerwechsel angesagt. Auf der Autobahn kann man da beispielsweise einfach bei der nächsten Ausfahrt eine Raststätte anpeilen es geht darum, dass man Überforderungen von beiden Seiten durchaus einfach vermeidet, also am besten mit einer kurzen Strecke anfangen und diese dann langsam steigern und dann kann man sich durchaus auch viele 100 Kilometer gemeinsam zumuten.
Sabine Kaulich: Ja und noch ein Wort zum Thema Ablenkung und hier das Schlagwort Handy, also die Versuchung, wenn das Handy piepst, drauf zu schauen, ist einfach zu groß und aus diesem Grund empfehlen wir eigentlich, dass die jungen Lenker*innen das Handy am besten vor Fahrtbeginn im Handschuhfach parken und das nicht nur auf Ausflugsrouten, sondern auch in heimatlichen Gefilden. Denn am Steuer ist einfach hundertprozentige Achtsamkeit gefragt und gerade in der vertrauten Umgebung muss man stets darauf achten, dass sich da nicht gefährliche Routine einschleicht, also das ist ja der klassische Westentascheneffekt, man glaubt die Gegend schon wirklich wie aus der eigenen Westentasche zu kennen, und dann passiert etwas, eine Katze flitzt über die Straße oder ein langsames Fahrzeug wie ein Traktor biegt ein und man muss da einfach immer vorausschauend fahren und richtig reagieren können. Oder etwa unbeschrankte Bahnübergänge, also auch wenn diese sich auf der Heimstrecke befinden und man glaubt, man kennt eigentlich den Zugfahrplan. Man muss konsequent darauf achten und korrekt fahren und man darf sich nicht auf das eigene Glück verlassen.
Christian Kräutler: Sabine, auf so viele Sachen müssen wir alle aufpassen, wenn wir einen Jugendlichen oder eine Jugendliche begleiten. Das A und O eines sicheren Fahrens sind angepasste Geschwindigkeit, die volle Aufmerksamkeit auf das Verkehrsgeschehen und die Einhaltung der Vorrangregeln. Warum sage ich das jetzt einfach? Da spricht nämlich an sich die Statistik eine ganz klare Sprache, weil die drei häufigsten Unfallursachen auf Österreichs Straßen sind eben nicht angepasste Geschwindigkeit, ich war zu schnell in dieser Situation, dann kommt Ablenkung und Unachtsamkeit und als drittes die Vorrangverletzung.
Sabine Kaulich: Angepasste Geschwindigkeit heißt also im Klartext, das Fahrtempo muss dem aktuellen Straßen-, Verkehrs- und Witterungsbedingungen angepasst werden und eben nicht nur den jeweiligen geltenden Tempolimits, denn bei Schneetreiben, bei Schüttregen oder Glatteis auf der Straße ist das erlaubte Tempo einfach viel zu schnell.
Christian Kräutler: Ja, weil du gerade das Glatteis nennst. Ja, glatte Fahrbahn, da kracht es schon mal schneller als man denkt und da stellt sich natürlich für viele die Frage, wer ist denn eigentlich schuld, wenn es auf einer L17-Fahrt kracht?
Sabine Kaulich: Ja, das ist ein Punkt, das fragen sich sicher die meisten Eltern, wenn sie erstmals mit dem Kind mit dem L17-Schild unterwegs sind, aber das Gesetz gibt uns dann eigentlich Antwort. Primär ist eben der Ausbildner und die Ausbildnerin verantwortlich oder schuld, wenn es zu einem Unfall kommt, aber wenn der Ausbildungsstand des Schülers und der Schülerin bereits so weit fortgeschritten ist, dass der Ausbildner mit einem korrekten Verhalten hätte rechnen dürfen, dann eben der Schüler, die Schülerin. Wobei denkbar ist auch ein Verschulden beider Seiten. Zivilrechtlich spielt das alles keine Rolle, weil die Kfz-Haftpflichtversicherung ohnehin in jedem Fall zahlt. Strafrechtlich, also wenn wirklich Personen zu Schaden kommen, wird wohl das Verschulden im Einzelfall geklärt werden müssen.
Christian Kräutler: Ja und das Beste ist natürlich, wenn es gar nicht kracht und da ist eben eine vorausschauende Fahrweise angebracht. Was bedeutet das in der Praxis? Wir müssen, wenn wir mit dem Fahrzeug unterwegs sind, mit Fehlern von anderen rechnen und das gerade auch, wenn eben Jugendliche im Auto sitzen. Zum Beispiel müssen wir mit Vorrangmissachtungen rechnen. Die sind in Österreich leider recht populär. Bevor es also hart auf hart kommt, besser einmal großzügig auf den eigenen Vorrang verzichten. Safety first ist angesagt. Die Sicherheit muss immer Vorrang haben.
Sabine Kaulich: Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen ja auch bereits viele innovative Fahrerassistenzsysteme in den Fahrzeugen, wie etwa der Tempomat, Spurhalteassistent, Notbremsassistent, Einparkassistent und Co und hier stellt sich ja zu Beginn der L17-Ausbildung die Frage, muss der junge Fahrer, die junge Fahrerin beide Fahrweisen, also mit und ohne Unterstützung, beherrschen?
Christian Kräutler: Ja, alle Situationen müssen fahrtechnisch bewältigt werden, mit und ohne Support durch Fahrassistenzsysteme. Die innovativen Assistenztechnologien, die nach und nach in modernen Fahrzeugen Einzug halten, sind auch für Fahrschulen und Fahrprüfer gewisse Herausforderungen, aber auch hier werden neue Wege beschritten. Grundsätzlich gilt aber, um am Puls der Zeit zu bleiben, aber eben auch systemunabhängig sicher unterwegs zu sein, müssen beide Fahrweisen beherrscht werden. Mit und ohne technologische Helferlein.
Sabine Kaulich: Aller Anfang ist schwer, aber im Schonraum geht es ein bisschen leichter und damit Eltern nicht unbedingt die ersten Kilometer im privaten Pkw illegal auf Feldwegen hinterm Haus zurücklegen müssen, empfehlen wir die Fahrt in einem Fahrtechnikzentrum. Dort kann man, nämlich schon bevor man die L17-Tafel hat, erste Fahrerfahrungen machen und ein bisschen ein Gefühl fürs Fahrzeug bekommen, für Gas, Kupplung, Bremse. Und ein ganz ein wesentlicher Tipp von uns ist, wenn Sie das erste Mal eine Ausfahrt mit Ihrem Kind machen, am besten an einem ruhigen Sonntagvormittag und die stressigeren Situationen, eben die Rushhour in der Stadt oder eben die Ferienfahrt auf der Autobahn, die sollten eigentlich erst wesentlich später am Programm stehen.
Christian Kräutler: Und nach jeweils 1000 absolvierten Kilometern gibt es eine Feedbackfahrt mit den Fahrlehrern. Themenschwerpunkte bei dieser Feedbackfahrt sind Thema Geschwindigkeit, Blicktechniken, Gefahrenlehre und man geht natürlich auf die bisherigen Fahrerfahrungen ein. Nach 3000 Kilometern gibt es dann die praktische Perfektionsschulung inklusive einer Autobahnfahrt und das Ganze unter den Argusaugen des Fahrlehrers oder der Fahrlehrerin. Die private L17-Begleitung kann da natürlich dabei sein. Ihr habt ja aktuell schon mehr als 2000 Kilometer abgespult, Sabine. Wie fühlt sich denn sowas an?
Sabine Kaulich: Ja, schon recht glücklich und stolz. Wenn aber dann der Fahrlehrer ins Auto steigt und das eigene Kind am Steuer sitzt, dann hält man den Atem an, also da war ich doch schon ziemlich aufgeregt.
Christian Kräutler: Ja und man freut sich aber wirklich, wenn die eigene Bewusstseinsbildung Früchte trägt und die Fahrlehrerin Lob und Anerkennung zollt. Das ist echt Balsam auf die Seele und es geht runter wie Motoröl.
Sabine Kaulich: Ja, apropos Motoröl, das richtige Tanken, die Ölstandskontrolle, Scheibenreinigung, Reifendruckcheck und so weiter, das alles muss auch geübt werden und nämlich vorher und nicht erst, wenn das Kind alleine an der Tankstelle steht.
Christian Kräutler: Ja, das stimmt und dabei kann man auch kleine Betriebsgeheimnisse verraten. Zum Beispiel auf den kleinen Pfeil hinweisen, der so an der Tankanzeige ist, der dem Fahrer oder der Fahrerin eben zeigt, auf welcher Fahrzeugseite sich der Tankstutzen befindet.
Sabine Kaulich: Ja, und wenn die 3000 Kilometer im Kasten und alle Vorgaben erfüllt sind, dann gibt es langsam die letzte Möglichkeit für die Theorieprüfung am Computer. Besser ist es aber, wenn man die Theorieprüfung noch vor den Übungsfahrten macht und nach bestandener Theorieprüfung muss jedenfalls innerhalb von 18 Monaten die praktische Prüfung abgelegt werden, aber Achtung, ist diese Frist verstrichen, muss die Theorieprüfung wiederholt werden und das kostet extra.
Christian Kräutler: Ja, und nach dem theoretischen Wissen wird das praktische Können unter die Lupe genommen. Die praktische Fahrprüfung kann frühestens mit Vollendung des 17. Lebensjahres abgelegt werden. Die Prüfungsfahrt erfolgt dann entweder im privaten Pkw, im Beisein vom L17-Begleiter, aber es kann natürlich auch im Fahrschulauto gemacht werden, in Begleitung des Fahrschullehrers oder der Fahrschullehrerin. Die Prüfer sitzen dabei auf der Rücksitzsbank und wenn die Leistung stimmt, dann ist der Schein schon im Kasten. Die L17-Ausbildung ist dann allerdings noch nicht ganz absolviert, weil es ja das obligatorische Mehrphasentraining gibt, das besonders für die Sicherheit sorgt. In der zweiten Ausbildungsphase wird die mobile Kompetenz nochmals näher beleuchtet. 3 bis 9 Monate nach Erhalt des Führerscheins ist ein eintägiges Fahrsicherheitstraining samt verkehrspsychologischen Gruppengespräch anberaumt. 6 bis 12 Monate nach dem Führerscheinerwerb steht noch eine Perfektionsfahrt mit dem Fahrlehrer auf dem Programm. Es ist also ein sehr umfangreiches und nachhaltiges Programm in Sachen Sicherheit.
Sabine Kaulich: Christian, wusstest du, dass der L17 in Österreich schon fast über ein Vierteljahrhundert etabliert ist? Genauer gesagt seit dem 1. März 1999 und heute werden in Österreich bereits mehr als ein Drittel aller B-Lenklizenzen im L17-Modus absolviert. Auf dem Land ist diese frühe Möglichkeit des Führerscheinerwerbs naturgemäß noch beliebter, als in der öffisverwöhnten Stadt. Aber zurück zu unserer ursprünglich gestellten Frage. Ist L17 die Mühe wert? Ist L17 ein Erfolgsmodell?
Christian Kräutler: Die Antwort lautet eindeutig Ja. Nach über 20 Jahren L17 auf Österreichs Straßen kann man sagen, die Statistik gibt dem Modell L17 recht. Die österreichischen Verkehrsunfallzahlen sind in den letzten 20 Jahren stetig zurückgegangen und die Unfallzahlen der B-Führerscheinneulinge sind sogar überproportional stark gesunken. Diese klassische Risikogruppe, nämlich die Jugendlichen, ist dank L17 kein großes Sorgenkind mehr. L17 ist also eine richtig große Erfolgsstory, es gibt keinen besseren Weg zum B-Führerschein.
Sabine Kaulich: Ja Christian, aus elterlicher und aus beruflicher Überzeugung können wir also sagen, der Mut, die Mühe und der Mehraufwand von 3000 Kilometern gemeinsamer Fahrerfahrung lohnen sich für unsere Kinder, nicht wahr?
Christian Kräutler: Das können wir auf jeden Fall sagen. Es lohnt sich wirklich, 3000 gemeinsame Kilometer zu erfahren. In der Stadt und auf dem Land, bei Tag und bei Nacht. Bei Nebelsuppe und Sonnenschein, bei Schneesturm, aber auch bei Sommerregen.
Sabine Kaulich: Ja, das hast du schön gesagt, also L17 ist schon eine coole Sache und 3000 Kilometer mit unserem moralischen Beistand am Beifahrersitz, das ist eben die beste Basis für die jungen Lenker und Lenkerinnen, also da bin ich davon überzeugt und es ist ein gutes Gefühl, wenn man den Kindern den eigenen mobilen Erfahrungsschatz mit auf den Weg geben kann und in diesem Sinne, danke L17.
Christian Kräutler: Apropos cool, bewahren Sie während der Fahrt Ruhe und Gelassenheit. Es gibt für die neue Generation am Steuer nichts Besseres als das L17, eine konsequent begleitende Ausbildung, die unsere Jugend so sicher wie möglich zum B-Führerschein und durchs weitere mobile Leben führt. In diesem Sinne auch ein großes Dankeschön allen vorbildlich nervenstark begleitenden Mamas und Papas, Tanten und Onkeln, Omas und Opas und natürlich auch allen anderen Bezugspersonen in dieser verantwortungsvollen Rolle.
Sabine Kaulich: Vielen Dank auch Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.
Christian Kräutler: Bleiben Sie cool! Bleiben Sie gesund, bleiben Sie interessiert und aufmerksam und bleiben Sie dran! Auf ein baldiges Wiederhören bei unserem nächsten KFV-Podcast. Wir freuen uns auf Ihr Dabeisein, wenn es wieder heißt, Sicher ist sicher.
Catharina Ballan: Sie hörten Sabine Kaulich und Christian Kräutler, zwei erfahrene Präventionsfachleute des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Mehr Infos zum Thema dieser KFV-Podcast-Episode und zu vielen weiteren wichtigen Sicherheitsthemen finden Sie auf unserer Website kfv.at. Abonnieren Sie Sicher ist sicher auf Spotify, Apple und Google Podcasts sowie auf allen gängigen Podcatcherplattformen und empfehlen Sie unseren Podcast weiter. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei Sicher ist sicher, dem Vordenker*innenpodcast des KFV.
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